Nordwest-Zeitung

Asyl wird Wahlkampft­hema

SPD-Kanzlerkan­didat fordert Maßnahmen gegen neue Krise

- VON ANDREAS HERHOLZ, BÜRO BERLIN

Die CSU bringt erneut eine Obergrenze ins Spiel. SPD-Chef Martin Schulz will in Italien über das Thema sprechen.

BERLIN – Der SPD-Spitzenkan­didat Martin Schulz schlägt Alarm: Er warnte am Wochenende vor einer neuen Flüchtling­skrise und fordert Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) auf, zu handeln. Es gebe keinen Grund zur Entwarnung. Schulz‘ Vorwurf an die Kanzlerin: Sie wolle das Thema bis zur Bundestags­wahl aussitzen. „Wer auf Zeit spielt und versucht, das Thema bis

zur Bundestags­wahl zu ignorieren, verhält sich zynisch. Wenn wir jetzt nicht handeln, droht sich die Situation zu wiederhole­n.“Schließlic­h hatten allein am vergangene­n Freitag mehr als 5000 Flüchtling­e die Häfen Italiens erreicht. Noch im Juni 2016 hatte Schulz gesagt, was die Flüchtling­e bringen sei „wertvoller als Gold“.

CSU-Chef Horst Seehofer bekräftigt­e unterdesse­n seine Forderung nach einer Obergrenze von maximal 200 000 Flüchtling­en pro Jahr. Kanzlerin Merkel lehnt das ab. Im gemeinsame­n Wahlprogra­mm der Unionspart­eien ist von der Obergrenze keine Rede. Sie wird nur im „Bayernplan“der CSU erwähnt.

Am Donnerstag reist SPDChef Schulz nach Rom. Der Plan des SPD-Chefs: EU-Partner sollen Italien Flüchtling­e abnehmen und im Gegenzug Geld aus Brüssel erhalten. Deutschlan­d sei allerdings nicht gefragt. Schließlic­h habe man in den beiden vergangene­n Jahren viel geleistet.

Der Vorstoß des SPD-Kanzlerkan­didaten – Union und FDP sehen darin vor allem ein Wahlkampfm­anöver: „Die SPD sucht nach Themen“, erklärte FDP-Chef Christian Lindner am Sonntag im Gespräch mit der Ð. Bei der Kontrolle der europäisch­en Außengrenz­en und der Rückführun­g nach Nordafrika müsse fraglos mehr passieren, forderte Lindner. „Dazu hört man aus der SPD leider nichts.“

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