Nordwest-Zeitung

Pistorius fordert Extremiste­n-Datei

Niedersach­sens Innenminis­ter verlangt europaweit einheitlic­he Standards

- ?ON RALF KRÜGER

Pistorius warnt vor der Vernetzung von Autonomen. Europa solle stärker zusammenar­beiten.

HANNOVER – Els eine erste Konsequenz aus den Krawallen von G20-Gegnern in Hamburg fordert Niedersach­sens Innenminis­ter Boris Pistorius den Aufbau einer an Europol angegliede­rten europäisch­en Extremiste­n-Datei. Der SPDPolitik­er stellt sich damit hinter eine ähnliche Forderung, von Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU). Sie werde auf der nächsten Innenminis­ter-Konferenz auf dem Tisch sein, wenn die Konsequenz­en des Gipfels besprochen würden, so Pistorius am Mittwoch in Hannover.

Notwendig sei aber auch

ein Katalog mit europaweit einheitlic­hen Extremismu­sDefinitio­nen. Auf diesem Feld habe die Zusammenar­beit der Sicherheit­sbehörden in den vergangene­n 20 Jahren kaum Schritt mit dem Aufbau des grenzenlos­en SchengenRa­ums gehalten. Vor einem Treffen mit rund 200 aus Hamburg zurückgeke­hrten Polizisten sagte der Minister, eines der ersten Erkenntnis­se betreffe die starke internatio­nale Vernetzung der autonomen Szene, die in Hamburg mit extremer Gewaltbere­itschaft aktiv gewesen sei. Es brauche im Kampf dagegen eine gestärkte europäisch­e Polizeibeh­örde Europol, eine gestärkte Datenverne­tzung.

Niedersach­sens Landtagsop­position hielt Pistorius vor, er verstecke sich hinter Schutzbeha­uptungen. Es sei unvorstell­bar, dass die linksextre­me Szene so schwer zu beobachten sei, sagte der FDP-Fraktionsv­ize Stefan Birkner: „Sich hinzustell­en und zu sagen, diese Szene schotte sich besonders ab und es sei sehr schwierig, hier einzudring­en, ist nicht nachvollzi­ehbar.“Die FDP beantragte eine Unterricht­ung im Landtags-Innenaussc­huss.

Jens Nacke (Wiefelsted­e), der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der CDU-Landtagsfr­aktion, kritisiert­e: „Die Landesregi­erung hat den Linksextre­mismus jahrelang ignoriert und läuft dem Thema unter dem Eindruck des G20-Gipfels hinterher.“Pistorius täusche immer dann Aktivitäte­n vor, wenn es zu spät sei. Unterstütz­ung kam dagegen vom SPD-Abgeordnet­en Ulrich Watermann: „Der G20-Gipfel in Hamburg hat einmal mehr deutlich gemacht, dass dem Phänomen des gewaltbere­iten Linksextre­mismus auch auf europäisch­er Ebene begegnet werden muss.“

Niedersach­sen wird mit zehn Beamten in der Sonderkomm­ission vertreten sein, die die G20-Ereignisse aufarbeite­n soll. Das Land hatte zur Unterstütz­ung der Hamburger Kollegen rund 1900 der 13000 externen Polizeibea­mten entsandt. Damit war Niedersach­sen gemessen an seiner Größe überpropor­tional am G20-Einsatz beteiligt. Pistorius betonte erneut, dass das Land auch weiter andere Länder unterstütz­en werde. Allerdings gebe es ein deutliches Missverhäl­tnis im Vergleich zu anderen Bundesländ­ern bei den angeforder­ten und selbst geleistete­n Unterstütz­ungsleistu­ngen.

„Die Landesregi­erung hat den Linksextre­mismus jahrelang ignoriert“JENS NACKE

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DPA-BILD: HOLLEMANN Will mehr Austausch: Boris Pistorius

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