Oldenburger spielen im Internet groß auf
Wie die Angry Bears den digitalen Fußball aufmischen – Aufstieg in höchste deutsche Liga
2009 gründete Alexander Söker das Team mit einem Klassenkameraden. Die Spieler kommen aus ganz Deutschland.
OLDENBURG – Letzter Spieltag. Alles läuft nach Plan für die Angry Bears. In der 78. Spielminute gehen sie in Führung. Doch drei Minuten vor Ende schießen die Jungs von Bang Theory den Ausgleich. Die Angry Bears werfen alles nach vorn, die Nachspielzeit bricht an. Und: der Ball zappelt im Netz. Alle Dämme brechen, die Freude ist grenzenlos. Der Aufstieg in die höchste deutsche Liga ist geschafft.
Fußball mal anders
Die Angry Bears – das sind fünf Oldenburger, zwei Saarländer, drei Badener, zwei Hamburger und zwei Westfalen, die die FußballSportsimulation „Fifa“im Internet am Computer spielen. Sie sind dabei in der „ProLeague“– Deutschlands wichtigstes und mittlerweile einziges Ligasystem in der E-SportSzene – aktiv.
Hier spielen sie im Bereich „ProClub“gegen andere Teams. Auf einem digitalen Spielfeld steuern elf reale Spieler ihr digitales Alter Ego. Jeder Spieler hat eine feste Position – so wie im Fußball.
Und wie sehr sich der digitale und der echte Fußball ähneln, wird klar, wenn man Alexander Söker alias „Socke“zuhört. Der Mitbegründer der Angry Bears spielt in der Innenverteidigung. Neben der individuellen Klasse am Gamepad oder der Tastatur würden nämlich auch Taktik, Spielverständnis sowie mannschaftliche Geschlossenheit entscheiden, erklärt Söker. Fußballerische Vorkenntnisse seien daher von Vorteil.
Kein Wunder also, dass die Mehrheit des Teams selber Fußball spielt oder gespielt hat. „Auch die eigene Tagesform ist ein wichtiger Faktor. Wenn einer in der Mannschaft einen schlechten Tag erwischt hat, macht sich das bemerkbar“, sagt er. Zudem sind die Angry Bears gespickt von unterschiedlichen Charakteren. „Es gibt bei uns den stillen, den konzentrierten oder auch den emotionalen Spieler. Ich sehe mich persönlich als den emotionalen Leader“, sagt Söker lachend.
Aber genau das mache die Faszination aus und käme dem realen Fußball sehr nah. In der E-Sport-Szene stehen ebenfalls Kameradschaft und der Wettkampf im Vordergrund. „Da steckt schon Ehrgeiz dahinter. Wir wollen Spaß haben, aber der Erfolg steht an erster Stelle“, sagt „Socke“. Fußball am PC: Das große Bild zeigt Lionel Messi im Spiel „Fifa“. Alexander Söker (kleines Bild: obere Reihe, Zweiter von rechts) zockt erfolgreich mit seinen Teamkollegen.
Da der Erfolg nicht von alleine an die Tür klopft, trainieren die Jungs – alle zwischen 21 und 36 Jahren – zweimal in der Woche. Kommuniziert wird über Headset. „Es hat fast drei Monate gedauert, bis die Abstimmung in der Taktik gepasst hat“, erklärt Söker.
2009 gegründet
Zwei Spieltage werden sonntags gespielt. Eine Partie dauert zweimal sechs Minuten. Das Ligasystem ist in fünf Spielklassen á 16 Teams aufgeteilt. Neben drei Auf- und Abstiegsplätzen gibt es einen
Relegationsplatz. In der ersten Liga qualifizieren sich die ersten Vier für die ChampionsLeague. Einen Transfermarkt für Spieler gibt es auch. Doch Ablösesummen fließen keine.
Die Angry Bears gründeten sich im September 2009. Der gebürtige Oldenburger Söker und ein damaliger Klassenkamerad schlossen sich mit vier Saarländern zusammen. Zunächst wurde lediglich ein Online-Teamspiel auf Amateurebene gespielt. Mit dem wachsenden Interesse an „Fifa“wurde „Socke“schließlich zusammen mit dem Oldenburger Sascha „Streusalz“ Gebken im Zwei-gegen-ZweiBereich aktiv.
„Allerdings wurde schnell klar, dass wir uns im ,ProClub‘ engagieren möchten“, erklärt Söker. Ende 2015 stand dann eine schlagkräftige Truppe aus elf Leuten parat. Gestartet wurde in der dritten Liga der „ProLeague“, wo man im Mittelfeld landete. Mit einigen Zugängen wurde das Team stark verbessert. Es folgte schließlich der direkte Aufstieg in die zweite Liga – und nun in Liga eins. Das Ziel: Klassenerhalt. Um sich auf die kommende Saison (Start an diesem Sonntag ab 20.30 Uhr) vorzubereiten, haben die Angry Bears ein Trainingslager im Sauerland absolviert. Dort standen Spielanalysen, Taktik-Training und Team-Building auf dem Plan.
Großer asiatischer Markt
Wie viel Potenzial im ESport steckt, zeigt der asiatische Markt. „In China oder Japan gibt es eine Menge an Elite-Spielern, echte Profis, die ganze Arenen füllen“, erzählt Söker. Ob das auch in Deutschland oder Europa möglich wäre? „Der E-Sport kann auch in unseren Gefilden mehr Beachtung finden. Das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft.“Mit einer offiziellen Vereinsgründung legen die Angry Bears nun den Grundstein in Sachen Professionalität. @ www.angrybears.de
LIvestream der Spiele unter twitch.tv/angrybears_de