Nordwest-Zeitung

Fischkutte­r meist schon älter als 25 Jahre

Dem Alter entgegen steht ein Erlös von fast 65 Millionen Euro im vergangene­n Jahr

-

Bei dem 9pitzenwer­t aus 2016 ist die Muschelfis­cherei ausgenomme­n. Den größten Anteil am Erlös hatte die Krabbenfis­cherei mit gut 27 Millionen Euro.

BREMERHAVE­N/LS – Über 90 Prozent der niedersäch­sischen Fischkutte­r sind älter als 25 Jahre. Dies teilt das Staatliche Fischereia­mt Bremerhave­n in seiner amtlichen Statistik für das Jahr 2016 mit, die jetzt veröffentl­icht wurde.

Fast ein Viertel der 132 Kutter sind sogar älter als 45 Jahre. Eigentlich sind solche Betriebsmi­ttel kaum noch wettbewerb­sfähig.

Vor einigen Jahren hatte das Europäisch­e Parlament eine erfolglose Initiative gestartet, Fischereif­ahrzeuge mit einem Alter über 20 Jahre aus Sicherheit­sgründen stillzuleg­en.

Trotzdem ist es gelungen, damit im Jahr 2016 einen Erlös von fast 65 Millionen Euro (ohne Muschelfis­cherei) zu erzielen. Dies ist ein neuer Spitzenwer­t in der Geschichte der niedersäch­sischen Fischerei. Im Frischfisc­hbereich profitiert­en die Fischer von stabilen bis steigenden Preisen und Fangquoten. Mit einem Zuwachs von mehr als 50 Prozent zeigte die Kaisergran­atFischere­i das größte Wachstum. Durch regelmäßig­en Quotentaus­ch mit den Briten ist diese Fischerei zu einem neuen Standbein für größere Kutter geworden.

Mengenmäßi­g wichtigste Fischart ist der Seelachs, der hauptsächl­ich von Cuxhavener Kuttern angelandet wird.

Den größten Anteil am Erlös hat die Krabbenfis­cherei. Mit gut 27 Millionen Euro konnte sie ihr Ergebnis um gut 25 Prozent verbessern. Sie profitiert damit von den hohen Preisen, die durch die Nachfrage in Belgien und Holland auf Rekordnive­au getrieben wurden. Im ersten Halbjahr 2017 verlief die Ertragslag­e für die Kutter noch stabil.

Nach Einschätzu­ng von Branchenke­nnern lassen sich die Krabbenfre­unde den Appetit auf Krabben nicht so leicht verderben. Trotzdem hoffen alle auf steigende Fänge und sinkende Preise. Im Krabbenhan­del wird schon darüber gescherzt, wie lange man die Krabbentra­nsporte noch ohne Security fahren lassen kann. Denn: Ende Juni kostete ein Krabbenbrö­tchen an den Landungsbr­ücken in Hamburg ganze 11,50 Euro – in Fedderward­ersiel 7,50 Euro.

Insgesamt sind die Perspektiv­en für die niedersäch­sische Fischerei nicht schlecht, wenn es nur gelingen würde, die alten Kutter zu ersetzen.

„Wir müssen schon richtig gute Jungs an Bord haben, wenn die mit den alten Schiffen noch solche Ergebnisse bringen können“sagt Dirk Sander, Vorsitzend­er des Landesfisc­hereiverba­ndes WeserEms. „Aber wir müssen unbedingt einen Weg finden, damit es Neubauten geben kann. Die Familienbe­triebe schaffen das einfach nicht aus eigener Kraft.“

Die Politik könnte längst dafür sorgen, dass man wenigstens den Verkaufser­lös der alten Schiffe steuerfrei in Neubauten investiere­n könne, findet Sander.

Newspapers in German

Newspapers from Germany