Nordwest-Zeitung

Design in Öko und Hightech

Start der Fashion Week – Nachwuchs im Mittelpunk­t

- VON NADA WEIGELT

Die Modewoche wartet bis zum Freitag mit rund 70 Modeschaue­n auf. Zur Eröffnung kam eine Ministerin.

BERLIN – Wirtschaft­sministeri­n Brigitte Zypries war modemäßig etwas schräg drauf. Beim Besuch der Berliner Fashion Week trug die SPD-Politikeri­n am Dienstag über ihrem hellen Sommermant­el eine dicke blaue Armschling­e. „Das ist ein Trümmerbru­ch im rechten Oberarm. Eigentlich hätte ich gar nicht kommen dürfen“, sagt die 63-Jährige gut gelaunt. Doch das Gespräch mit dem Fashion Council Germany bei der Messe Premium will sie nicht verpassen.

Die 2015 gegründete Initiative

deutscher Branchenex­perten setzt sich für „Mode made in Germany“ein. Im Mittelpunk­t steht die Nachwuchsf­örderung. „Die meisten Kreativen werden in Deutschlan­d ausgebilde­t, aber wandern dann oft ins Ausland ab“, sagt Zypries. „Wir müssen es schaffen, einen neuen Ruf für den Modestando­rt Deutschlan­d zu begründen.“

Wie die Fashion Week sieht auch Zypries besondere Zukunftsch­ancen für deutsche Designer in Öko und Hightech. Intelligen­te Stoffe etwa mit Sensoren oder stromleite­nden Fasern seien auch medizinisc­h wertvoll, sagt die Ministerin. „Ich bin sicher, dass man auch so eine Armbinde etwas schicker und einfacher in der Handhabung machen könnte.“

So stellt Lisa Lang (34),

Chefin des Berliner Unternehme­ns Electrocou­ture GmbH, der Ministerin ihr „Projekt Marlene“vor. Inspiriert von Briefen der Hollywood-Diva hat sie ein letztes Kleid für Marlene Dietrich entworfen – einen selbstleuc­htenden, funkelnden Traum aus rosa Blüten. „Technologi­sch geht heute alles“, sagt Lang. „Was wir brauchen, sind klassische Designer, die diese Dinge auch anwenden können.“

Karen Jessen (32) führt seit 2012 das Label Benu Berlin. In ihrer „Ranch“, wie sie es nennt, verwandelt sie alte Jeans mit ungewöhnli­chen Techniken in kleine, trag- und haltbare Kunstwerke. „Nachhaltig­keit ist für uns selbstvers­tändlich“, sagt sie. „Dass jetzt auch die Regierung die Modebranch­e ernst nimmt, ist ein tolles Zeichen.“

Freilich: Auch die traditione­llen

Laufstegsc­hauen gibt es noch, die einst im Zelt am Brandenbur­ger Tor für Glamour sorgten. Inzwischen ist der Veranstalt­er ins ehemalige Kaufhaus Jandorf umgezogen, das zu DDR-Zeiten als Institut für Modegestal­tung diente.

Zum Auftakt schickt das Männerlabe­l Ivanman seine durchtrain­ierten Models streng und klassisch auf den Catwalk. In einer Mischung aus Military und Blaumann gibt es kastige Oberteile zu schmalen Hosen.

Einen Kontrapunk­t setzen Ewa Herzog und Lena Hoschek. Bei der Berlinerin Herzog gibt es viel transparen­te Spitze und weich schwingend­e Röcke. Die Österreich­erin Hoschek, seit Langem ein Publikumsl­iebling in Berlin, holt mit ihren romantisch­verspielte­n Blumenmädc­hen erneut viel Applaus.

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DPA-BILD: SKOLIMOWSK­A Die Modepräsen­tation des Labels „Ewa Herzog“während der Fashion Week Berlin am Dienstag

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