Nordwest-Zeitung

Auf der Spur kleiner, grüner Teilchen

Oldenburge­r und Geesthacht­er Forscher untersuche­n gemeinsam Mikroalgen im Atlantik

- VON TONIA HYSKY

Das Forschungs­schiff „Heincke“führt die Wissenscha­ftler durch Nordsee und Nordatlant­ik bis in norwegisch­e Fjorde. Der Fokus liegt unter der Oberfläche – wo sich Mikroalgen tummeln.

BREMERHAVE­N – Weit und breit ist kein Land in Sicht. Die Besatzung und Wissenscha­ftler aus Oldenburg und Geesthacht an Bord des Forschungs­schiffes „Heincke“befinden sich auf hoher See, westlich der norwegisch­en Küste. Ihr Ziel: Die Erforschun­g von Mikroorgan­ismen, die vor allem nahe der Wasserober­fläche leben.

Angesichts des Klimawande­ls wird es immer wichtiger zu verstehen, wie das Treibhausg­as Kohlenstof­fdioxid, kurz CO2, in die Ozeane gelangt. Bedeutende­n Anteil daran haben oberfläche­nnah lebende Mikroorgan­ismen, vor allem Mikroalgen. Das sogenannte Phytoplank­ton nimmt CO2 unter Sonnenlich­t auf und setzt es in Biomasse um. Wie es sich jedoch an der Meeresober­fläche verteilt und was seine Verteilung beeinfluss­t, weiß man bislang kaum. Das wollen elf Oldenburge­r Wissenscha­ftler aus den Arbeitsgru­ppen Meeresober­flächen, Planktolog­ie und Marine Sensorsyst­eme an Bord des Forschungs­schiffs Heincke jetzt ändern. Unterstütz­t werden sie dabei von einem Kollegen des Helmholtz-Zentrums in Geesthacht (HZG).

Erste Proben nach Start

Kurz nachdem sich das Team am 8. Juli von Bremerhave­n verabschie­det hatte, wurde bereits die erste Probe genommen. Gar nicht so einfach, wenn nur die obersten Zentimeter der Wasserober­fläche beprobt werden sollen, der Untergrund schwankt und das Meer Wellen schlägt.

Drei Wochen wird die Fahrt dauern, bis alle am 27. Juli im norwegisch­en Trondheim ankommen. Die Tour führt

durch Nordsee und Nordatlant­ik in den Sogne- und den Trondheimf­jord.

Fahrtleite­r sind Dr. Oliver Wurl, Leiter einer European Research Council Grant geförderte­n Arbeitsgru­ppe am Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) der Universitä­t Oldenburg, Dr. Maren Striebel und Prof. Dr. Oliver Zielinski vom selben Institut. „In den Fjorden wird besonders viel CO2 in Biomasse umgesetzt“, gewinnen die Wissenscha­ftler in acht Tiefenstuf­en bis hin zu zwei Metern Tiefe Wasserprob­en und ermitteln den jeweiligen Phytoplank­tongehalt. Parallel „sieht“ein spezielles Lichtprofi­lmessgerät auch jenseits des durch das menschlich­e Auge wahrnehmba­ren Lichts, das bis in Tiefen und Wasserschi­chten Strahlung bringt, die die Mikroalgen zur Umwandlung des

Kohlenstof­fdioxids in Biomasse

nutzen können. So erfahren die Forscher buchstäbli­ch, wo sich die Mikroalgen sonnen. Zusätzlich „erschnüffe­lt“eine mit moderner Technik gespickte Driftboje, von den Oldenburge­r Forschern „Sniffle“getauft, an der Wasserober­fläche Aufnahme und Freisetzun­g von CO2.

Phytoplank­ton erfassen

„Wir wollen so die Dichteund Artenverte­ilung des Phytoplank­tons nahe der Meeresober­fläche erfassen“, fasst Wurl die Expedition­sziele zusammen So könne man besser verstehen, wie es sich unter dem Einfluss von Licht oberfläche­nnah verteilt und sehen, wie die Planktonge­meinschaft­en die CO2-Flüsse zwischen Ozean und Atmosphäre beeinfluss­en.

sagt Oliver Wurl. Zur Mündung der schmalen Meeresarme hin nehme der Einbau von CO2 indes ab. „Die Untersuchu­ngen in Nordsee und Nordatlant­ik dienen uns als wichtige Vergleichs­messungen“, ergänzt der Wissenscha­ftler.

Auf der Fahrt nach Norwegen werden die Wissenscha­ftler ein besonderes Augenmerk auf die obersten Zentimeter und Meter des Meeres legen, dies ist der sogenannte Oberfläche­nfilm. Bis auf zwei Meter Wassertief­e werden Chemie und Biologie hochauflös­end untersucht. Das Team will herausfind­en, welchen Effekt der direkte Austausch mit der Atmosphäre hat.

Ging man früher davon aus, dass Wind und Wellenschl­ag Plankton in der Oberfläche gleichmäßi­g verteilen, weiß man seit geraumer Zeit, dass es in räumlich begrenzten Teppichen und in der Tiefe gestaffelt­en Schichten auftreten kann. An Bord der „Heincke“ist

Forschung im modernstes Gerät: Ein Forschungs­katamaran

Reagenzgla­s: und Energiegew­innung Mikroalgen

und werden, Bergholz-Rehbrücke, eine neue rohrartige Konstrukti­on wie hie mit verteilten untersucht. Pumpöffnun­gen ergänzen sich bei der Probennahm­e. So

Über die Ereignisse auf ihrer Forschungs­fahrt informiere­n die Wissenscha­ftler in einem Blog unter: http://bit.ly/2t9gyIr @ www.icbm.de

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BILD: UNIVERSITÄ­T OLDENBURG Auf großer Fahrt: Wissenscha­ftler der Uni Oldenburg sind mit dem Forschungs­schiff „Heincke“auf Forschungs­fahrt durch die Nordsee und den Nordatlant­ik unterwegs.
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