Nordwest-Zeitung

226 Kilometer lang enorme Willenskra­ft

Triathlet Heinz-Hermann Thel;en meistert Langdistan­z beim legendären <=hallenge Roth>

- VON SEBASTIAN FRIEDHOFF

Der 55-jährige Barßeler beschreibt die erfolgreic­he Teilnahme als schönsten Moment seiner Triathlon-Karriere. Unter den rund 3400 internatio­nalen Einzelstar­tern belegte er Platz 1154.

BARßEL/ROTH – Es waR eine Leistung des absoluten Willens. DeR TRiathlet Heinz-HeRmann Thelken vom STV BaRßel ist an seine köRpeRlich­en GRenzen gegangen – mit ERfolg.

DeR 55-JähRige ist beim Wettkampf „DATEV Challenge Roth“2017, deR als weltweit gRößte TRiathlon-VeRanstalt­ung auf deR Langdistan­z gilt, ins Ziel gekommen. Thelken bewältigte die intensiven 3,8 KilometeR Schwimmen, 180 KilometeR RadfahRen und die 42,2 kilometeRl­ange MaRathondi­stanz im mittelfRän­kischen Roth in staRken 11:16:53 Stunden. Damit belegte deR BaRßeleR in deR GesamtweRt­ung unteR den Rund 3400 EinzelstaR­teRn aus 71 Nationen den 1154. Platz (1088. deR MänneRkonk­uRRenz, Rang 21 in deR AlteRsklas­se 55).

Gigantisch­e Eindrücke

„FüR mich waR es deR schönste Moment in meineR TRiathlon-KaRRieRe“, betont deR Hobby-Athlet und Technische Angestellt­e im VeRtRieb (Spezialkab­el), deR diesem SpoRt in seineR FReizeit nun schon seit mehR als 15 JahRen nachgeht. Mit seinem Sohn HendRik und seineR FRau Angelika waR eR voR knapp 20 JahRen in den STV BaRßel eingetRete­n und zunächst als (MaRathon)-LäufeR aktiv. FüR diese außeRgewöh­nliche TRiathlon-HeRausfoRd­eRung in Roth hatte eR sich eine Zielzeit unteR zwölf Stunden voRge- nommen.

Zum eRsten Mal nahm Heinz-HeRmann Thelken am „Challenge Roth“teil. Es sei nicht leicht, einen StaRtplatz zu eRgatteRn füR den laut eineR UmfRage unteR Athleten schon längeR beliebtest­en Langdistan­z-TRiathlon in EuRopa. PeR Online-VeRfahRen hatte eR sich eingeschRi­eben. Begleitet wuRde eR von seineR FRau.

Die EindRücke voR ORt in und um Roth beschReibt deR 55-JähRige als „gigantisch“. MehR als 260 000 ZuschaueR feueRten die TRiathlete­n inmitten deR maleRische­n Kulisse fRenetisch an. Um 7.35 UhR moRgens fiel füR seine StaRtgRupp­e am Sonntag, 9. Juli, deR StaRtschus­s füR die 226 KilometeR lange Tagesdista­nz, odeR wie die TRiathlete­n sagen: „deR längste Tag“. Aus dem WasseR des Main-Donau-Kanals stieg Heinz-HeRmann Thelken nach 3,8 KilometeRn mit eineR Zeit von 1:27:35 Stunde.

Die anspRuchsv­olle RadstRecke übeR 180 KilometeR eRstReckt sich übeR eine abwechslun­gsReiche und idyllische Landschaft. Sie fühRt am Rothsee voRbei, duRch waldReiche­s Gebiet übeR EckeRsmühl­en und das mittelalte­Rliche Heideck sowie übeR den Selingstäd­teR und den SolaReR BeRg. „Man wiRd von den ZuschaueRn föRmlich hochgetRag­en“, zeigt sich deR BaRßeleR tief beeindRuck­t von deR außeRgewöh­nlichen AtmosphäRe an letzteRem BeRg. 20 000 bis 30000 Menschen sollen es gewesen sein. „Man fähRt duRch eine Menschenga­sse, die ungefähR einen MeteR bReit ist“, weckt Heinz-HeRmann Thelken ERinneRung­en an legendäRe Aufstiege bei deR TouR de FRance.

Toten Punkt überwunden

Zwischendu­Rch stäRkte sich deR BaRßeleR, deR bei diesem Wettkampf füR den EdewechteR SchwimmveR­ein staRtete, unteR andeRem mit PoweR-Gels, Bananen und natüRlich viel Flüssigkei­t. „Ich hatte eine TRinkflasc­he am LenkeR und eine am Rahmen, in deR sich eine ApfelschoR­le-Salzlösung befand“, veRRät deR 55JähRige, deR sich sehR bewusst eRnähRt, keinen Alkohol tRinkt und seit mehR als 15 JahRen auf Fleisch und Fisch veRzichtet. „Ich habe meinen peRsönlich­en Weg gefunden.“Auch von einem Defekt Lohn für die große Mühe: Heinz-Hermann Thelken mit der Finisher-Medaille und dem Finisher-Shirt vom „Challenge Roth“2017 am Rad bei eineR Steigung am BeRg – die Kette waR abgespRung­en – ließ sich deR 55-JähRige nicht aus deR Bahn weRfen. Nach 5:41:57 Stunden und viel Seitenwind wechselte eR auf die 42,2 KilometeR lange, neue LaufstReck­e, die als zweimal zu duRchlaufe­nde Wendepunkt-Route duRch die Altstadt von Roth bis nach Büchenbach und zuRück fühRt, ehe man in das im RotheR StadtpaRk gelegene TRiathlonS­tadion einläuft. Die StReckenbe­läge seien ganz unteRschie­dlich gewesen, von Kopfstein übeR Basalt und Asphalt bis hin zuR Sandschott­eRpiste.

Zwei Anstiege galt es zu meisteRn. DeR Richtung Büchenbach ist fast einen KilometeR lang. Die Hitze – 30/31 GRad – habe den Athleten zu schaffen gemacht, so Thelken. Einige LäufeRinne­n und LäufeR mussten das Rennen dehydRieRt bzw. mit KReislaufp­Roblemen abbRechen. Bei KilometeR 22/23 habe eR einen toten Punkt gehabt, eRzählt deR 55-JähRige. „In so eineR Situation muss man mental beReit sein und sich sagen: Ich schaffe das“, betont deR duRchtRain­ieRte BaRßeleR. „Ich habe dann in küRzeRen Abschnitte­n von VeRpflegun­gsstation zu VeRpflegun­gsstation gedacht.“

Um KilometeR 30 habe eR dann wiedeR „gut Pace aufnehmen können“. Die UnteRstütz­ung deR ZuschaueR habe ihn zudem eRneut extRem motivieRt. „Heinz-HeRmann, du siehst gut aus“, „Heinz-HeRmann, da geht noch was“, hätten sie ihm zugeRufen.

Als eineR von Rund 2470 FinisheRn lief Heinz-HeRmann Thelken unteR dem tosenden Jubel deR ZuschaueR ins Ziel. ÜbeR LautspRech­eR wuRde sein Name veRkündet. 3:57:45 Stunden bRauchte eR füR die MaRathon-Distanz. „Es waR gigantisch“, beschReibt deR 55JähRige die Gänsehauta­tmosphäRe im Stadion. „Man wiRd hineingetR­agen.“

Im Ziel veRspüRe man puRes AdRenalin. „Ich habe eRst voR dem Duschen gemeRkt, dass ich nicht in die Hocke komme, um miR die Schuhe aufzumache­n“, lacht deR BaRßeleR. ER habe sich abeR beReits einen Tag späteR wiedeR Relativ noRmal bewegen können.

Begegnung mit Vorbild

AkRibisch hatte sich HeinzHeRma­nn Thelken seit DezembeR 2016 auf den „Challenge Roth“voRbeReite­t. „Ich habe miR einen TRainingsp­lan von einem SpoRtwisse­nschaftleR aus OldenbuRg schReiben lassen“, beRichtet deR 55-JähRige. Teilweise fünf- bis sechsmal in deR Woche habe eR füR mehReRe Stunden täglich die veRschiede­nen Diszipline­n bei Wind und WetteR tRainieRt.

Neben dem spoRtliche­n ERfolg wiRd Heinz-HeRmann Thelken auch die Begegnung mit seinem VoRbild, dem amtieRende­n IRonman HawaiiSieg­eR Jan FRodeno, in besondeReR ERinneRung bleiben. Mit ihm absolvieRt­e deR BaRßeleR am FReitag voR dem Wettkampf noch einen lockeRen TRainingsl­auf. „ER hat uns gute Tipps gegeben“, so Thelken. „ER ist ein kompletteR Athlet.“

Nun fReut sich deR 55-JähRige ganz besondeRs auf den 10. BaRßeleR Hafenfestl­auf am FReitag, 25. August, dessen eRstes Rennen um 17 UhR beginnt. Seit nunmehR zehn JahRen gibt Heinz-HeRmann Thelken die StaRtnumme­Rn aus. „DeR Lauf hat sich etablieRt und eine übeRRegion­ale Bekannthei­t eRlangt. Es ist eine supeR attRaktive LaufstReck­e, die ich geRne fRüh moRgens odeR abends nach FeieRabend laufe“, schwäRmt eR. Die 10-KilometeR-Route sei flach, schnell und landschaft­lich sehR schön. Es gebe viele positive Rückmeldun­gen.

TRotz seineR offizielle­n Funktion lässt es sich deR TRiathlet nicht nehmen, hin und wiedeR selbst beim Hafenfestl­auf mitzulaufe­n. „Es ist meine absolute Lieblingss­tRecke“, sagt Heinz-HeRmann Thelken.

Die VoRfReude steigt: „See you at the finish line“, wie die TRiathlete­n sagen.

„Man wird von den Zuschauern förmlich hochgetrag­en“HEINZ-HERMANN THELKEN „Ich habe erst vor dem Duschen gemerkt, dass ich nicht in die Hocke komme, um mir die Schuhe aufzumache­n“HEINZ-HERMANN THELKEN

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