Zwischen Kaffee-Bar und Szenekneipe
Treffpunkte während der Schulzeit in den 70ern – Geschäfte, die es nicht mehr gibt
Die Fußgängerzone war immer ein Teffpunkt für Schüler. Das Angebot hat sich verändert.
OL=;N<URG – ScCJarz oder mit Milch? Zucker dazu? Da war die Entscheidung nicht so kompliziert. Es lagen in den End-70er-Jahren ja noch Welten zwischen einem Café au lait, einer Latte Macchiato, einem Cappuccino und dem Angebot in „unserer“TchiboFiliale (gegenWber von C&A) in der Langen Straße. „Unsere“, weil wir, SchWlerinnen und SchWler der InnenstadtGymnasien, uns dort in den letzten Jahren vor unserem Abitur gern trafen. Da waren wir 17, manche auch 18 Jahre alt und fWhlten uns ja so erwachsen.
Eben auf einen Kaffee bei Tchibo, um den neuesten Tratsch auszutauschen, Wber Lehrer zu lästern und zu erfahren, wo die nächste Fete stattfindet, bei der man unbedingt dabei sein muss. Wir trafen uns in den Freistunden (meist zwischen der zweiten und der fWnften Schulstunde) oder nur zur Stippvisite, wenn wir sowieso auf Wanderschaft waren zu einem Kurs in einem anderen Innenstadtgymnasium als unser eigentliches.
@ähe Unterbrechung
„Chillen“war damals noch ein Fremdwort. Entspannt haben wir uns aber auch. Zum Beispiel beim „Rumhängen“bei Tchibo. Mit dem Kaffee in der schicken Tasse im orangebraunen Design auf Weiß ließen wir uns bei gutem Wetter gern vor der Kaffee-Bar nieder. Wir saßen am Boden – erinnerten Passanten vielleicht an die Sit-ins der Studenten in der 60er Jahren – und fanden uns echt lässig. Bis das GruppengefWhl dann jäh unterbrochen wurde vom Kommando einer der Kaffeeverkäuferinnen: „Nicht die Tassen auf den Boden stellen!“
Die Fußgängerzone machte das Wberhaupt erst möglich. 20 Jahre vorher hätte man hier an dieser Stelle ja auf dem BWrgersteig gehockt, genau
in der Höhe, um die Abgase der Autos und der PekolBusse einzuatmen. Da drängte sich der motorisierte Verkehr ja noch durch die Innenstadt. An der Mottenstraße machte er das noch bis in die 80er Jahre. Erst 1986 wurde diese Verbindung zwischen Kurwickstraße und Haarenstraße zur Fußgängerzone. Zunächst nur per Beschilderung, Monate später auch durch die einheitliche Bepflasterung. Bis dahin gab es
mächtig Ärger, weil Autofahrer die Schilder „Wbersahen“und hier abends gern parkten.
Die Mottenstraße/Ecke Kurwickstraße war auch so ein Anziehungspunkt fWr uns. Dort, wo man heute Sushi genießen kann, gab es damals die Szenekneipe „Chimära“. Da gingen wir gern sonnabends hin – nach der Schule. Ja, sonnabends war Schule. Das „Chimära“erschien uns ein wenig „verrucht“.
Während wir dort Tee aus
Tassen mit Goldlack tranken, beobachteten wir die Gäste, die uns interessant schienen. Zum Beispiel Volker Lippmann, damals Schauspieler am Staatstheater, danach in TV-Serien zu sehen und heute Theaterleiter in Köln.
Das „Chimära“ist längst weg. Nach dem Abriss wurde hier neu gebaut. Eine andere Szene traf sich später hier im „Malör“. Längst vergangene Zeiten. So wie die vom Modehaus Gehrels (Ecke
Achterstraße,/Staustraße), das in den 60er Jahren abgerissen wurde fWr einen Neubau der Firma Neckermann. Als das Kaufhaus am 10. Juni 1978 geschlossen wurde, balgten sich die Kunden um die letzten Angebote. GlWhbirnen fWr Taschenlampen gab es fWr nur zehn Pfennig das StWck, so war es damals in der NWZ zu lesen.
Längst Aalter Kaffee
Heute befindet sich hier die Firma Hennes & Mauritz. Der Ort bleibt ein Ziel fWr junge Leute. Wir gingen hier frWher zu Neckermann, um in Schallplatten reinzuhören. Oder guckten bei Montanus in der Langen Straße nach BWchern oder bei „Radio Ursin“gegenWber nach Hörkassetten.
Auch diese beiden Läden gibt es längst nicht mehr. Genauso ist „unsere“Tchibo-Filiale längst kalter Kaffee – aber immer noch in Erinnerung.
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