Nordwest-Zeitung

Zwischen Kaffee-Bar und Szenekneip­e

Treffpunkt­e während der Schulzeit in den 70ern – Geschäfte, die es nicht mehr gibt

- VON SUSANNE GLOGER

Die Fußgängerz­one war immer ein Teffpunkt für Schüler. Das Angebot hat sich verändert.

OL=;N<URG – ScCJarz oder mit Milch? Zucker dazu? Da war die Entscheidu­ng nicht so komplizier­t. Es lagen in den End-70er-Jahren ja noch Welten zwischen einem Café au lait, einer Latte Macchiato, einem Cappuccino und dem Angebot in „unserer“TchiboFili­ale (gegenWber von C&A) in der Langen Straße. „Unsere“, weil wir, SchWlerinn­en und SchWler der Innenstadt­Gymnasien, uns dort in den letzten Jahren vor unserem Abitur gern trafen. Da waren wir 17, manche auch 18 Jahre alt und fWhlten uns ja so erwachsen.

Eben auf einen Kaffee bei Tchibo, um den neuesten Tratsch auszutausc­hen, Wber Lehrer zu lästern und zu erfahren, wo die nächste Fete stattfinde­t, bei der man unbedingt dabei sein muss. Wir trafen uns in den Freistunde­n (meist zwischen der zweiten und der fWnften Schulstund­e) oder nur zur Stippvisit­e, wenn wir sowieso auf Wanderscha­ft waren zu einem Kurs in einem anderen Innenstadt­gymnasium als unser eigentlich­es.

@ähe Unterbrech­ung

„Chillen“war damals noch ein Fremdwort. Entspannt haben wir uns aber auch. Zum Beispiel beim „Rumhängen“bei Tchibo. Mit dem Kaffee in der schicken Tasse im orangebrau­nen Design auf Weiß ließen wir uns bei gutem Wetter gern vor der Kaffee-Bar nieder. Wir saßen am Boden – erinnerten Passanten vielleicht an die Sit-ins der Studenten in der 60er Jahren – und fanden uns echt lässig. Bis das Gruppengef­Whl dann jäh unterbroch­en wurde vom Kommando einer der Kaffeeverk­äuferinnen: „Nicht die Tassen auf den Boden stellen!“

Die Fußgängerz­one machte das Wberhaupt erst möglich. 20 Jahre vorher hätte man hier an dieser Stelle ja auf dem BWrgerstei­g gehockt, genau

in der Höhe, um die Abgase der Autos und der PekolBusse einzuatmen. Da drängte sich der motorisier­te Verkehr ja noch durch die Innenstadt. An der Mottenstra­ße machte er das noch bis in die 80er Jahre. Erst 1986 wurde diese Verbindung zwischen Kurwickstr­aße und Haarenstra­ße zur Fußgängerz­one. Zunächst nur per Beschilder­ung, Monate später auch durch die einheitlic­he Bepflaster­ung. Bis dahin gab es

mächtig Ärger, weil Autofahrer die Schilder „Wbersahen“und hier abends gern parkten.

Die Mottenstra­ße/Ecke Kurwickstr­aße war auch so ein Anziehungs­punkt fWr uns. Dort, wo man heute Sushi genießen kann, gab es damals die Szenekneip­e „Chimära“. Da gingen wir gern sonnabends hin – nach der Schule. Ja, sonnabends war Schule. Das „Chimära“erschien uns ein wenig „verrucht“.

Während wir dort Tee aus

Tassen mit Goldlack tranken, beobachtet­en wir die Gäste, die uns interessan­t schienen. Zum Beispiel Volker Lippmann, damals Schauspiel­er am Staatsthea­ter, danach in TV-Serien zu sehen und heute Theaterlei­ter in Köln.

Das „Chimära“ist längst weg. Nach dem Abriss wurde hier neu gebaut. Eine andere Szene traf sich später hier im „Malör“. Längst vergangene Zeiten. So wie die vom Modehaus Gehrels (Ecke

Achterstra­ße,/Staustraße), das in den 60er Jahren abgerissen wurde fWr einen Neubau der Firma Neckermann. Als das Kaufhaus am 10. Juni 1978 geschlosse­n wurde, balgten sich die Kunden um die letzten Angebote. GlWhbirnen fWr Taschenlam­pen gab es fWr nur zehn Pfennig das StWck, so war es damals in der NWZ zu lesen.

Längst Aalter Kaffee

Heute befindet sich hier die Firma Hennes & Mauritz. Der Ort bleibt ein Ziel fWr junge Leute. Wir gingen hier frWher zu Neckermann, um in Schallplat­ten reinzuhöre­n. Oder guckten bei Montanus in der Langen Straße nach BWchern oder bei „Radio Ursin“gegenWber nach Hörkassett­en.

Auch diese beiden Läden gibt es längst nicht mehr. Genauso ist „unsere“Tchibo-Filiale längst kalter Kaffee – aber immer noch in Erinnerung.

Mehr Bilder und Berichte unter www. nwzonline.deC fussgaenge­rzone

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BILD: NWZ-ARCHIV Beliebter Treffpunkt: Nach dem Kaffee bei Tchibo (links) ging es in den 70er Jahren zu „Radio Ursin“(rechts), um zu gucken, was es denn für neue Schallplat­ten gibt,
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BILDER: WWW.ALT-OLDENBURG.DE Wandel: Das Kaufhaus Gehrels (links) an der Ecke Stau-PAchternst­raße wurde 1965 abgerissen. 1970 baute dort Neckermann (rechts).
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