EZB hält an lockerer Geldpolitik fest
Währungshüter wollen im Herbst über Kurs beraten – Leitzins bleibt bei null Prozent
Ein konkretes Datum nannte Mario Draghi nicht. In Deutschland wuchs zuletzt die Kritik.
FRANKFURT – Die Europäische Zentralbank (EZB) vertröstet Sparer auf Herbst. Dann wollen Europas Währungshüter nach Angaben von EZB-Präsident Mario Draghi über mögliche Änderungen der ultralockeren Geldpolitik diskutieren. Der EZB-Rat habe am Donnerstag jedoch einstimmig entschieden, kein genaues Datum festzulegen, sagte Draghi nach der Sitzung des obersten Entscheidungsgremiums der Notenbank in Frankfurt. Bis die Zinsen steigen, dürfte es ohnehin noch eine ganze Weile dauern.
Zunächst halten die Währungshüter ungeachtet drängender Forderungen nach einem Ende der Geldflut an ihrem Kurs fest. Nach wie vor sei ein substanzielles Maß an geldpolitischer Unterstützung notwendig, sagte Draghi.
Der Leitzins im Euroraum bleibt auf dem Rekordtief von null Prozent. Parken Geschäftsbanken Geld bei der Notenbank, kostet sie das weiterhin 0,4 Prozent Strafzinsen. Zudem steckt die EZB noch bis mindestens Ende Dezember 2017 Monat für Monat 60 Milliarden Euro in den Kauf von Staats- und Unternehmensanleihen. Die Währungshüter lassen sich auch weiterhin die Option offen, das Kaufprogramm bei Bedarf auszuweiten. „Es ist wahr, dass unsere geldpolitischen Maßnahmen schon lange laufen, aber sie haben sehr bedeutsame Effekte bewirkt – unsere Geldpolitik war erfolgreich“, sagte Draghi.
Mit dem vielen billigen Geld versucht die EZB seit Jahren, der Konjunktur auf die Sprünge zu helfen und zugleich die Teuerung anzuheizen. Angestrebt wird Preisstabilität bei einer Teuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent – weit genug entfernt von der Nullmarke. Denn dauerhaft niedrige Preise könnten Unternehmen und Verbraucher dazu bringen, Investitionen aufzuschieben – das würde die Konjunktur abwürgen.
Vor allem aus wirtschaftlich starken Ländern wie Deutschland wurde die Kritik am EZB-Kurs zuletzt lauter. Sparer bekommen kaum noch Zinsen, Banken tun sich mit dem Geldverdienen schwer. Allerdings profitieren auf der anderen Seite Kreditnehmer von günstigen Konditionen – zum Beispiel beim Kauf von Häusern und Wohnungen.