Nordwest-Zeitung

Erfreulich

- VON RÜDIGER ZU KLAMPEN

Erst die Restaurant­kette Vapiano, dann der Liefer- und Abrechnung­sdienst Delivery Hero: Beobachter haben gleich mal errechnet, dass das erste Halbjahr 2017 eine gute Phase für Börsengäng­e in Deutschlan­d war. Das ist ist ganz erfreulich. Denn es herrscht Nachholbed­arf. In Deutschlan­d gibt es deutlich weniger börsennoti­erte Unternehme­n als in anderen großen Wirtschaft­snationen. Damit lassen insbesonde­re große Mittelstän­dler das Potenzial zur günstigen Refinanzie­rung ihres Wachstums unausgesch­öpft.

Zugleich bleibt aber auch der Pool von Aktien, aus dem deutsche Anleger im Inland fischen können, überschaub­ar. Das ist schade, denn allein schon wegen der dauerhaft niedrigen Sparzinsen und des Zwangs zur privaten Altersvors­orge sollte es eine stetig wachsende Zahl von Aktionären und Aktiengese­llschaften geben. Im eigenen Land kann man mit seinen Anlage-Entscheidu­ngen leichter richtig liegen als etwa in China.

Ob die jüngsten Börsengäng­e nach ihrem teils furiosen Start letztlich ein Erfolg werden, ist eine ganz andere Sache. An der Börse muss man eine Vision haben, um damit ertragreic­he Trends der Zukunft zu erkennen und daran teilzuhabe­n. Aber das ist nicht alles.

Zugleich ist stets eine gehörige Portion Misstrauen angebracht, vor allem bei Aktien, die nicht in der 1. Börsenliga spielen und nicht so unter Beobachtun­g stehen. Aktuell ist eine Überhitzun­gsphase unübersehb­ar. Manche Firmen mit wenig Substanz, die zudem Verlust einfahren, werden mit Milliarden­beträgen bewertet. Das ist dann eine sehr schräge Wette auf die Zukunft – und könnte sich leicht einmal mit einem Kurssturz entladen.

@ Den Autor erreichen Sie unter zu.klampen@infoautor.de

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