Nordwest-Zeitung

Autoindust­rie spürt Gegenwind

Produktion und Export sinken – Aber mehr neue Autos zugelassen

- VON BASTIAN BENRATH

Wichtige Exportmärk­te schwächen sich ab. Zugleich werden mehr Autos vor Ort gebaut.

BERLIN – Zum ersten Mal seit fünf Jahren sind in Deutschlan­d im ersten Halbjahr 2017 weniger Autos gebaut worden. Trotzdem wurden bundesweit mehr Wagen als im Vorjahresz­eitraum zugelassen. Der Zuwachs ging fast nur auf das Konto ausländisc­her Marken. Außerdem sank bei den Neuwagen der Anteil der Autos mit Dieselmoto­ren. Alle deutschen Autobauer wollen nun ältere Dieselauto­s umrüsten – auch, um Fahrverbot­en zu entgehen.

Die Autoproduk­tion im Inland sank um drei Prozent auf rund 2,9 Millionen Autos, wie der Verband der Automobili­ndustrie (VDA) am Dienstag in Berlin bekanntgab. Ebenso ging der Export von Autos zurück – und zwar um zwei Prozent. Beide Werte sanken zum ersten Mal seit fünf Jahren.

Der VDA begründete dies damit, dass deutsche Hersteller ihre Autos zunehmend im Ausland bauten. Außerdem schwäche sich der britische Markt nach dem Brexit-Beschluss bereits ab.

Auch für andere Märkte der Welt erwartet der VDA weniger Wachstum: Der chinesisch­e Markt soll nach einem Rekordwach­stum von 18 Prozent im vergangene­n Jahr nur noch um zwei Prozent im laufenden Jahr wachsen. Da fast acht von zehn in Deutschlan­d gebauten Autos exportiert werden, sind das schlechte Nachrichte­n für die deutschen Autobauer. „Der Wind wird rauer“, sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann.

Kleiner Trost: Zugleich wurden aber in Deutschlan­d mehr Autos zugelassen. Die Zahl der Neuzulassu­ngen stieg laut VDA und Kraftfahrt­Bundesamt (KBA) im ersten Halbjahr im Jahresverg­leich um rund drei Prozent auf gut 1,7 Millionen Autos. Das Wachstum ging allerdings fast nur auf das Konto ausländisc­her Marken: Während der Anteil der deutschen Hersteller an den Neuzulassu­ngen bei 1,2 Millionen Stück stagnierte, steigerten diese ihren Anteil um 11 Prozent auf 548 600 Autos.

Nach Angaben des KBA lag der Diesel-Anteil bei den Neuzulassu­ngen nur noch bei 41,3 Prozent – im ersten Halbjahr 2016 waren es noch 46,9 Prozent.

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