Organspender schenken 30 Lebensjahre
2elchen Weg Leber, Herz und Niere von in Oldenburg verstorbenen Patienten nehmen
Auf der einen Seite steht Trauer um einen Verstorbenen. Auf der anderen Seite steht Hoffnung auf ein längeres Leben.
OLDENBUr – De G6nn jeden treffen: Sowohl das Warten auf Spendeorgane als auch ein Schicksalsschlag, der Menschen zu möglichen Spendern macht. In Oldenburger Krankenhäusern ist vor allem Letzteres Thema. Doch was passiert eigentlich, wenn ein Patient für hirntot erklärt wurde? NUr Or ANEN6NA ME
In Oldenburg gibt es kein Transplantationszentrum. Die Häuser hier kommen nur für das Spendeverfahren infrage. Als offizielles Entnahmerankenhaus wird das Evangelische Krankenhaus geführt. Zwar gibt es auch im Klinikum und im Pius wenige Fälle von Organentnahmen. Allerdings hat das Evangelische einen neurologischen und neurochirurgischen Schwerpunkt. Erkrankungen, die häufig vor einer Organspende stehen, wie Schlaganfall, Hirnblutung und Schädel-Hirn-Trauma, werden überwiegend hier behandelt. SKANDAL WIRKT NACH Wenn Organe entnommen wurden, muss es schnell gehen. Den Ärzten bleiben nur wenige Stunden.
Organspender infrage kommt, erklärt Prof. Dr. Karsten Witt, Direktor der Universitätsklinik für Neurologie: Erstens muss es eine massive Hirnschädigung geben. Zweitens muss nachweislich der der Ausfall der Hirnfunktionen belegt werden. Dabei muss ausgeschlossen werden, das Ursachen wie Unterkühlung oder Narkosemittel dafür verantwortlich sind. Drittens muss feststehen, dass der Schaden unumkehrbar ist. Immer zwei speziell ausgebildete Ärzte überprüfen die Patienten unabhängig voneinander.
„Alle Kriterien müssen glasklar erfüllt sein und belegen dann den Ausfall des Gehirnes als Ganzes““, betont Witt. Sie seien seit 30 Jahren nahezu unverändert. „Was auch zeigt, dass es ein sehr sicheres, stabiles und wissenschaftlich anerkanntes Verfahren ist.“
WILLEN DURCHSETZEN
Wenn keine Entscheidung bekannt ist, ist die Familie gefragt. Sie muss aber den mutmaßlichen Willen des Verstorbenen beachten.
Bei einer unnatürlichen Todesart, also zum Beispiel durch Unfälle, muss zusätzlich der Staatsanwalt zustimmen, da Ermittlungen nötig sein könnten. SCHNELLES HANDELN
Das Entnahmekrankenhaus meldet den Spender an die Koordinierungsstelle der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) in Hannover. Innerhalb von zwei Stunden ist ein Koordinator aus Hannover vor Ort und ermittelt alle notwendigen Daten. Wenn alles passt, meldet er den Spender an die Vermittlungsstelle Eurotransplant Wichtiges Dokument: Organspendeausweis
im niederländischen Leiden. Dort sind alle potenziellen Empfänger auf Wartelisten aufgeführt.
Diese Listen sind nicht starr. Die Reihenfolge entsteht erst, wenn ein Spender gemeldet wird, da auch die Entfernung zum Empfänger oder die aktuelle Dringlichkeit eine Rolle spielen.
Die Transplantationszentren werden informiert und haben 30 Minuten Zeit zu entscheiden, ob sie das Organ annehmen oder ablehnen, weil der Patient zum Beispiel nicht so schnell verfügbar ist. Dann kommt der nächste zum Zug. CHIRURGEN REISEN AN
Diese endgültigen Daten sendet die Vermittlungsstelle an die Koordinierungsstelle. Hier wird ein Zeitplan erstellt, damit in sechs bis acht Stunden die Entnahmeoperation starten kann. Dafür müssen die Chirurgen aus bis zu drei Transplantationszentren anreisen. Lunge und Herz werden immer von jenen Chirurgen entnommen, die sie beim Empfänger einpflanzen. Organe werden auch über längere Strecken und international
vermittelt. Eurotransplant organisiert die Vergabe in Deutschland, den BeneluxStaaten, Österreich, Ungarn, Kroatien und Slowenien. GUTE AUSSICHTEN
Im statistischen Mittel werden Spendern etwas mehr als drei Organe entnommen. Bei Nieren liegt die Erfolgsaussicht für ein weiter funktionierendes Transplantat nach einem Jahr bei mehr als 90 Prozent, bei der Lunge bei 70 bis 80 Prozent. „Die ältesten Herzempfänger leben schon mehr als 20 Jahre mit dem Transplantat“, sagt Ellerbeck. LEBEN SCHENKEN
Deutschlandweit warten derzeit fast 8000 Patienten allein auf Nierentransplantate – bei nur 850 Organspendern pro Jahr. Die Oldenburger Ärzte hoffen, dass mit Öffentlichkeitsarbeit und Transparenz das Vertrauen in das System gestärkt werden kann.
Ellerbeck: „Wer bereit ist, nach dem Tode seine Organe zur Transplantation zu spenden, schenkt im Mittel mehreren Empfängern zusammen etwa 30 zusätzliche Lebenjahre. Letztlich bleibt aber die Entscheidung für oder gegen eine Organspende immer eine sehr persönliche, die in jedem Fall ohne Einschränkung respektiert werden muss.“