Nordwest-Zeitung

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Zumindest nach Zahlen gibt es in Oldenburg genug Allgemeinm­ediziner

- VON SABINE SCHICKE

116,6 Prozent weist die KV als Kennzahl für die Stadt aus. Statistisc­h gilt das als Überversor­gung.

OLDENBURG – Eine Neu-Oldenburge­rin telefonier­te das Telefonbuc­h hoch und runter , um einen Hausarzt zu finden. „Ohne Erfolg“, wie sie berichtet. In einer Hausarztpr­axis saß sie mit hohem Fieber 20 Minuten im Wartezimme­r, nur um dann weggeschic­kt zu werden. Ein mitfühlend­er Freund fuhr sie dann nach Cuxhaven zu ihrem alten Hausarzt, der sie behandelte.

In Gesprächen hört man immer wieder, es gebe in Oldenburg zu wenig Hausärzte. Zumindest nach den Zahlen der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g lässt sich die Einschätzu­ng nicht unterstrei­chen. „Statistisc­h sieht der Gesetzgebe­r einen Hausarzt für 1707 zu behandelnd­e Menschen vor“, erläutert Detlef Haske, Sprecher der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Niedersach­sen in Hannover. Die kurz KV genannte Vereinigun­g hat die

Aufgabe, die Versorgung mit ausreichen­d und qualifizie­rten Ärztinnen und Ärzten zu regeln. Diese Kennzahl wurde 1999 festgelegt und seither fortgeschr­ieben.

Für Oldenburg weist Haskes Statistik eine Versorgung von 116,6 Prozent aus. Was statistisc­h als Überversor­gung gilt, heißt in konkreten Zahlen: 112 Hausärzte, die 163 830 Menschen versorgen.

Die Konsequenz daraus: Derzeit dürfte in Oldenburg gar keine neue Einzel-HausarztPr­axis aufgemacht werden. Allerdings dürfte eine Praxis mit einem sogenannte­n KV-Sitz (also einem „Vollzeit-Arzt“) diesen teilen, wenn ein Mediziner nur noch halbtags arbeiten oder eine Ärztin Altersteil­zeit praktizier­en möchte.

KV-Sprecher Detlef Haske führt außerdem den demografis­chen Wandel, besondere Zuzugsgebi­ete und Areale mit vielen älteren Menschen als Gründe an. Er meint aber auch: „Die Menschen gehen heute schneller zum Arzt als früher.“

Zumindest gibt es besonders in der Fläche Notstandsg­ebiete, wie etwa die nördliche Wesermarsc­h, deren Quote im letzten Quartal nur bei 75 Prozent Versorgung lag. Auf diese Notlage wurde schon häufiger hingewiese­n. Helmut Scherbeitz, Geschäftsf­ührer der Oldenburge­r KV-Niederlass­ung, monierte bereits häufiger, dass nur etwa 10 Prozent aller Ärztinnen und Ärzte sich als Hausärzte ausbilden lassen.

Zumindest an der European Medical School (Ems) im Department Versorgung­sforschung beobachtet Prof. Dr. Michael Freitag, zugleich niedergela­ssener Arzt in einer Oldenburge­r Gemeinscha­ftspraxis, dass sich die Medizin-Studierend­en, die hier früh in die Praxen im Nordwesten entsandt werden, durchaus auch für das Fach des Allgemeinm­ediziners begeistern können.

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