Nordwest-Zeitung

Wenn Eltern komisch werden

Leander Haußmanns Spielfilm „Pubertier“nach Büchern von Jan Weiler

- VON CORDULA DIECKMANN

Die Komödie startet am Donnerstag in den Kinos. Sie zeigt, wie durch die Pubert>t der ?amilienfri­eden ins Wan@en ger>t – mit Aeder Menge Peinlich@eiten.

HAMBURG – Sie stinken wahlweise nach blumigem Deo oder Schweiß, sie mutieren von lieb lächelnden Wesen zu schreiende­n Monstern. Sie sind ebenso schweigsam wie unverschäm­t. Warum, bitte schön, sollte man sich mit so jemandem abgeben?

Ganz einfach, weil Eltern keine andere Wahl haben. Kinder werden nun mal groß und wenn sie in die Pubertät, kommen, werden aus den süßen Kleinen junge Menschen mit eigenen Vorstellun­gen, die man immer noch liebt. Das ist gut, wenngleich nicht immer ganz einfach.

Da ist es doch beruhigend zu wissen, dass es fast allen

Eltern so ergeht, wie der Kinofilm „Das Pubertier“von Leander Haußmann vor Augen führt, der auf den Büchern des Münchner Schriftste­llers Jan Weiler beruht.

Jan Josef Liefers und Heike Makatsch spielen Hannes und Sara, die mit dem Auf und Ab der jugendlich­en Psyche ihrer Tochter konfrontie­rt sind. Ein Problem, vor allem für den liebenden Vater, der seine Carla immer noch als kleines Mädchen vor Augen hat, das er in den Schlaf gesungen hat („Du bist die Liebe meines Lebens“).

Peinlich, findet die hübsche 14-Jährige, gespielt von Harriet Herbig-Matten. Als ihre erste große Party ansteht, soll er sich bitteschön unsichtbar

machen. Klar, dass ihm das nicht gelingt. Und noch viel schlimmer: Das befreundet­e Ehepaar Holger und Miriam (Monika Gruber und Detlev Buck) kommt zu Besuch, und gemeinsam sorgen die Erwachsene­n dafür, dass Carlas Party aus dem Ruder läuft.

Für betroffene Eltern hat der Film extrem hohen Wiedererke­nnungswert, ebenso wie die Bücher, die das ZDF ab Herbst auch noch für eine Fernsehser­ie adaptiert. Zimmer, in denen jeder Quadratzen­timeter Boden mit Klamotten, Essensrest­en und zerfledder­ten Schulsache­n bedeckt ist? Ja. Mädchen, die in einem Hauch aus Nichts in die Schule gehen wollen? Genau.

Das Handy als dauerpiepe­nder Lebensnerv? Logisch. Genervtes Knurren auf freundlich­e Fragen? Normal. Und dann urplötzlic­hes Überrumpel­n mit überschwän­glichen Liebesbewe­isen? Jaaaaaa.

Haußmann weiß offensicht­lich, was Sache ist, und hat die tägliche Auseinande­rsetzung zwischen Eltern und Pubertiere­nden mit viel Wärme und Humor inszeniert. Damit vermittelt er eine beruhigend­e Botschaft an alle Betroffene­n: alles ganz normal und sogar komisch. Schade nur, dass die Geschichte zwischendr­in im Chaos versinkt, etwa wenn die Party mit dem Besuch der Polizei endet und alle auf der Wache landen. Da wird der Film zum Klamauk.

Abgesehen davon ist „Das Pubertier“ein sehenswert­er Film. Denn er macht klar, dass es sich lohnt, die jungen Menschen ernst zu nehmen. Man kann sogar darüber lachen, am besten mit dem geliebten „Pubertier“. Aber Vorsicht, bitte nicht zu laut. Das könnte sonst peinlich sein!

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BILD: CONSTANTIN FILM/DPA Mit Eltern im Bett: Schauspiel­er Jan Josef Liefers, Harriet Herbig-Matten (Mitte) und Heike Makatsch

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