Nordwest-Zeitung

Am Ende wird es nur Gewinner geben“

Junglandwi­rt Dietz Wiechers und -Chefredakt­eur Lars Reckermann im Interview

- VON VIENNA GERSTENKOR­N

Junglandwi­rte und Redakteure duellieren sich in <achen Kartoffele­rnte. Beide <eiten sind trotz der Konkurrenz­situation hellauf begeistert von dem Projekt.

OLDENBURG – Redakteure und Junglandwi­rte im Nordwesten wagen ein Experiment. Der Wettstreit auf dem Kartoffela­cker geht jetzt in die Halbzeit. Das Landwirtsc­haftsmagaz­in Land & Forst hat bei Lars Reckermann, Chefredakt­eur der Nordwest-Zeitung ( ), und Dietz Wiechers, Junglandwi­rt aus Dötlingen, nachgefrag­t, wie es aussieht: auf dem Acker in Neerstedt (Gemeinde Dötlingen/Kreis Oldenburg) – und in den Köpfen.

FRAGE: Wie stehen Ihre Kartoffeln da? RECKERMANN: Wir sind gut gestartet, weil wir unsere Kartoffeln vorgekeimt haben. Das hat unsere Belana gut durch die trockene Zeit gebracht. Wir haben den Boden nicht mit Gülle vorbereite­t, aber mit Mineraldün­ger. Aktuell machen uns Hitze, Krautfäule und der Kartoffelk­äfer zu schaffen. Bislang waren unsere Kartoffeln deutlich größer als die der Landwirte. Das dürfte sich aber inzwischen geändert haben. WIECHERS: Anfangs hat unseren Kartoffeln das kalte Frühjahr mit den späten Nachtfröst­en im Mai zugesetzt. Im Frühjahr fehlte uns Niederschl­ag. Die Kartoffeln haben gelitten, konnten sich jetzt aber gut erholen und stehen mittlerwei­le zufriedens­tellend auf dem Acker, den die Reporter auch als „Die Wüste von Neerstedt“bezeichnen. Wir Junglandwi­rte haben die Kartoffeln aus Kostengrün­den nicht vorgekeimt.

FRAGE: Und die der Konkurrenz? WIECHERS: Anfangs waren uns die Reporter durch das Vorkeimen deutlich voraus. Die Witterung und die zu späten Niederschl­äge haben ihnen aber mehr zugesetzt. Auch der Kartoffelk­äfer trägt seinen Teil dazu bei. RECKERMANN: Leider besser.

Die Pflanzen sehen grüner und kräftiger aus. Uns plagt der Kartoffelk­äfer. Wir haben gegen den nicht gespritzt.

FRAGE: Was ist jetzt zu tun? RECKERMANN: Wir mussten noch einmal gegen Krautfäule spritzen. Und wir haben noch einmal einen halben Eimer Kartoffelk­äfer gesammelt. WIECHERS: Momentan gilt es nur, dem Druck der Krautfäule entgegenzu­wirken. Die Reporter und wir Junglandwi­rte beregnen das Feld nicht, obwohl die Notwendigk­eit bestünde.

FRAGE: Welche Denkanstöß­e hat das Projekt bislang geliefert? WIECHERS: Dieses Projekt hat einen ganz großen Teil zur Transparen­z und Nachvollzi­ehbarkeit von den Arbeiten in der Landwirtsc­haft erwirkt. Anhand der Kartoffel können wir viel verdeutlic­hen: Den notwendige­n Einsatz von Fungiziden und Insektizid­en, Düngung und notwendige­r Wasservers­orgung, die jetzt fehlt. Zu guter Letzt kann im Herbst der Erfolg geerntet und gegessen werden. RECKERMANN: Landwirtsc­haft ist mehr als Schreberga­rten. Wir haben gelernt, wie verantwort­ungsvoll es ist, Bo-

den zu bestellen. Wir fragen uns inzwischen, wie Landwirte mit wenigen Hektar überleben sollen. Ohne einen Experten an unserer Seite wären wir gnadenlos an den Richtlinie­n und Bestimmung­en gescheiter­t. Landwirtsc­haft bedeutet Bürokratie, auch das haben wir gelernt.

FRAGE: Was war bisher die größte Überraschu­ng? RECKERMANN: Welche intensive Pflege und Zuneigung die Kartoffel benötigt. Und wie extrem wir auf das Wetter angewiesen sind. Wir haben uns

selten so sehr über Regen gefreut. Ach ja, der Kartoffelk­äfer fasziniert uns mittlerwei­le auch. WIECHERS: Dass die Rückmeldun­gen zu fast 100 Prozent positiv ausfallen, das ist heutzutage eher ungewöhnli­ch. Auch der Einsatz der sogenannte­n chemischen Keule wurde als Notwendigk­eit anerkannt. Das hat uns Junglandwi­rte überrascht. Erfreulich ist auch, dass viele weitere Medien darüber berichten. Minister Meyer nannte es ein „einzigarti­ges Projekt in Deutschlan­d“. FRAGE: Wenn es von vorne losginge, wären Sie wieder mit dabei? WIECHERS: In jedem Fall, das Projekt hat vom ersten Tag der Planung an viel Spaß gemacht und es haben sich wirklich alle Beteiligte­n an diesem Projekt sehr engagiert eingebrach­t. RECKERMANN: Auf jeden Fall, aber wir hätten klare Teamstrukt­uren. Als Nebenjob ist ein Kartoffelf­eld nicht zu managen. Die Erfahrunge­n und die geschlosse­nen Freundscha­ften möchten wir aber nicht missen.

FRAGE: Wer gewinnt? RECKERMANN: Mal ehrlich, es gibt bei diesem Projekt nur Gewinner. Wenn es aber um die Ernte geht, natürlich wir. WIECHERS: Am Ende wird es keinen Verlierer geben.

FRAGE: Und – wo Sie auch den Minister danach gefragt haben: Ihre Lieblingsw­urst? WIECHERS: Klassische Salami. RECKERMANN: Das muss ich persönlich als Lars Reckermann beantworte­n: Salami, in allen Variatione­n.

@ Ein Spezial unter www.nwzonline.de/duell-der-felder

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BILD: LARS RECKERMANN So einen Wettbewerb hat der Nordwesten noch nicht erlebt. Die duelliert sich mit Junglandwi­rten. Am Ende entscheide­t die Kartoffele­rnte.
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BILD: ARCHIV -Chefredakt­eur Lars Reckermann
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BILD: ARCHIV Junglandwi­rt aus Dötlingen: Dietz Wiechers

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