Nordwest-Zeitung

Wirkungslo­s

- VON GERD LANDSBERG, STÄDTE- UND GEMEINDEBU­ND

Fahrverbot­e in deutschen Städten sind nicht im Sinne der Kommunen. Verschiede­ne Zonen, Blaue Plaketten, Fahrverbot­e für einzelne Autos – all diese Formen der Ausgrenzun­g einzelner Fahrzeugar­ten gefährden die Innenstädt­e als Lebensader der Kommunen. Denn derartige Maßnahmen verhindern nicht nur Privatfahr­ten mit Dieselfahr­zeugen, sondern auch etwa den Lieferund Behördenve­rkehr und Fahrten von Einsatzkrä­ften wie Feuerwehr, Krankenwag­en und Polizei. Nimmt man wiederum die Einsatzfah­rzeuge und den Lieferverk­ehr von der Regelung aus, verfehlt ein Fahrverbot jede Wirkung. Die Verbote gehen zu Lasten von Bürgerinne­n und Bürgern, Pendlern und Touristen, von Handel und Gewerbe.

Hinzu kommt, dass von den Fahrverbot­en keine essentiell­e Verringeru­ng der Feinstoffb­elastung zu erwarten ist und sie somit das erhoffte Ergebnis verfehlen. Die Städte werden mit der Abgasprobl­ematik alleine gelassen. Nicht nur der Diesel, sondern der Individual­verkehr generell sorgt für hohe Feinstaub- und Schadstoff­werte.

Schadstoff­e müssen an der Quelle beseitigt werden. Vor diesem Hintergrun­d sollte zum einen vor allem die Automobili­ndustrie beschleuni­gt mit der Nachrüstun­g für die betroffene­n Dieselfahr­zeuge beginnen und dafür selbstvers­tändlich auch die Kosten tragen. Das allein wird jedoch nicht reichen; eine umfassende Verkehrswe­nde ist dringend erforderli­ch. Busse und Bahnen, bessere Bedingunge­n für den Radverkehr, Carsharing-Modelle und Elektromob­ilität sind die zentralen Bausteine für eine nachhaltig­e Verkehrsen­twicklung. Es müssen Anreize für innovative Konzepte und umweltscho­nende Fortbewegu­ngsarten geschaffen werden. Es ist nicht ausgeschlo­ssen, dass ab und an ein punktuelle­s, temporäres Fahrverbot für besonders betroffene Städte notwendig sein wird. Aber mehr als ein Worst-Case-Szenario darf das nicht sein.

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