POLIZEIASPERRUNG
ZAiten: So seltsam es klingen mag – dienstags haben Einbrecher offenbar Ruhetag. An allen anderen Wochentagen, vor allem zum Wochenende, sind sie deutlich aktiver. Bevorzugte Zeiten (auch darüber gibt es interne Polizei-Statistiken) sind die Mittagszeit (gegen 11.30 Uhr), der Nachmittag (ab 16 Uhr) und die Nacht (zwischen 3 und 3.30 Uhr).
Orte: „80 Prozent aller Einbrecher kommen von hinten“, sagt Kriminaloberkommissar Reinhard Schölzel – also über den Hinterhof. Und er weiß aus Erfahrung, dass viele Einbrecher gar nicht viel Werkzeug mitbringen müssen, „weil die Opfer selbst oft alles Nötige bereit liegen haben, was das Herz des Einbrechers begehrt“. Leitern in und an Schuppen, Spaten hinter der Garage, auch Werkzeug jeglicher Art. Damit kommen sie bevorzugt durch Terrassentüren, Wohnungstüren oder Fenster.
Fortbildung: VHS-Kurse zum Thema belegen Einbrecher natürlich nicht. Neben einigen Gelegenheits-Gaunern gibt es aber auch durchaus professionelle. Sie erlernen ihr Handwerk zumeist im Gefängnis – entweder von Mitinsassen oder dank der Fall-Akten über sie, die ihnen auf Wunsch zugänglich gemacht werden müssen. Das heißt: Täter wissen um Entwicklungen auf dem „Einbruchsmarkt“, kennen Materialien und Tricks allemal, aber auch etwaige Fehler, die zur Festnahme geführt haben. Diese werden sie sicher nicht wiederholen.
Abschreckung: Nach abschreckenden Mitteln gefragt, antworten die BruchSpezialisten zumeist mit „Neugierige Nachbarn“. Insofern ist ein guter nachbarschaftlicher Zusammenhalt durchaus gewinnbringend. Überwachungskameras hingegen bewirkten oftmals das Gegenteil, da sie potenzielle Langfinger auf fette Beute geradezu hinweisen.
Interesse: In Oldenburg gebe es vor allem „Tätertyp 1“, wie Schölzel sagt. Heißt: Der Einbrecher geht vor seinem Beutezug tagsüber auf Erkundungstour, schaut sich Häuser und Gärten ganz genau an – natürlich ohne Maske. Sein Vorteil: Er wird dabei nicht weiter beachtet, hat also freien Blick.
Dauer: Fünf bis sieben Minuten – sollte der Einbruchsversuch länger dauern, gibt der Gauner auf und versucht sich am nächsten ausgekundschafteten Objekt der Begierde. Deshalb sind manuelle Vorkehrungen und Schutzeinrichtungen von so großer Bedeutung bei der Verbrechensabwehr. Schölzel merkt an, dass „zu den normalen Bürgern nur normale Einbrecher kommen“– keine Top-Profis.
Gegenwehr: Wer einen Einbrecher auf frischer Tat ertappt, sollte nicht den Helden spielen, „denn das könnte schlimm für Sie ausgehen“, heißt es. Die Täter vermeiden bewusst jede Konfrontation. Eigentümer und betroffene Mieter sollten deshalb besser die Polizei verständigen und sich Merkmale des Kriminellen einprägen.
Nachbarschaftshilfe: Haben Anlieger verdächtige Beobachtungen gemacht und sind unsicher, wie sie sich zu verhalten haben, ist ein Anruf bei der Polizei und eine Info an die Nachbarn sicher nicht verkehrt. Auch sollten Nachbarn untereinander ihre Telefonnummern austauschen, dazu bei Abwesenheit die gegenseitige Leerung der Briefkästen vereinbaren.
Alarmanlagen: Einen 100prozentigen Schutz bieten Alarmanlagen nicht. Allerdings können sie helfen, Einbrecher dingfest zu machen (stiller Alarm ist effektiv) oder zumindest zu vertreiben (bei schrillen Alarmen). Die Installation durch zertifizierte Profis ist dabei genauso wichtig wie geprüfte VDS-Qualität der Anlagen (DIN EN 45011). Falschalarme können schnell teuer werden – zwischen 300 und 500 Euro sind da je Einsatz der Polizei fällig.
Fachgerecht: Sinnvoll bei allen Nachrüstungen und Neuinstallationen ist die Europanorm „DIN EN 1627“(ab Widerstandsklasse RC2 aufwärts). Bei Türen dieses Standards sei sichergestellt, dass es in der Gesamtkonstruktion vom Türblatt über die Zarge bis zum Beschlag keinen Schwachpunkt gibt. Aufeinander abgestimmte Türblätter, -rahmen, -schlösser, -bänder, Beschläge und Schließbleche – aber auch Fensterkonstruktionen – können den Einbruchschutz verbessern, bei fachgerechter Montage. Mehrfachverriegelungen an der Wohnungstür oder Querriegelschlösser (auch mit Sperrbügel) sind ebenso sinnvoll.
Grundstück: Eine Umfriedung des Grundstücks ist hilfreich, um potenziellen Einbrechern die geübten Blicke zu verwehren. „Holzzäune sollten keine Querverlattung, sondern immer vertikale Latten haben“, sagt Schölzel, „der Zaun sollte mindestens 1,80 Meter hoch und mit einer Kronensicherung ausgestattet sein.“Empfehlenswert, nicht allein wegen ihres dichten Bewuchses, seien Ilex-oder Feuerdornhecken. Einbrecher könnten sich daran verletzen und Spuren (Blut, Fasern) hinterlassen.
Nach dem Einbruch: Bestenfalls betritt das Einbruchsopfer nicht die Wohnung, sondern verständigt gleich die Polizei, wenn es bei der Heimkehr Einbruchsspuren an Türen, Terrassen oder Fenstern entdeckt. Kurz: Nicht betreten, nichts verändern, nichts wegwischen, aufsaugen oder aufräumen. Polizei rufen!
Infos: Die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle in Oldenburg hat Broschüren zum Einbruchschutz, hilft auch persönlich und vor Ort weiter. Überdies informiert die NWZ umfangreich, hat zahlreiche Berichte zum Thema in einem Spezialbereich zusammengestellt und einen Multimedia-Ratgeber gestaltet: nwzonline.de/einbruchschutz nwzonline.de/einbrecher