Ehe für alle: Erste Anmeldung beim Standesamt
Schwule und Lesben in Oldenburg feiern Bundestagsentscheidung – Stadt muss Formulierungen anpassen
Die CSD-Organisatoren sehen eine zentrale Forderung erfüllt. Das Ende für die bunte Demo bedeutet das aber nicht.
OLDENBURG – Seit Jahrzehnten haben Schwule und Lesben dafür gekämpft, nun waren sie selbst überrascht, wie schnell es ging: Es ist gerade erst zwei Wochen her, dass beim Christopher Street Day (CSD) Nordwest in Oldenburg 15000 Menschen auch die Ehe für alle forderten. Am Freitagmorgen machte der Bundestag den Weg dazu frei.
Damit sei eine der Kernforderungen der letzten Jahre endlich erfüllt worden, ließen die CSD-Organisatoren umgehend verlauten. Die bisherige eingetragene Partnerschaft sei eine offensichtliche Diskriminierung gewesen. „Echte Gleichstellung braucht keine zwei Gesetze“, so CSD-Sprecher Kai Bölle. Für Freitagabend lud das Team zu einem
spontanen Sektempfang ins Kreativ-Labor ein.
Auch die Jugendverbände der CDU in Oldenburg begrüßten das Ergebnis. Es sei eine „großartige Entscheidung für das Gesellschaftliche Miteinander“, so RCDS-Vorsitzender Niklas Howard.
Offenbar haben einige Homosexuelle tatsächlich nur
auf die erlösende Nachricht aus Berlin gewartet. Wie die Stadt Oldenburg mitteilte, habe sich gleich ein gleichgeschlechtliches Paar für eine Eheschließung am 1. November vormerken lassen. Voraussichtlich ab diesem Termin kann das Gesetz umgesetzt werden. Ein weiteres Paar habe sich bereits informiert.
Die Stadt hat nun die Aufgabe, interne Formulierungen anzupassen und Infomaterial zu aktualisieren. Dies sei allerdings kein großer Aufwand, hieß es. Generell sei man beim Standesamt dankbar für die Klarheit, die die Gesetzesänderung mit sich bringe.
In Oldenburg hatte man sich offenbar ohnehin sehr fortschrittlich gezeigt. „Wir wurden vorher gefragt, ob bei der Zeremonie vom Verpartnern oder vom Heiraten gesprochen werden soll“, erinnert sich Barbro Schönberger. Seit 2010 lebt die Oldenburgerin in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft. „Soweit ich weiß, müssen wir jetzt noch einmal zum Standesamt und sie umschreiben lassen“, beschreibt sie den recht unromantischen Vorgang.
Sie habe sich „total gefreut“, dass Deutschland endlich mit vielen Nachbarländern gleichgezogen habe. „Das war überfällig“, sagt die 41-Jährige, die als Lehrerin an der IGS Kreyenbrück arbeitet.
Gemeinsam mit ihrer Partnerin (und bald wohl Ehefrau) zieht Schönberger eine Tochter groß. Um schwanger zu werden, haben sie ins Ausland fahren müssen. „In Deutschland wurde uns das nicht ermöglicht“, erzählt sie.
Besonders freue sie sich für männliche Paare, die bislang noch nicht einmal diesen Weg gehen konnten. Sie werden dann endlich auch im Adoptionsrecht gleichgestellt und können Kinder adoptieren.
Den CSD in Oldenburg wird es übrigens auch weiterhin geben. „Auch mit diesem Erfolg wird es noch ein langer Weg zu vollständiger Anerkennung als gleichwertig und gleichberechtigt“, schreibt das Orga-Team. „Denn Gesetze sind nur eine Seite der Medaille.“