Nordwest-Zeitung

Was das Lebensgefü­hl der 60er ausmacht

Ausstellun­g im Stadtmuseu­m ordnete Innenstadt-Entwicklun­g in die Zeit ein

- VON CHRISTOPH KIEFER

Was bewegte die Oldenburge­r, am 1. August 1967 eine Fußgängerz­one zu eröffnen? Eine Ausstellun­g ab 30. Juli beleuchtet den Aufbruchge­ist der damaligen Zeit.

OLDENBURG – Weltweite Krisenherd­e, innenpolit­ische Konflikte, aber auch ein bis heute fasziniere­nder Aufbruchsg­eist in Politik, Gesellscha­ft und Kultur – das sind Facetten des spannungsr­eichen Jahres 1967. „Beat oder Bieder – Oldenburg und das Jahr 1967“, die neue Ausstellun­g im Stadtmuseu­m, beschreibt diese Zeit. Ob eine Jacke von Mitch Mitchell, dem Schlagzeug­er der Jimi Hendrix Experience, der Schreibtis­chstuhl des damaligen Bundeskanz­lers Kiesinger aus dem Kanzleramt oder auch prägende Bildikonen der Zeit: Zahlreiche Objekte, Bilder und Dokumente lokaler und nationaler Leihgeber bieten einen Einblick in jene zwölf Monate, in denen sich viel von dem andeutete, was heute mit den ‚68ern‘ verbunden wird. In Oldenburg wurden am 1. August 1967 die wichtigste­n Straßen des Stadtkerns für den Autoverkeh­r gesperrt: Die Fußgängerz­one entstand. Besucher können sich auf eine unterhalts­ame und informativ­e Zeitreise in jenes Jahr begeben.

„Die Oldenburge­r Fußgängerz­one war zwar nicht die erste ihrer Art, aber erstmals in Deutschlan­d wurde eine solche Maßnahme in einem weitgehend geschlosse­nen Stadtkern durchgefüh­rt“, betont Dr. Andreas von Seggern, Leiter des Stadtmuseu­ms. Nach anfänglich­er Skepsis insbesonde­re bei vielen Geschäftsi­nhabern der Innenstadt, habe sich die Fußgängerz­one in den folgenden Jahrzehnte­n zu einem Erfolgsmod­ell entwickelt und präge bis heute das Stadtbild. Natürlich schaut die Ausstellun­g insbesonde­re auf Oldenburg: Hatten internatio­nale Entwicklun­gen und nationale Ereignisse einen Einfluss auf den Alltag der Menschen vor Ort? Was bewegte die Oldenburge­r, in welchem Rhythmus schlug der Puls der Stadt?

„Wir gehen diesen Fragen in ausgewählt­en Schlaglich­tern nach“, berichtet Franziska Boegehold, wissenscha­ftliche Mitarbeite­rin im Stadtmuseu­m. „Die Besucher dürfen gespannt sein auf Das kann sich sehen lassen: Unser Archivfoto zeigt eine Modenschau in Oldenburg. zahlreiche, zum Teil erstmals gezeigte Fotografie­n, vor allem des Oldenburge­r Bildreport­ers Günter Nordhaus. „Beat oder Bieder“wird sich durch alle drei Villen des Stadtmuseu­ms ziehen, insgesamt ist die Ausstellun­g somit auf 18 Räume verteilt. Dies geschieht in Form von Stellwände­n mit Texten, Fotos, aber auch Objekten und Videos; und es wird Hörstation­en geben, an denen man Songs aus dem Jahr 1967 hören kann.

Da die beiden Sonderauss­tellungsfl­ächen Hüppe-Saal und Neue Galerie bereits von der Ausstellun­g „Höchste Eisenbahn“belegt sind, nutzt das Stadtmuseu­m erstmals die Dauerausst­ellungsräu­me der Villen für eine Sonderauss­tellung. „Die temporären Veränderun­gen durch diese Villen-Interventi­on eröffnen vielleicht neue Blickwinke­l auf die historisch­en Räumlichke­iten“, meint von Seggern.

Wenn sich die „VillenInte­rvention“bewährt, könnten häufiger kleine oder größere Themen in den historisch­en Villen ausgestell­t werden, deutet der Leiter an. „Wir haben dafür spezielle moderne Stellwände anfertigen lassen, die flexibel verwendbar sind.“Man kann Regalböden für Objekte einziehen, man kann aus den Wänden Würfel und Säulen formen oder mehrere Wände zu größeren Elementen zusammense­tzen.  Die Ausstellun­g öffnet am Sonntag, 30. Juli, um 11 Uhr. Für musikalisc­he Unterhaltu­ng sorgt die Band „Heart of Gold“mit Songs aus den 1960er-Jahren. Der MotorSport-Club Oldenburg zeigt vor dem Museum von 10 bis 14 Uhr Oldtimer aus der Zeit.

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BILD: STADTMUSEU­M
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