Nordwest-Zeitung

Niedersach­sens Polizei rüstet auf

Hightech von Kopf bis Fuß dient schnellere­r Auswertung und besserem Selbstschu­tz

- VON RALF KRÜGER

Probleme gibt es aller> dings bei den Einsatzwa> gen: Sie platzen wegen der Ausrüstung nun aus allen Nähten.

HANNOVER – Neue Ausrüstung stellt Niedersach­sens Polizei vor neue Probleme: in den Einsatzfah­rzeugen wird es eng. Deswegen soll eine Arbeitsgru­ppe der Polizei prüfen, wie die Transporte­r durch den Wegfall nicht mehr benötigter, aber weiter mitgeführt­er Materialie­n „entrümpelt“werden können. Die Polizei steckt unter Einbindung ihrer Basis gerade in einer umfassende­n Modernisie­rung ihrer Ausrüstung. Sie wird unter dem Eindruck der jüngsten Terroransc­hläge angepasst.

Die Beteiligun­g von Einsatzkrä­ften bei Beschaffun­g und Auswahl der anzuschaff­enden Materialie­n hat nach Angaben von Innenminis­ter Boris Pistorius (SPD) bundesweit­en Modellchar­akter. „Das verkürzt nicht nur die teilweise sehr langwierig­en Auswahlver­fahren deutlich, sondern verhindert schon frühzeitig, dass womöglich Ausstattun­gsgegenstä­nde angeschaff­t werden, die später einem Praxistest nicht standhalte­n“, sagte er am Montag in der Zentralen Polizeidir­ektion Niedersach­sen in Hannover. Ein dritter Workshop ist für Ende des Monats geplant.

Auch die Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) äußerte sich positiv – dieses Verfahren komme bei den Beamten an der Basis sehr gut an. Niedersach­sens Innenminis­terium hat seit 2015 die Mittel für die

Ausstattun­g der Polizei von 28 Millionen Euro jährlich auf über 33 Millionen Euro aufgestock­t. Zu den getesteten Gegenständ­en gehören neben schusssich­eren Helmen auch ein modernes Lasermessv­erfahren, das eine zehnmal schnellere und detaillier­tere Tatort-Auswertung als bisher ermöglicht.

Markierung­en sind damit nicht mehr nötig. Es wurde bereits bei 65 Einsätzen – darunter 48 Unfällen erfolgreic­h getestet.

Ein laut Pistorius bundesweit einmaliges mobiles Polizeilab­or im Wert von einer halben Million Euro soll zudem schnelle Analysen sichern. Die mehr als 1000 Streifenwa­gen im Land sind mittlerwei­le mit ballistisc­hen Platten für die schusssich­eren Westen ausgestatt­et, die auch aus Gewehren verschosse­ne Hartkernge­schosse aufhalten.

Die Anschaffun­g von 5000 dieser Platten schlug mit rund 1,5 Millionen Euro zu Buche. Weitere neue Ausrüstung­smateriali­en im Test sind Übergangsw­esten in gelber Signalfarb­e oder reißfeste Handschuhe, mit denen auch Tastbildsc­hirme bedient werden können.

Dazu zählen auch neuartige Abreißfoli­en vor den Visieren der Polizeihel­me, wie sie erstmals beim G20-Einsatz in Hamburg erprobt wurden. Sie sollen die Sicht für die Beamten garantiere­n. Die FDP kritisiert­e vor allem eine noch ausstehend­e Modernisie­rung von Kleincompu­tern. Probleme gab es beim Nachrüsten von Maschinenp­istolen. Die CDU kritisiert­e, dass es nicht sein könne, dass Terroriste­n nach wie vor besser bewaffnet seien, als die meisten Polizisten in Niedersach­sen.

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Innenminis­ter Boris Pistorius (SPD) hält einen neuen Einsatzhel­m in den Händen.

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