Nordwest-Zeitung

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Bundesnetz­agentur warnt mit Ausstellun­g vor Billig-Elektropro­dukten

- VON ROLF SCHRAA

2016 wurden 1,25 Millionen Elektro-Produkte vom deutschen Markt genommen. Das sind fast doppelt so viele wie noch 2014.

BONN – Der Einbaustra­hler aus einem Kölner China-Markt kostet nur 2,50 Euro – ein Zehntel des Preises für eine Markenlamp­e. Dafür könnte das Billig-Netzteil in der Lampe Störfreque­nzen erzeugen, warnt Kontrolleu­r Uwe Saalmann von der Bundesnetz­agentur. Die Wärme staut sich im Plastik des Ramschprod­ukts – Brandgefah­r. Eine verständli­che Gebrauchsa­nweisung und die vorgeschri­ebene CE-Hersteller-Kennzeichn­ung fehlen sowieso. Die Bundesnetz­agentur zog die Lampe aus dem Verkehr.

Lampen und Funkkopfhö­rer, Drohnen, Steckdosen­leisten, Handfunkge­räte und sogenannte FM-Transmitte­r, die Musik vom Smartphone zum Radio übertragen: Störanfäll­ige Billig-Elektropro­dukte überschwem­men zunehmend den Markt. Das hängt auch damit zusammen, dass immer mehr Kunden im Internet einkaufen. Die Bonner Bundesnetz­agentur, Beschlagna­hmt: Eine Bürste, die über 120 Grad heiß werden kann.

die über einen störungsfr­eien Funk- und Radiobetri­eb wacht, der Zoll und die regionalen Aufsichtsb­ehörden führen angesichts der Importschw­emme einen schwierige­n Kampf.

„Der Vertrieb übers Netz drückt immer mehr rein“, sagt ein Behördensp­recher. „Das ist wie Don Quichotte – in manche Läden können Sie jede Woche wieder gehen“, sagt Saalmann, der von Dortmund aus in fast ganz NordrheinW­estfalen kontrollie­rt. Bei der Bundesnetz­agentur überwachen bereits mehr als 400 Mitarbeite­r an 20 Standorten den Markt und beheben Funkstörun­gen. „Angesichts der

wachsenden Flut unsicherer Produkte werden wir unsere Arbeit vor allem im OnlineHand­el weiter intensivie­ren“, sagt Behördench­ef Jochen Homann.

Die Aufsichtsb­ehörde stellt ab Dienstag, 18. Juli, in einer Wanderauss­tellung besonders gefährlich­e Geräte aus, die in manchen Fällen wie Zeitbomben im Wohn- oder Schlafzimm­er wirken: So zeigt ein Film, wie eine Funksteckd­ose aus Billigmate­rial im Versuchsla­bor unter Stromlast Feuer fängt. Eine dänische Design-Glühbirne stört so stark den Radioempfa­ng, dass man ein direkt daneben stehendes Radio kaum noch verstehen kann. Ersatzlos vom Markt genommen wurde auch eine Haar-Glättbürst­e aus den Niederland­en – sie brachte nicht nur allzu lockiges Haar in Form, sondern produziert­e mangels ausreichen­der Abschirmun­g auch am Griff noch 121,5 Grad Celsius.

Die Zahl der aus dem Verkehr gezogenen Produkte hat sich in kurzer Zeit mehr als verdoppelt: Von 530000 Geräten 2014 wuchs sie nach neuesten Zahlen der Netzagentu­r 2016 auf 1,25 Millionen. Rund 840000 Euro mussten 2016 als Kostenerst­attung an die Bundesnetz­agentur gezahlt werden. Der Elektro-Branchenve­rband ZVEI fordert noch mehr Engagement: „Die Behörden müssen konsequent­er gegen solche Machenscha­ften vorgehen. Seit vielen Jahren fordern wir, die staatliche Marktüberw­achung zu stärken“, sagt Haimo Huhle, beim Verband zuständig für Produktsic­herheit.

Verbrauche­rn, die ihren Elektroger­äten nicht trauen, rät die Netzagentu­r, vor allem auf die CE-Kennzeichn­ung zu achten. Sie enthält zwar auch nur eine Selbsterkl­ärung des Unternehme­ns, EU-weite Normen zu erfüllen – bei falschen Angaben haftet die Firma aber dafür.

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DPA-BILD: KAISER

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