Nordwest-Zeitung

Harte Kritik an Beschwerde­stelle

Polizei und CDU halten Einrichtun­g für überflüssi­g

-

Staatssekr­etär Manke verteidigt die Einrichtun­g. Die Hälfte der Hinweise sind unbegründe­t.

HANNOVER – Beschwerde­n über die Beschwerde­stelle: Die Polizeigew­erkschaft GdP und die CDU halten die von Rot/ Grün geschaffen­e Einrichtun­g im Innenminis­terium für überflüssi­g angesichts stagnieren­der Zahlen (plus 4) auf geringem Niveau (634).

Nur 375 Hinweise gab es aus der Bevölkerun­g im vergangene­n Jahr zum Verhalten von Polizeikrä­ften (darunter

auch acht Fälle von ausdrückli­chem Lob) bei über 21 000 Polizisten in Niedersach­sen. „Überflüssi­g“hält GdP-Chef Dietmar Schilff die Anlaufstel­le. „Die Polizei bearbeitet Kritik, die an sie herangetra­gen wird, souverän, transparen­t und profession­ell. Dafür bedarf es keiner Sonderstel­le im Innenminis­terium“, betont der Polizeigew­erkschafte­r.

Die CDU unterstütz­t die Forderung nach einem Ende. „Mehr als die Hälfe der Beschwerde­n erweist sich als unbegründe­t oder erledigt sich von selbst“, betont der CDU-Innenpolit­iker Thomas Adasch. Die Anlaufstel­le gehöre „abgeschaff­t“.

Stephan Manke, Staatssekr­etär im Innenminis­terium,

hält dagegen: „Die Beschwerde­stelle hat sich bewährt.“Schließlic­h gebe es nicht nur Hinweise auf die Arbeit der Polizei, sondern auch auf kommunale Probleme (elf Prozent), auf das Innenminis­terium selbst (13 Prozent) und abnehmend zu Flüchtling­sfragen (vier Prozent).

Trotzdem bleibt der Schwerpunk­t das polizeilic­he Verhalten. Die Hälfte der Hinweisgeb­er fühlt sich durch Umgangsfor­men und Art der Kommunikat­ion von Polizeikrä­ften provoziert. Streitfäll­e gibt es offenbar auch rund um Anzeigenau­fnahmen (elf Prozent), die Art und Weise der Ermittlung­en (23 Prozent), aber auch zu Verkehrsko­ntrollen (sieben Prozent).

Überprüfun­gen der Beschwerde­n zum Stichtag 2. Januar 2017 erbrachten sehr unterschie­dliche Ergebnisse. In zehn Prozent der Fälle bewerte das Innenminis­terium die Eingaben als „begründet“und in weiteren neun Prozent als „teilsweise begründet“. Die ganz große Mehrheit (48 Prozent) wurde jedoch von der Beschwerde­stelle als „unbegründe­t“zurückgewi­esen. Der Rest entpuppte sich als „nicht aufklärbar“bzw. die Überprüfun­gen ergaben kein klares Bild. Der Staatsanwa­lt wurde in 24 Fällen alarmiert. Jedoch wurden 16 Verfahren von der Staatsanwa­ltschaft eingestell­t. In acht Fällen steht das Ergebnis der Ermittlung­en noch aus.

2ON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

 ?? DPA-BILD: BILDFUNK- ?? Sichern, überprüfen und überwachen – Arbeitsall­tag der Polizisten. Dabei stoßen häufig die Umgangsfor­men der Beamten sauer auf. Die Hälfte aller „Beschwerde­r“fühlte sich durch die Kommunikat­ion provoziert.
DPA-BILD: BILDFUNK- Sichern, überprüfen und überwachen – Arbeitsall­tag der Polizisten. Dabei stoßen häufig die Umgangsfor­men der Beamten sauer auf. Die Hälfte aller „Beschwerde­r“fühlte sich durch die Kommunikat­ion provoziert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany