Nordwest-Zeitung

Seine Heldentat bleibt lange unbekannt

„Imitation Game – Ein streng geheimes Leben“am Montag im Ersten – Film über Alan Turing

- 68. BORBORO MU.KER

Alan Turing galt als mathematis­ches Genie. Für einen Thriller ist Benedict Cumberbatc­h in die Rolle des Mannes geschlüpft, der als 8chwuler diskrimini­ert wurde.

BERLIN – Er war ein Genie, aber lange Zeit kannte ihn fast niemand: Alan Turing, britischer Mathematik­er und Informatik­er, war schwul und ein Einzelgäng­er. Sein Leben ist fasziniere­nd und tragisch. Historiker gehen davon aus, dass seine Entschlüss­elung des Enigma-Codes der Nazis den Zweiten Weltkrieg um einige Jahre verkürzte. Turing starb 1954 mit nur 41 Jahren. Zu seinen Lebzeiten blieb ihm der Ruhm verwehrt, der ihm zugestande­n

MONTAG 20.15 UHR

hätte. Ein Film erzählt seine Geschichte. Das Erste bringt „The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben“am Montag (3. Juli) um 20.15 Uhr zum ersten Mal ins deutsche Fernsehen.

Der norwegisch­e Regisseur Morten Tyldum wagte sich mit diesem Kinofilm 2014 an den vielschich­tigen Stoff. Vorlage ist das Drehbuch des USAutors Graham Moore, der mit „The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben“sein erstes Skript verfasste.

Die Hauptrolle übernimmt der britische Schauspiel­er Benedict Cumberbatc­h

(„Sherlock“). Der 40-Jährige spielt Turing in all seinen Facetten: als sonderlich­en Einzelgäng­er, der schon in der Schule gehänselt wird. Als arroganten Wissenscha­ftler, der seine Kollegen provoziert und abweist, als besessenen Läufer und verschloss­enes Genie, in Gesellscha­ft mal kühl, mal humorvoll. Gleichzeit­ig kommt eine gequälte, sensible Seite zum Vorschein und nicht zuletzt seine Besessenhe­it beim Umgang mit Zahlen und Codes.

In einer streng geheimen Mission des britischen Staates soll Turing mit anderen Wissenscha­ftlern verschlüss­elte

Funksprüch­e der Nazis knacken. Er eckt bei seinen Kollegen und Vorgesetzt­en an, doch am Ende hat er Erfolg. Die Codes werden entschlüss­elt, die Alliierten können die Pläne der Deutschen durchschau­en und darauf reagieren. Die Erfindung wird aus strategisc­hen Gründen geheim gehalten – von Turings Heldentat erfährt praktisch niemand.

Tyldum macht aus dem Rennen der Entschlüss­elungsexpe­rten gegen die Zeit einen spannenden Thriller. Er stellt Cumberbatc­h interessan­te Figuren zur Seite, darunter Keira Knightley in der

Rolle einer Mathematik­erin, die mehr als nur eine platonisch­e Freundscha­ft will.

Nach dem Krieg wird das Genie chronisch unterschät­zt. Dabei leistet er Grundlagen­arbeit für die spätere Computerte­chnik und künstliche Intelligen­z. Nach einer Affäre mit einem Mann wird Turing 1952 wegen „Verstoßes gegen gute Sitten“verurteilt. Chemische Kastration durch weibliche Hormone „bewahrt“ihn vor dem Gefängnis. 1954 stirbt Turing an einer Zyanid-Vergiftung, kurz vor seinem 42. Geburtstag. Es gilt als sicher, dass er sich das Leben genommen hat.

Dass Turing dem Zuschauer so ans Herz geht, ist vor allem Cumberbatc­h zu verdanken, der den Sonderling mit der nötigen Einfühlsam­keit darstellt und 2015 bei den Oscars als bester Hauptdarst­eller für „The Imitation Game“nominiert war.

„Als ich die letzte Szene gespielt habe, gab es ein paar Einstellun­gen, bei denen ich nicht aufhören konnte, zu weinen“, sagte der Schauspiel­er. „Es ist leider aktuell und wichtig zu sehen, dass Menschen in Zeiten von Armut, Nationalis­mus oder Faschismus Minderheit­en zu Sündenböck­en machen.“

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BILD: JOCK E.GLISH/SQUORE8.E 6on Zahlen und Codes besessen: der Schauspiel­er Benedict Cumberbatc­h als Olan Turing
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