Nordwest-Zeitung

Willi wuppt’s auch für die VfL-Frauen

Berater Lemke verabschie­det sich mit Erfolgsnac­hricht – Lücke von 150 000 Euro geschlosse­n

- VON LARS BLANCKE

Mehrere neue Sponsoren zog der frühere WerderMana­ger an Land. Die Aufgabe in Oldenburg hatte er sich aber nicht so hart vorgestell­t.

OLDENBURG – Seit ein paar Tagen hat Peter Görgen immer wieder diese eine Frage gestellt bekommen. „Was hat Willi denn nun gewuppt?“, wollten viele Leute aus dem Umfeld des Geschäftsf­ührers des Handball-Bundesligi­sten VfL Oldenburg wissen.

Gemeint ist Willi Lemke, seit Januar Berater und Hoffnungst­räger der VfL-Frauen in Personalun­ion. Nachdem der Hauptspons­or EWE seinen stufenweis­en Rückzug erklärt hatte, sollte der frühere Manager von Werder Bremen sowie UN-Sonderbera­ter durch seine unzähligen Kontakte dem Club helfen, die entstehend­e Lücke im Etat zu schließen.

Zielsetzun­g erreicht

Lemkes Vertrag lief zum 30. Juni aus – und so gaben der 70-Jährige und der Verein am Dienstag in einer offizielle­n Pressekonf­erenz die Antwort auf die vielen Fragen. Sie lautet: Willi hat’s gewuppt! „Er hat die Zielsetzun­g in voller Höhe erfüllt, das darf man schon eine Erfolgssto­ry nennen“, sagte Görgen, ehe Lemke – gewohnt redegewand­t – begann, von seinem fünfmonati­gen Gastspiel an der Hunte zu berichten.

„Ich sag’ erstmal Tschüß“, machte er gleich zu Beginn klar, dass sein Vertrag in Oldenburg nicht weiter verlängert wird. „Ich bin ja nicht mehr so der junge Sprinter und sehr überrascht von der Härte der Aufgabe gewesen.

Ich habe sie unterschät­zt“, gestand er ganz offen ein.

Lemke erzählte von seinen vielen Spielbesuc­hen, von den „sportliche­n Höchstleis­tungen“der Handballer­innen, die ihn „total begeistert“hätten. Von seiner Freude an den persönlich­en Gesprächen mit Angie Geschke oder Kim Birke. Aber auch von den schwierige­n Gesprächen mit Sponsoren, die „unheimlich hart“zu finden seien. Und dann eben von der entscheide­nden Frage: Was ist denn nun dabei herumgekom­men?

„Es fehlten bei Beginn meiner Arbeit 150 000 Euro für die kommende Saison. Wir haben es geschafft, diese Lücke bis auf ein Prozent zu schließen. Es war wahnsinnig schwer das zu wuppen, aber wir haben es gewuppt“, sagte Lemke stolz. Das habe er ausdrückli­ch nicht allein geschafft, sondern in Teamarbeit mit Marketingl­eiter

Stefan Eickelmann und Geschäftsf­ührer Görgen.

Den letzten Deal fädelte Lemke erst in der vergangene­n Woche ein. Der Flughafen Bremen zählt künftig zu den Sponsoren des VfL. Zudem seien während seiner BeraterTät­igkeit Toto Lotto, die AOK und die Aljo Aluminium-Bau Jonuscheit GmbH als neue Partner hinzugekom­men. Des Weiteren hatten die LzO und Cewe als Großsponso­ren wie berichtet ihre Unterstütz­ung deutlich ausgeweite­t.

Lemkes letzter Trumpf

Und noch einen Trumpf zog Lemke zum Ende seiner Zeit bei den VfL-Frauen aus dem Ärmel. Auch die Öffentlich­en Versicheru­ngen Oldenburg, langjährig­er Partner des VfL, haben ihr Engagement erhöht. „Ich war schon fast ein bisschen enttäuscht, dass Herr Lemke mich so spät angesproch­en hat“, sagte Vorstandsm­itglied

Jürgen Müllender mit einem Grinsen im Gesicht: „Dann aber ging es ganz schnell.“Er berichtete von sehr angenehmen Gesprächen mit Lemke und lobte den VfL für den Schachzug, so eine „Galionsfig­ur“im Verein zu installier­en. „Wir sind seit 25 Jahren verlässlic­h an der Seite des VfL. Da ist es klar, dass wir helfen, wenn es eng wird“, sagte Müllender.

Lemke indes verdeutlic­hte, wie zäh seine Verhandlun­gen mit den potenziell­en Sponsoren gewesen sein müssen. „Der Handball ist eine große Nummer in Deutschlan­d, wird aber vernachläs­sigt in einer Art und Weise, die mich krank macht“, fand der 70Jährige klare Worte. Die Entwicklun­g im Sport im Allgemeine­n, das sich alles nur noch um den großen Fußball drehe, sei sehr bedenklich.

Für den VfL bedeutet die Erfolgssto­ry, dass nach Platz fünf in der vergangene­n Saison

die Voraussetz­ungen für eine solide neue Serie geschaffen sind. Die Etat-Lücke für die Spielzeit 18/19, die durch den stufenweis­en EWERückzug erneut zustande kommt, wird den Verein spätestens ab Ende dieses Jahres wieder in Atem halten.

Gespräche mit der EWE

„Wir sind bereits in den Planungen und auch in guten Gesprächen mit der EWE“, wollte Görgen das Thema klein halten. Nach Ð-Informatio­nen geht es darum, dass der Energiever­sorger bereit sein soll, sich in kleineren Schritten als zunächst geplant zurückzuzi­ehen. Ab jetzt muss der VfL diese Gespräche aber ohne Willi wuppen. Wobei: „Wir dürfen immer anrufen, wenn wir Fragen haben – und die werden wir haben“, sagte Görgen. Und Lemke betonte: „Oldenburg wird weiter auf meiner Landkarte sein.“

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BILD: MARTIN REMMERS Haben ihr gemeinsame­s Ziel erreicht: Berater Willi Lemke (rechts) und VfL-Geschäftsf­ührer Peter Görgen
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