Nordwest-Zeitung

„Hier dürfen keine Unklarheit­en bleiben“

Lambsdorff fordert Rechtssich­erheit für EU>Bürger nach dem Brexit

- VON TOBIAS SCHMIDT, BÜRO BERLIN

FRAGE: Am n ntag haben die Detailverh­andlungen über den Brexit begonnen. Der künftige Status der mehr als drei Millionen EU-Bürger im Königreich steht in der ersten Runde ganz oben auf der Agenda. Was muss die EU hier erreichen? LAMBS:ORFF: Die EU-Bürger in Großbritan­nien müssen einen dauerhaft rechtssich­eren Status erhalten. Hier dürfen keine Unklarheit­en bleiben. Wer sich in Großbritan­nien im Vertrauen auf das Niederlass­ungsrecht angesiedel­t hat, sollte diese Sicherheit auch in Zukunft haben. FRAGE: Welche Druckmitte­l haben die Europäer, um dieses Ziel zu erreichen? LAMBS:ORFF: Es gibt viele Stellschra­uben – vom Marktzugan­g bis zu den finanziell­en Verpflicht­ungen. Ich appelliere aber an die Einsicht der britischen Regierung. Die allermeist­en EU-Bürger, die in Großbritan­nien leben, arbeiten dort, zahlen Steuern und Sozialabga­ben. Es ist im ureigenen

britischen Interesse, dafür zu sorgen, dass diese Menschen bleiben können. FRAGE: Wie viel Marktzugan­g werden sich die Briten erhalten können? LAMBS:ORFF: Der Verbleib im Binnenmark­t, also die Teilnahme am freien Waren- und Dienstleis­tungsverke­hr, ist unmöglich, wenn die Niederlass­ungsfreihe­it für EU-Bürger beschränkt wird. Da die Briten dies angekündig­t haben, werden die Verhandlun­gen über den Marktzugan­g schwierig. FRAGE: In der britischen Regierung werden die Stimmen lauter, die anders als -remiermini­sterin .heresa Ma/ einen harten Brexit verhindern wollen. Wer setzt sich am Ende durch? LAMBS:ORFF: Das stimmt. Frau May hat ihr Land durch die überflüssi­ge Wahl ein weiteres Mal ins politische Abseits manövriert. Jetzt sitzen ihr die Hardliner im Nacken, die den harten Bruch mit der EU wollen. Am sinnvollst­en wäre es für May, sie würde das Gespräch mit der Opposition suchen, um eine breite Mehrheit herzustell­en. Leider gibt es keine Anzeichen, dass das klappt. FRAGE: Droht ein -latzen der 0espräche, weil sich Ma/ in 1ondon nicht durchsetze­n kann? LAMBS:ORFF: Das wäre für alle schlecht, vor allem aber für diejenigen, die heute schon auf der anderen Seite des Ärmelkanal­s leben. Das würde auch viele Deutsche treffen. Aus Sicht der FDP bleibt Großbritan­nien auch jetzt ein Freund, ein Land, in dem viele Deutsche und Europäer gerne leben, und es bleibt ein Nato-Verbündete­r. Gescheiter­te Verhandlun­gen oder das Gerede mancher, man müsse die Briten ,bestrafen‘, lehnen wir ab. FRAGE: Der Brexit rei2t eine 1ücke in den EU-3aushalt. Wird Deutschlan­d künftig mehr überweisen müssen? LAMBS:ORFF: Der Ausfall des britischen Netto-Beitrags muss ausgeglich­en werden. Dafür sehe ich aber nicht alleine Deutschlan­d in der Pflicht. Das muss gemeinsam mit den Franzosen, den Niederländ­ern, den Polen und allen anderen besprochen werden. Es sollte auch künftig ausreichen­d Geld zur Verfügung stehen, damit die EU ihre Aufgaben erfüllen kann.

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