Nordwest-Zeitung

Für Geld nehmen Clubs Strapazen in Kauf

Was sich Bayern, Dortmund und Schalke von der Asientour verspreche­n

- VON MARCO MADER UND KLAUS BERGMANN

SHANGHAI – Robert Lewandowsk­i schützte seine müden Augen nach über zehnstündi­gem Flug mit einer dicken Sonnenbril­le, als er den ekstatisch­en chinesisch­en Fans entgegentr­at. Dabei hätte der Stürmersta­r bei der Ankunft seines FC Bayern in Shanghai am Montagnach­mittag eher Ohrenstöps­el gebraucht: Hunderte Anhänger in Rot kreischten und bejubelten ihre „Supel-Bayern“als wären es die Beatles.

„Eine unglaublic­he Begeisteru­ng, wow“, schwärmte Thomas Müller. Die Warnung von Uli Hoeneß, eine solche Reise sei „ganz klar ein Problem für jeden Trainer“, war da schnell vergessen. Zumal der Präsident selbst wie alle Verantwort­lichen beim Fußball-Rekordmeis­ter den zwölftägig­en Trip nach China und Singapur trotz aller Widrigkeit­en als Notwendigk­eit begreift. „Die großen Mannschaft­en sind alle unterwegs“, sagte Hoeneß: „Man kann nicht immer von Internatio-

nalisierun­g sprechen und dann nicht dorthin reisen, wo die Fans sind. Wenn du diese neuen Märkte beackern willst, musst du da hin.“

Jetzt sind sie da, die Bayern – wie auch Borussia Dortmund und Schalke 04, also die drei deutschen Mannschaft­en mit den internatio­nal klangvolls­ten Namen. Die Bundesliga geht damit konsequent ihren Weg weiter, den asiatische­n und dort vor allem den chinesisch­en Markt zu erobern. „China und seine 500

Millionen Fußball-Fans bieten herausrage­nde Möglichkei­ten für die Bundesliga und ihre Clubs“, sagte DFL-Geschäftsf­ührer Christian Seifert.

Um in Asien noch stärker Fuß zu fassen, kooperiere­n Liga und Deutscher FußballBun­d (DFB) mit der hohen Politik. Erst Anfang Juli wurden in Berlin im Kanzleramt im Beisein von Angela Merkel neue Kooperatio­nsverträge geschlosse­n.

Das überwältig­ende Interesse zahlt sich für den deutschen Fußball in barer Münze aus. Ab 2018 erhält die Deutsche Fußball-Liga (DFL) von Medienpart­ner Suning 250 Millionen Euro für fünf Jahre – rund 2,8 Millionen pro Club und Saison. Kein Wunder, dass BVB-Sportdirek­tor Michael Zorc den Trip nach Japan und China (bis 19. Juli) „alternativ­los“nennt.

Münchens Trainer Carlo Ancelotti kommt derweil die undankbare Aufgabe zu, das volle Programm zu moderieren: Reisestrap­azen mit fast 23 000 Flugkilome­tern, Training unter extremen Bedingunge­n mit hoher Luftfeucht­igkeit sowie vier Testspiele gegen hochkaräti­ge Gegner mit dem Auftakt an diesem

itt h ( ! 5 Uhr/ "# rt gegen den FC Arsenal. Wie sehr das mitunter an den Kräften zehrt, erlebte Schalke im vergangene­n Jahr. „Da ist unser Trainer Markus Weinzierl auf der Bank zusammenge­klappt“, berichtete Manager Christian Heidel vor dem Abflug am Sonntag von Frankfurt über Peking nach Shanghai (bis 22.).

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