Neulinge werden frisc en Wind ins Turnier bringen
Die Europameisterschaft in den Niederlanden hält eine Neuerung parat – und diese finde ich richtig gut. Erstmals in der Geschichte des Frauenfußballs nehmen 16 Mannschaften an der Endrunde teil. Früher ging es für die Favoriten direkt ins Halbfinale, jetzt kommt der Stolperstein Viertelfinale dazu. Das kann für die Spannung im Turnier doch nur gut sein.
Ich freue mich auf die vielen Neulinge. Ob Österreich, Portugal, Belgien oder Island: Sie werden frischen Wind in den Wettbewerb bringen und die Etablierten fordern. Ich hoffe, dass keiner von ihnen mit null Punkten und null Toren nach Hause fährt, denn dann gäbe es sicher wieder Diskussionen, ob die Aufstockung der Teilnehmerzahl der richtige Schritt war. Das war sie aber auf jeden Fall!
Vor allem mit den Österreicherinnen werde ich mitfiebern, weil ich enge Beziehungen in das Nachbarland pflege. Eine Freundin von mir ist beim österreichischen Verband tätig, kümmert sich um den Frauen- und Mädchenfußball. Zudem spielten eine Reihe ehemaliger Spielerinnen von mir, ob aus Herford oder Cloppenburg, in der Nationalmannschaft.
Ich habe vor, mir alle Vorrundenspiele des deutschen und des österreichischen Teams anzusehen. Da passt es super, dass die beiden immer an aufeinanderfolgenden Tagen antreten. Ich werde sicher auch die ein oder andere Spielerin beobachten, die für den BV Cloppenburg interessant sein könnte.
Die deutsche Mannschaft hat mal wieder die Möglichkeit, ihre historische Serie auszubauen. Sechsmal in Folge Europameister, da gehört man automatisch zu den Topfavoriten – auch wenn es nach dem Olympiasieg von Rio de Janeiro einen kleinen Umbruch gegeben hat. Das Team von Bundestrainerin Steffi Jones hat zwar einige erfahrene Kräfte verloren, aber wir müssen uns ja um den Nachwuchs in Deutschland bekanntlich keine Sorgen machen.
In unserer Gruppe B geht es gegen Schweden, Italien und Russland. Die DFB-Elf und die Skandinavierinnen sind die klaren Favoriten, schließlich standen sie sich im Endspiel von Rio gegenüber. Die Italienerinnen, die wie die Männer sehr taktisch und defensiv agieren, als auch die Russinnen sind zwar unangenehm, Überraschungen wird es in dieser Gruppe aber kaum geben. Deutschland und Schweden ziehen ins Viertelfinale ein. Gut finde ich, dass wir gleich gegen die Schwedinnen starten. Da gibt es kein großes Abwarten, da geht es gleich im ersten Spiel um den Gruppensieg.
Neben der deutschen Mannschaft ist für mich Frankreich der zweite große Kandidat auf den EM-Titel. Die Französinnen sind einfach sehr spielstark, in diesem Bereich auch besser als Deutschland ausgebildet. Aber: Man hat schon bei der WM 2015 in Kanada und bei den Olympischen Spielen viel von ihnen erwartet, aber sie haben es dann nicht geschafft. Wir sind bekannt als eine Turniermannschaft, die sich steigern kann. Das ist bei den Französinnen bisher nicht der Fall gewesen.
Worauf sich jeder Fan freuen kann, ist die Stimmung in den Niederlanden. Dort ist ein fußballbegeistertes Publikum zuhause, das in die Stadien strömt. Beim ChampionsLeague-Spiel Twente Enschede gegen FC Bayern waren zum Beispiel 14 000 Zuschauer dabei. Das ist schon eine andere Dimension, wenn man die Fans nicht erst vom Frauenfußball überzeugen muss.
Wenn die Gastgeberinnen spielen, werden die Arenen in sattem Orange aufleuchten. Aber auch die anderen Spiele werden gut besucht sein, für deutsche Fans ist der Anreiseweg bekanntlich kurz. Und noch etwas: Die Gastgeberinnen sind für mich so etwas wie der Geheimfavorit, haben viele Spielerinnen, die in England und Schweden auflaufen. Mit den Fans im Rücken können sie für Furore sorgen.