Wenn der Chef an der Uhr dreht
Werner Tapken baut für mehr als 40 Springprüfungen die Parcours
Der Aufbau der Hindernisse verlangt viel Fingerspitzengefühl. Der Faktor Zeit spielt dabei eine große 4olle.
RASTEDE – Der Neue macht keine großen Worte. Dabei ist er eine der wichtigsten Personen beim Landesturnier. Bald drei Jahrzehnte lang hörte auf dem Springplatz im Rasteder Schlosspark alles auf den Parcourschef Hans Sattler (65). Mit der 69. Auflage hat nun Werner Tapken das Sagen.
„Als ich Ende letzten Jahres angesprochen wurde, hat mich das schon mit Stolz erfüllt“, erzählt der 44-jährige Ganderkeseer. Und Tapken dachte erst einmal nach. „Das Landesturnier ist das schönste Turnier Deutschlands. Diese Aufgabe muss mit Respekt angegangen werden. Das macht man nicht mal so eben“, sagt der Mann, der genau weiß, wovon er spricht.
Tapken kennt das Landesturnier in all seinen Facetten: zunächst als Springreiter, dann an der Seite seiner international erfolgreichen Ehefrau, der Vielseitigkeitsreiterin Ina Tapken (geb. Hegeler), und seit sechs Jahren als Richter am Springplatz.
Dass ein Parcourschef über den Erfolg oder Misserfolg einer Prüfung – ja eines gesamten Turniers – entscheiden kann, weiß Tapken nur zu genau. „Man nimmt schon großen Einfluss und muss auch immer den Ausbildungsgrad von Reiter und Pferd im Auge behalten oder die Beschaffenheit des Bodens und der Hindernisse“, sagt er. Herauskommen sollen beim Aufbau von Triplebarre, Oxer und
zweifacher Kombination „harmonische Ritte“, so das Credo des Parcourschefs .
Dann haben die Abmessungen und Distanzen gepasst, die Reiter ihre Pferde gut präsentiert, und das Publikum einen spannenden Wettkampf gesehen. „Der Platz hier hat eine schöne Größe. Da lässt sich schon etwas aufbauen“, sagt Tapken, der mit seinem 15-köpfigen Team bei mehr als 40 Springprüfungen Hand anlegt. 12, 13, 14 Stunden wird ein Turniertag in Rastede schnell mal lang.
Da hilft es auch nicht, dass der Parcourschef gern mal an der Uhr dreht. Aus einem ganz einfachen Grund: Da die Reiter und Pferde heute allesamt viel athletischer sind und bestens ausgebildet in die Bahn einreiten, hat nicht nur die Anzahl der schweren Prüfungen zugenommen, sondern auch die der Nullfehlerritte bei den S-Springen.
Das ist in Rastede nicht anders. „Und da nun mal die Abmessungen, die Höhe und die Breite eines Turnierplatzes irgendwo
dann doch begrenzt sind, spielt das Kriterium Zeit eine immer entscheidendere Rolle bei den S-Springen“, erläutert Tapken. Aber auch hierbei ist Fingerspitzengefühl gefragt. „Die vorgegebene Zeit muss exakt zum Parcours und Teilnehmerfeld passen. Niemand soll überfordert werden, und doch gilt es, eine ergebnisorientierte Prüfung hinzustellen“, betont Tapken.
Auch die Einflüsse von außen, etwa die großen Videowände oder die Zelte, müssen beim Aufbau berücksichtigt werden. Tapken hat viele Kriterien zu bedenken.
Junge Pferde beispielsweise springen ungern nah der Zuschauerbande – und so muss er mit seinem Team von der ersten Einlaufprüfung bis zum Großen Preis am Sonntag das Niveau seiner Umläufe nicht nur steigern, sondern mit viel Einfühlungsvermögen dosieren. Das wiederum macht der Neue nicht mit großen Worten, wohl aber mit viel Respekt gegenüber dem Partner Pferd.