Schieflage am Wohnungsmarkt der Zukunft
Wachstumszentren stehen Verlierer-Regionen im Süden und Nordosten gegenüber
HANNOVER – Dramatische Kluft auf Niedersachsens Wohnungsmarkt: In Zukunft liegen „wachsende Zentren und schrumpfende Gemeinden oft nur wenige Kilometer auseinander“. So lautet die Schlussfolgerung im 23. Bericht zur Wohnungsmarktforschung, den Sozial- und Bauministerin Cornelia Rundt (SPD) und die NBank am Freitag vorstellten.
Die aktuelle Wachstumsdynamik der Wirtschaft schlägt sich in den Prognosen der Wohnungsmarktexperten nieder. Erwartet wird ein Anstieg der Haushalte um 3,1 Prozent bis zum Jahr 2035 auf dann
4,02 Millionen Einheiten – vorwiegend von ein oder zwei Personen genutzt. Um diesen Bedarf zu decken, sind gewaltige Anstrengungen im Wohnungsbau
notwendig – fast 300000 neue Wohnungen. Das entspricht einem jährlichen Mehrbedarf von durchschnittlich 14 800 Einheiten.
„Tatsächlich ist der kurzfristige Bedarf aber deutlich höher“, mahnt Bauministerin Rundt. Bis zum Jahr 2020 müssen mehr als 30 000 Wohnungen jährlich geschaffen werden. Denn die Nachfrage vor allem in den Städten „steigt weiter deutlich an“, sagen Experten. Mit allen Folgeproblemen: In Ballungsräumen kennen die Mietpreise nur eine Richtung: steil nach oben. Damit wird bezahlbarer Wohnraum für einkommensschwache Schichten immer mehr zum unüberwindbarem Hindernis.
Sozialministerin Rundt sieht noch eine wachsende Herausforderung. Durch die älter werdende Bevölkerung benötigen immer mehr Menschen eine barrierefrei Wohnung. Das Angebot müsse deutlich ausgeweitet werden.
Zu den Schattenseiten des Wohnungsmarktberichts gehören die Prognosen für Niedersachsens Süden und Nordosten. Dort erwarten die Experten wegen Wegzugs und schwacher wirtschaftlicher Entwicklung „Überhänge von mehr als 70 000 Wohnungen“. Vor allem ältere Mietwohnungen hätten auf dem Markt keine Chance mehr.
Die CDU wirft Bauministerin Rundt vor, angesichts des dringenden Bedarfs von Wohnungen für Menschen mit kleinem und mittlerem Einkommen „keine Lösung“zu haben. Darin liege ein „sozialer Sprengstoff“.