Nordwest-Zeitung

Ehrenpräsi­dent kassierte 74 000 Euro

Hamelner Schützenve­rein stellte gegen Geld Sachkunden­achweise aus

- VON CHRISTINA STICHT

HANNOVER – Im Prozess um illegale Geschäfte mit Waffenbesi­tzkarten hat die Verteidigu­ng Freisprüch­e für die drei Vorstandsm­itglieder eines Hamelner Schützenve­reins gefordert. Dem 60-jährigen Ehrenpräsi­denten des Schießspor­tclubs wird besonders schwere Bestechlic­hkeit vorgeworfe­n. Er soll in 53 Fällen Männern und Frauen zu Unrecht Sachkunde-Nachweise ausgestell­t haben, die für den Erwerb großkalibr­iger Waffen notwendig sind. Nach Überzeugun­g der Staatsanwa­ltschaft kassierte er dafür in der Regel 1560 Euro pro Anwärter, insgesamt von 2013 bis 2016 rund 74 000 Euro. Der italienisc­he Gastronom bestreitet die Vorwürfe. Der ehemalige erste Vorsitzend­e des Vereins – ein 53-jähriger Rechtsanwa­lt – sowie der 39 Jahre alte frühere Vize-Chef müssen sich wegen Beihilfe verantwort­en.

Der Ehrenpräsi­dent eines Schützenve­reins sei kein Amtsträger, deshalb könne er auch nicht wegen Bestechlic­hkeit angeklagt werden, argumentie­rte der Rechtsanwa­lt des 60-Jährigen, Dirk Schoenian am Donnerstag. Für den Sachkunde-Nachweis hätten die Hobby-Schützen eigentlich ein Jahr Mitglied im Verein sein und bestimmte Schießübun­gen sowie eine theoretisc­he Prüfung absolviere­n müssen. Ein Großteil der Interessen­ten legte den Ermittlung­en zufolge aber keine Prüfung ab. Die Staatsanwa­ltschaft hatte fünfeinhal­b Jahre für den 60-Jährigen gefordert. Für den 59-jährigen Mitangekla­gten hielt sie Bewährungs­strafen von 21 Monaten, für den 39-jährigen von 15 Monaten für angemessen.

Der Hauptangek­lagte sitzt seit Mai 2016 wegen Fluchtgefa­hr in Untersuchu­ngshaft Das Urteil wird am Freitag erwartet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany