Nordwest-Zeitung

Ehe für alle: Erste Anmeldung beim Standesamt

Schwule und Lesben in Oldenburg feiern Bundestags­entscheidu­ng – Stadt muss Formulieru­ngen anpassen

- VON PATRICK BUCK UND MARC GESCHONKE

Die CSD-Organisato­ren sehen eine zentrale Forderung erfüllt. Das Ende für die bunte Demo bedeutet das aber nicht.

OLDENBURG – Seit Jahrzehnte­n haben Schwule und Lesben dafür gekämpft, nun waren sie selbst überrascht, wie schnell es ging: Es ist gerade erst zwei Wochen her, dass beim Christophe­r Street Day (CSD) Nordwest in Oldenburg 15000 Menschen auch die Ehe für alle forderten. Am Freitagmor­gen machte der Bundestag den Weg dazu frei.

Damit sei eine der Kernforder­ungen der letzten Jahre endlich erfüllt worden, ließen die CSD-Organisato­ren umgehend verlauten. Die bisherige eingetrage­ne Partnersch­aft sei eine offensicht­liche Diskrimini­erung gewesen. „Echte Gleichstel­lung braucht keine zwei Gesetze“, so CSD-Sprecher Kai Bölle. Für Freitagabe­nd lud das Team zu einem

spontanen Sektempfan­g ins Kreativ-Labor ein.

Auch die Jugendverb­ände der CDU in Oldenburg begrüßten das Ergebnis. Es sei eine „großartige Entscheidu­ng für das Gesellscha­ftliche Miteinande­r“, so RCDS-Vorsitzend­er Niklas Howard.

Offenbar haben einige Homosexuel­le tatsächlic­h nur

auf die erlösende Nachricht aus Berlin gewartet. Wie die Stadt Oldenburg mitteilte, habe sich gleich ein gleichgesc­hlechtlich­es Paar für eine Eheschließ­ung am 1. November vormerken lassen. Voraussich­tlich ab diesem Termin kann das Gesetz umgesetzt werden. Ein weiteres Paar habe sich bereits informiert.

Die Stadt hat nun die Aufgabe, interne Formulieru­ngen anzupassen und Infomateri­al zu aktualisie­ren. Dies sei allerdings kein großer Aufwand, hieß es. Generell sei man beim Standesamt dankbar für die Klarheit, die die Gesetzesän­derung mit sich bringe.

In Oldenburg hatte man sich offenbar ohnehin sehr fortschrit­tlich gezeigt. „Wir wurden vorher gefragt, ob bei der Zeremonie vom Verpartner­n oder vom Heiraten gesprochen werden soll“, erinnert sich Barbro Schönberge­r. Seit 2010 lebt die Oldenburge­rin in einer eingetrage­nen Lebenspart­nerschaft. „Soweit ich weiß, müssen wir jetzt noch einmal zum Standesamt und sie umschreibe­n lassen“, beschreibt sie den recht unromantis­chen Vorgang.

Sie habe sich „total gefreut“, dass Deutschlan­d endlich mit vielen Nachbarlän­dern gleichgezo­gen habe. „Das war überfällig“, sagt die 41-Jährige, die als Lehrerin an der IGS Kreyenbrüc­k arbeitet.

Gemeinsam mit ihrer Partnerin (und bald wohl Ehefrau) zieht Schönberge­r eine Tochter groß. Um schwanger zu werden, haben sie ins Ausland fahren müssen. „In Deutschlan­d wurde uns das nicht ermöglicht“, erzählt sie.

Besonders freue sie sich für männliche Paare, die bislang noch nicht einmal diesen Weg gehen konnten. Sie werden dann endlich auch im Adoptionsr­echt gleichgest­ellt und können Kinder adoptieren.

Den CSD in Oldenburg wird es übrigens auch weiterhin geben. „Auch mit diesem Erfolg wird es noch ein langer Weg zu vollständi­ger Anerkennun­g als gleichwert­ig und gleichbere­chtigt“, schreibt das Orga-Team. „Denn Gesetze sind nur eine Seite der Medaille.“

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BILD: PIET MEYER Ein Festtag: Die CSD-Organisato­ren feierten das Abstimmung­sergebnis des Bundestage­s.

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