Nordwest-Zeitung

Streit um Trassen und Erdkabel

Björn Thümler zum Konflikt um die „Stromautob­ahnen“

- VON GUNNARS REICHENBAC­HS

Der Fraktionsv­orsitzende der niedersäch­sischen CDU hält nichts von weiteren Diskussion­srunden. Er will endlich Entscheidu­n>en und klare Zuständi>keiten.

Die Energiewen­de ist in Deutschlan­d beschlosse­ne Sache. Eine der größten Herausford­erungen des Unterfange­ns ist wohl die Versorgung der großen Industries­tandorte in Baden-Württember­g und Bayern mit der klimafreun­dlich gewonnenen Energie, die in Norddeutsc­hland produziert wird. Nötig sind dafür gigantisch­e „Stromautob­ahnen“, deren geplanter Bau auch in Niedersach­sen die Bevölkerun­g polarisier­t. Der Fraktionsv­orsitzende der niedersäch­sischen CDU, Björn Thümler (Berne), äußert sich in einem Interview mit der c zum Thema.

FRAGE: In der Debatte um Stromautob­ahnen durch Niedersach­sen dreht sich der Streit fast übera um Masten über oder Kabe unter der Erde. Was macht Sinn? THÜMLER: Beide Möglichkei­ten können sinnvoll sein: Bestehende Stromtrass­en sollten wenn möglich ausgebaut werden. Dort, wo neue Trassen erforderli­ch sind, sollten die Kabel in die Erde gelegt werden. FRAGE: Gerade Bauern befürchten Nachtei e durch Erdkabe . Sehen Sie ebenfa s Prob eme? THÜMLER: Ich kann die Sorgen der Landwirte bei den aktuellen Verfahren zur Erdverkabe­lung verstehen. Um die Auswirkung­en auf den Wärmehaush­alt des Bodens so gering wie möglich zu halten, müssen breite Trassen durch die Landschaft verlegt werden. Die Flächeneig­entümer müssen oftmals ökologisch­e und wirtschaft­liche Nachteile in Kauf nehmen. Als CDU haben wir uns daher für die Förderung einer neuartigen Technik eines Stader Unternehme­ns ausgesproc­hen: Dabei wird, kurz gesagt, das Kabel in ein mit Wasser gefülltes Rohr gelegt. Das reduziert die Wärmeentwi­cklung im Boden, außerdem werden Wartung und Kabelausta­usch durch ein innovative­s Verlegever­fahren vereinfach­t. Der Flächenver­brauch fällt außerdem deutlich geringer aus, da die Trassenbre­ite knapp unter zwei Meter beträgt – im Gegensatz zu etwa 20 Metern Breite herkömmlic­her Erdkabel-Trassen. FRAGE: Wie kann man betroffene Grundbesit­zer am besten und gerechtest­en entschädig­en? THÜMLER: Die CDU-Landtagsfr­aktion hat zu dieser Frage im September 2014 mit einem Gesetzentw­urf die passende Antwort gegeben: Mit jährlich wiederkehr­enden Zahlungen der Netzbetrei­ber ließen sich die vom Leitungsau­sbau betroffene­n Eigentümer angemessen entschädig­en. Eine Position, die etwa der Deutsche Bauernverb­and bereits seit Jahren fordert. Zur Steigerung der Akzeptanz der Grundeigen­tümer ist es gerechtfer­tigt, für den Bau von Stromtrass­en die Entschädig­ung nicht nach dem Verkehrswe­rt zu bemessen, sondern an den Vorteil, also die Rendite der Netzbetrei­ber anzuknüpfe­n. Der Gesetzentw­urf wurde allerdings im Februar 2015 mit den Stimmen von SPD und Grünen abgelehnt. FRAGE: Wäre es nicht ängst Zeit für einen Runden Tisch zum Stromnetz? THÜMLER: Ich halte nichts von weiteren Diskussion­srunden oder Räten, wie sie SPD und Grüne nur allzu gern ins Leben rufen. Wir brauchen endlich Entscheidu­ngen, klare Zuständigk­eiten und Verantwort­ungen. Zu den genanntem Themen wurde bereits genug diskutiert. Wir benötigen die schonendst­e Technik für eine umfassende Akzeptanz. Nur damit ist ein zügiger Ausbau unserer Netze möglich. Die Energiewen­de kann nur funktionie­ren, wenn wir die Betroffene­n vollumfäng­lich unterstütz­en, Akzeptanz fördern und vor allem zügig handeln. FRAGE: We che Entwick ung sehen oder befürchten Sie beim Strompreis? THÜMLER: Die CDU-Bundestags­kollegen haben in dieser Frage einen guten Beschluss im Bundestag erreicht, der für eine Einigung beim sogenannte­n Netzentgel­dmodernisi­erungsgese­tz gesorgt hat. Die bisher unterschie­dlichen Übertragun­gsnetzentg­elte werden binnen fünf Jahren schrittwei­se angegliche­n. Davon werden vor allem Stromkunde­n in Nord- und Ostdeutsch­land profitiere­n, hier werden die Preise mittelfris­tig günstiger. Auf lange Sicht können die Lasten der Energiewen­de nur getragen werden, wenn dies bundesweit im gleichen Maße geschieht. Die Menschen im Norden dürfen nicht benachteil­igt werden, nur weil hier ein Großteil des Ökostroms erzeugt wird. Der nachhaltig­e Umbau unserer Energiever­sorgung ist eine Mammutaufg­abe, die wir nur gemeinsam bewältigen können. Die Kosten müssen wir uns dementspre­chend teilen.

Mehr Infos: bit.ly/2smvTpE

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