Niedersachsens Polizei rüstet auf
Hightech von Kopf bis Fuß dient schnellerer Auswertung und besserem Selbstschutz
Probleme gibt es aller> dings bei den Einsatzwa> gen: Sie platzen wegen der Ausrüstung nun aus allen Nähten.
HANNOVER – Neue Ausrüstung stellt Niedersachsens Polizei vor neue Probleme: in den Einsatzfahrzeugen wird es eng. Deswegen soll eine Arbeitsgruppe der Polizei prüfen, wie die Transporter durch den Wegfall nicht mehr benötigter, aber weiter mitgeführter Materialien „entrümpelt“werden können. Die Polizei steckt unter Einbindung ihrer Basis gerade in einer umfassenden Modernisierung ihrer Ausrüstung. Sie wird unter dem Eindruck der jüngsten Terroranschläge angepasst.
Die Beteiligung von Einsatzkräften bei Beschaffung und Auswahl der anzuschaffenden Materialien hat nach Angaben von Innenminister Boris Pistorius (SPD) bundesweiten Modellcharakter. „Das verkürzt nicht nur die teilweise sehr langwierigen Auswahlverfahren deutlich, sondern verhindert schon frühzeitig, dass womöglich Ausstattungsgegenstände angeschafft werden, die später einem Praxistest nicht standhalten“, sagte er am Montag in der Zentralen Polizeidirektion Niedersachsen in Hannover. Ein dritter Workshop ist für Ende des Monats geplant.
Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) äußerte sich positiv – dieses Verfahren komme bei den Beamten an der Basis sehr gut an. Niedersachsens Innenministerium hat seit 2015 die Mittel für die
Ausstattung der Polizei von 28 Millionen Euro jährlich auf über 33 Millionen Euro aufgestockt. Zu den getesteten Gegenständen gehören neben schusssicheren Helmen auch ein modernes Lasermessverfahren, das eine zehnmal schnellere und detailliertere Tatort-Auswertung als bisher ermöglicht.
Markierungen sind damit nicht mehr nötig. Es wurde bereits bei 65 Einsätzen – darunter 48 Unfällen erfolgreich getestet.
Ein laut Pistorius bundesweit einmaliges mobiles Polizeilabor im Wert von einer halben Million Euro soll zudem schnelle Analysen sichern. Die mehr als 1000 Streifenwagen im Land sind mittlerweile mit ballistischen Platten für die schusssicheren Westen ausgestattet, die auch aus Gewehren verschossene Hartkerngeschosse aufhalten.
Die Anschaffung von 5000 dieser Platten schlug mit rund 1,5 Millionen Euro zu Buche. Weitere neue Ausrüstungsmaterialien im Test sind Übergangswesten in gelber Signalfarbe oder reißfeste Handschuhe, mit denen auch Tastbildschirme bedient werden können.
Dazu zählen auch neuartige Abreißfolien vor den Visieren der Polizeihelme, wie sie erstmals beim G20-Einsatz in Hamburg erprobt wurden. Sie sollen die Sicht für die Beamten garantieren. Die FDP kritisierte vor allem eine noch ausstehende Modernisierung von Kleincomputern. Probleme gab es beim Nachrüsten von Maschinenpistolen. Die CDU kritisierte, dass es nicht sein könne, dass Terroristen nach wie vor besser bewaffnet seien, als die meisten Polizisten in Niedersachsen.