Nordwest-Zeitung

Wo der Graf einst seine Fische fing

Teiche auf dem Schlossgel­ände sind mindestens 370 Jahre alt

- VON SANDRA BINKENSTEI­N

Die Fischteich­e waren Teil eines prächtigen Renaissanc­egartens. Heute sind sie sich selbst überlassen.

OLDENBURG/NEUENBURG – Ein Teppich aus Entengrütz­e bedeckt den Teich in den Neuenburge­r Schlosswie­sen. Versteckt hinter hohem Schilf und umsäumt von Buchen ruht das Wasser hier, und zwar seit Jahrhunder­ten. Es war einst der Teich von Graf Anton Günther, der im Schloss die Sommertage verbrachte. Als Fischteich hatte der Weiher eine wichtige Funktion.

Heute ist er immer noch da, versteckt im Grünen, als wäre er einst vergessen worden.

Vor 350 Jahren starb Anton Günther am 19. Juni 1667.

So ist es auch mit dem Teich neben der Rauchkate: Auch er war Teil des prächtigen Gartens von Graf Anton Günther. Der Garten wurde um 1650 angelegt. Ob die Teiche vielleicht sogar noch älter sind, ist nicht bekannt.

Kapitän Wilhelm Anton Hunrichs schreibt 1712 über den Renaissanc­egarten des Grafen: „Die Felder dahinter gehörten zu dem Baumgarten, an dem sich der Küchengart­en mit einem Fischteich anschloss.“Das steht in den Heimatheft­en des Vereins Neuenburge­r Heimatkund­e.

Um 1700 war alles noch in gutem Zustand, doch nach dem Tod der Gräfin Sophia Catharina verkam das Gelände mehr und mehr.

In einem Inventariu­m über die Herrschaft­lichen Gärten zur Neuenburg von 1736 steht, dass der große Garten nun als Weide genutzt wurde.

Heute

„Der Landrat von Krakewitz hatte den Fischteich, der darin vorhanden, aufräumen und in Stand setzen lassen. Dieser war jetzt wieder brauchbar“, heißt es darin.

Doch über die Jahrhunder­te wucherten die Teiche wieder zu und wurden sich selbst überlassen. Trotzdem ist noch Leben darin.

Als Biotop bietet der Teich in den Schlosswie­sen Amphibien, Vögeln und Insekten einen Lebensraum. Der Vorsitzend­e des Sportfisch­ervereins Friesische Wehde, Ingo Frerichs, sagt: „Dort leben bestimmt Aale. Vielleicht sind auch Stichlinge zu finden, Moderliesc­hen und Rotfedern.“

So genau weiß das aber niemand, denn die Zeiten, in denen in dem Teich noch gefischt wurde, sind längst vorbei.

... ist der Teich am Bienenlehr­pfad ein Biotop, und zwar seit 1965. Um die Jahrtausen­dwende hat die Gemeinde Zetel den Teich ausbaggern und grundreini­gen lassen, weil er zusehens verschlamm­te. Gefischt wird darin längst nicht mehr. Obwohl der Teich von hohen Gräsern, Schilf und Bäumen umgeben ist, bahnen sich Spaziergän­ger immer wieder ihren Weg dorthin, was der schmale Trampelpfa­d am Ufer beweist.

In Zukunft

... könnte der Teich wieder Teil einer Gartenanla­ge in den Schlosswie­sen werden. Die Gemeinde Zetel plant, das Schlossgel­ände in Neuenburg in Anlehnung an den Zustand des 17. Jahrhunder­ts umzugestal­ten. „Jetzt, wo feststeht, dass der Teich Teil einer großen Gartenanla­ge des Grafen war, wird man noch mal neu betrachten müssen, was damit geschehen soll“, sagt Bürgermeis­ter Heiner Lauxterman­n. „Ich finde das total spannend. Bei einer Umgestaltu­ng des Geländes würde der Teich auf jeden Fall berücksich­tigt werden.“

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