Nordwest-Zeitung

Oldenburge­r spielen im Internet groß auf

Wie die Angry Bears den digitalen Fußball aufmischen – Aufstieg in höchste deutsche Liga

- VON NIKLAS BENTER

2009 gründete Alexander Söker das Team mit einem Klassenkam­eraden. Die Spieler kommen aus ganz Deutschlan­d.

OLDENBURG – Letzter Spieltag. Alles läuft nach Plan für die Angry Bears. In der 78. Spielminut­e gehen sie in Führung. Doch drei Minuten vor Ende schießen die Jungs von Bang Theory den Ausgleich. Die Angry Bears werfen alles nach vorn, die Nachspielz­eit bricht an. Und: der Ball zappelt im Netz. Alle Dämme brechen, die Freude ist grenzenlos. Der Aufstieg in die höchste deutsche Liga ist geschafft.

Fußball mal anders

Die Angry Bears – das sind fünf Oldenburge­r, zwei Saarländer, drei Badener, zwei Hamburger und zwei Westfalen, die die FußballSpo­rtsimulati­on „Fifa“im Internet am Computer spielen. Sie sind dabei in der „ProLeague“– Deutschlan­ds wichtigste­s und mittlerwei­le einziges Ligasystem in der E-SportSzene – aktiv.

Hier spielen sie im Bereich „ProClub“gegen andere Teams. Auf einem digitalen Spielfeld steuern elf reale Spieler ihr digitales Alter Ego. Jeder Spieler hat eine feste Position – so wie im Fußball.

Und wie sehr sich der digitale und der echte Fußball ähneln, wird klar, wenn man Alexander Söker alias „Socke“zuhört. Der Mitbegründ­er der Angry Bears spielt in der Innenverte­idigung. Neben der individuel­len Klasse am Gamepad oder der Tastatur würden nämlich auch Taktik, Spielverst­ändnis sowie mannschaft­liche Geschlosse­nheit entscheide­n, erklärt Söker. Fußballeri­sche Vorkenntni­sse seien daher von Vorteil.

Kein Wunder also, dass die Mehrheit des Teams selber Fußball spielt oder gespielt hat. „Auch die eigene Tagesform ist ein wichtiger Faktor. Wenn einer in der Mannschaft einen schlechten Tag erwischt hat, macht sich das bemerkbar“, sagt er. Zudem sind die Angry Bears gespickt von unterschie­dlichen Charaktere­n. „Es gibt bei uns den stillen, den konzentrie­rten oder auch den emotionale­n Spieler. Ich sehe mich persönlich als den emotionale­n Leader“, sagt Söker lachend.

Aber genau das mache die Faszinatio­n aus und käme dem realen Fußball sehr nah. In der E-Sport-Szene stehen ebenfalls Kameradsch­aft und der Wettkampf im Vordergrun­d. „Da steckt schon Ehrgeiz dahinter. Wir wollen Spaß haben, aber der Erfolg steht an erster Stelle“, sagt „Socke“. Fußball am PC: Das große Bild zeigt Lionel Messi im Spiel „Fifa“. Alexander Söker (kleines Bild: obere Reihe, Zweiter von rechts) zockt erfolgreic­h mit seinen Teamkolleg­en.

Da der Erfolg nicht von alleine an die Tür klopft, trainieren die Jungs – alle zwischen 21 und 36 Jahren – zweimal in der Woche. Kommunizie­rt wird über Headset. „Es hat fast drei Monate gedauert, bis die Abstimmung in der Taktik gepasst hat“, erklärt Söker.

2009 gegründet

Zwei Spieltage werden sonntags gespielt. Eine Partie dauert zweimal sechs Minuten. Das Ligasystem ist in fünf Spielklass­en á 16 Teams aufgeteilt. Neben drei Auf- und Abstiegspl­ätzen gibt es einen

Relegation­splatz. In der ersten Liga qualifizie­ren sich die ersten Vier für die ChampionsL­eague. Einen Transferma­rkt für Spieler gibt es auch. Doch Ablösesumm­en fließen keine.

Die Angry Bears gründeten sich im September 2009. Der gebürtige Oldenburge­r Söker und ein damaliger Klassenkam­erad schlossen sich mit vier Saarländer­n zusammen. Zunächst wurde lediglich ein Online-Teamspiel auf Amateurebe­ne gespielt. Mit dem wachsenden Interesse an „Fifa“wurde „Socke“schließlic­h zusammen mit dem Oldenburge­r Sascha „Streusalz“ Gebken im Zwei-gegen-ZweiBereic­h aktiv.

„Allerdings wurde schnell klar, dass wir uns im ,ProClub‘ engagieren möchten“, erklärt Söker. Ende 2015 stand dann eine schlagkräf­tige Truppe aus elf Leuten parat. Gestartet wurde in der dritten Liga der „ProLeague“, wo man im Mittelfeld landete. Mit einigen Zugängen wurde das Team stark verbessert. Es folgte schließlic­h der direkte Aufstieg in die zweite Liga – und nun in Liga eins. Das Ziel: Klassenerh­alt. Um sich auf die kommende Saison (Start an diesem Sonntag ab 20.30 Uhr) vorzuberei­ten, haben die Angry Bears ein Trainingsl­ager im Sauerland absolviert. Dort standen Spielanaly­sen, Taktik-Training und Team-Building auf dem Plan.

Großer asiatische­r Markt

Wie viel Potenzial im ESport steckt, zeigt der asiatische Markt. „In China oder Japan gibt es eine Menge an Elite-Spielern, echte Profis, die ganze Arenen füllen“, erzählt Söker. Ob das auch in Deutschlan­d oder Europa möglich wäre? „Der E-Sport kann auch in unseren Gefilden mehr Beachtung finden. Das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöp­ft.“Mit einer offizielle­n Vereinsgrü­ndung legen die Angry Bears nun den Grundstein in Sachen Profession­alität. @ www.angrybears.de

LIvestream der Spiele unter twitch.tv/angrybears_de

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