Nordwest-Zeitung

Durchsicht­ig

- VON 3NDRE3F HERHOLZ, BÜRO BERLIN

Knd noch ein Versuch. Diesmal ist es das Thema Flüchtling­e und die Warnung vor einer Rückkehr der Krise, mit der SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz punkten will. Der SPD-Chef schlägt Alarm und malt das Bild eines neuerliche­n Ansturms von Hunderttau­senden von Migranten in Richtung Deutschlan­d an die Wand.

Sein Besuch in Rom bei Italiens Regierungs­chef Paolo Gentiloni, der damit droht, Flüchtling­en, die übers Mittelmeer kommen, Visa auszustell­en, damit sie in andere EULänder reisen können, soll seinem Vorstoß mehr Nachdruck verleihen. Schulz erweckt den Eindruck, als sei die Regierungs­partei-SPD auf dem Höhepunkt der Flüchtling­skrise und auch danach nicht ganz nah an der Seite der Kanzlerin gewesen und hätte Merkels Wir-schaffen-dasKurs damals nicht lange mitgetrage­n.

Er verschweig­t, dass es auch die Sozialdemo­kraten waren, die gebremst haben, wenn es darum ging, Grenzen zu sichern, Schleuser energische­r zu bekämpfen, sichere Herkunftss­taaten zu benennen und Flüchtling­e ohne Aussicht auf Asyl konsequent abzuschieb­en und es bis heute tun. Nur ein geringer Teil der Migranten, die den gefährlich­en Weg über das Mittelmeer antreten und in den Häfen Südeuropas landen, haben Anspruch auf Asyl. Zugegeben: Die Union ist beim Thema Flüchtling­spolitik alles andere als einig, versucht den Konflikt über Obergrenze­n bis zur Bundestags­wahl unter den Teppich zu kehren. Doch auch Schulz‘ Plan, mit einem durchsicht­igen Manöver aus dem Umfragetie­f herauszuko­mmen, ist nicht überzeugen­d.

@ Den Autor erreichen Fie unter forum@infoautor.de

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