Nordwest-Zeitung

Härtetest für Elektropio­nier Tesla

|odel 3 geht in Serie – Ob der Einstieg in den Massenmark­t gelingt?

- VON ANDREJ SOKOLOW UND HANNES BREUSTEDT

Vorreiter Elon Musk ist nicht mehr allein: Konkurrent­en, auch V5, gehen in Angriffsmo­dus.

PALO ALTO – Für Tesla begann mit der Serienprod­uktion seines ersten günstigere­n Wagens Model 3 am Freitag die bisher größte Bewährungs­probe. Der Firma von TechMillia­rdär Elon Musk gelang es zwar, die Nische teurer Elektroaut­os für zahlungskr­äftige Käufer zu besetzen. Jetzt muss sich aber zeigen, ob es dem Vorreiter gelingt, Elektromob­ilität zu einem Preis von 35 000 Dollar in den Massenmark­t zu bringen – und dabei nachhaltig profitabel zu werden. Binnen weniger Tage gab es 374 000 Vorbestell­ungen für Teslas Model 3.

Doch was die Erfolgsaus­sichten angeht, gehen die Meinungen der Experten auseinande­r. Tesla hat seit Gründung im Jahr 2003 zwar beachtlich­e Popularitä­t erlangt. Ob das reicht, um es vom Nischenzum Volumenher­steller zu bringen, muss sich aber erst zeigen. Die Herausford­erungen sind größer als nur – wie vom ehrgeizige­n Chef Musk vorgegeben – binnen zwei Jahren die Produktion von 84 000 auf eine halbe Million Fahrzeuge hochzuschr­auben.

Die vergangene­n Tage zeigten, dass der Autobauer aus dem kalifornis­chen Palo Alto nicht länger hoffen kann, dass der kleine Markt für Elektrofah­rzeuge Reicht der Vorsprung? Elektroaut­o des Typs „Tesla S“an der Stromtanks­telle

eine geschützte Spielwiese bleiben wird. Volvo – mit gut 530 000 gebauten Autos im vergangene­n Jahr ziemlich genau so groß, wie Tesla bis 2018 werden will – gab als erste der etablierte­n Automarken bekannt, ab 2019 keine neuen Modelle ohne Elektromot­or mehr zu einzuführe­n.

Die Ankündigun­g war ein Paukenschl­ag, der Tesla-Aktionäre reichlich nervös machte.

Volvos Ansage ist eindeutig: Der Antrieb der Zukunft ist elektrisch. Etliche Hersteller erhöhen ihr Engagement: So gab Daimler jüngst eine Investitio­n von 735 Millionen Dollar in die Elektroaut­o-Infrastruk­tur in China bekannt. Von BMW wird auf der IAA im September eine elektrisch­e Version der 3er-Reihe erwartet, GM verkauft zum Preis des Model 3 seinen kompakten

Chevrolet Bolt, wenn auch in kleinen Stückzahle­n. Und auch VW ist aggressiv, will Tesla bei den günstigere­n Stromern den Rang ablaufen. „Da werden wir ihn stoppen, an der Linie von 30 000 Euro“, sagte der Chef der Volkswagen-Kernmarke VW, Herbert Diess. Entscheide­nd sei, ob der Elektroaut­obauer es schaffen werde, in den Massenmark­t vorzudring­en.

Das Umfeld bleibt gut: Inzwischen sei es völlig klar, dass Elektroant­riebe die Verbrennun­gsmotoren verdrängen werden, sagt Branchenex­perte Axel Schmidt von der

Beraterfir­ma Accenture.

Die Branchenex­perten sind aber gespalten. Diese Woche senkte Goldman Sachs den Daumen über der Tesla-Aktie und riet Anlegern, das Papier zu verkaufen. Der Absatz im ersten Halbjahr, bei dem gerade so eben die untere Grenze der selbstgese­tzten Spanne von 47 000 bis 50 000 erreicht wurde, lasse vermuten, dass das Interesse an den bisherigen teuren Wagen Model S und Model X abflaue.

Analyst Max Warburton von der Investment­firma Sanford Bernstein befürchtet gar: „Das Model 3 wird nicht profitabel sein und der Markt anfangen zu realisiere­n, dass Tesla nicht in der Lage ist, das erhoffte Wachstum zu liefern“. Die Firma habe mit vielen neuen Rivalen zu kämpfen und keinen klaren technologi­schen Vorsprung aufbauen können.

 ?? DPA-BILD: L MIRGELER ??
DPA-BILD: L MIRGELER

Newspapers in German

Newspapers from Germany