Erfreulich
Erst die Restaurantkette Vapiano, dann der Liefer- und Abrechnungsdienst Delivery Hero: Beobachter haben gleich mal errechnet, dass das erste Halbjahr 2017 eine gute Phase für Börsengänge in Deutschland war. Das ist ist ganz erfreulich. Denn es herrscht Nachholbedarf. In Deutschland gibt es deutlich weniger börsennotierte Unternehmen als in anderen großen Wirtschaftsnationen. Damit lassen insbesondere große Mittelständler das Potenzial zur günstigen Refinanzierung ihres Wachstums unausgeschöpft.
Zugleich bleibt aber auch der Pool von Aktien, aus dem deutsche Anleger im Inland fischen können, überschaubar. Das ist schade, denn allein schon wegen der dauerhaft niedrigen Sparzinsen und des Zwangs zur privaten Altersvorsorge sollte es eine stetig wachsende Zahl von Aktionären und Aktiengesellschaften geben. Im eigenen Land kann man mit seinen Anlage-Entscheidungen leichter richtig liegen als etwa in China.
Ob die jüngsten Börsengänge nach ihrem teils furiosen Start letztlich ein Erfolg werden, ist eine ganz andere Sache. An der Börse muss man eine Vision haben, um damit ertragreiche Trends der Zukunft zu erkennen und daran teilzuhaben. Aber das ist nicht alles.
Zugleich ist stets eine gehörige Portion Misstrauen angebracht, vor allem bei Aktien, die nicht in der 1. Börsenliga spielen und nicht so unter Beobachtung stehen. Aktuell ist eine Überhitzungsphase unübersehbar. Manche Firmen mit wenig Substanz, die zudem Verlust einfahren, werden mit Milliardenbeträgen bewertet. Das ist dann eine sehr schräge Wette auf die Zukunft – und könnte sich leicht einmal mit einem Kurssturz entladen.
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