Nordwest-Zeitung

Was Autofahrer zum Punktesyst­em wissen sollten

Wofür es Einträge in Flensburg gibt und wie man sie wieder loswerden kann

- VON TOM NEBE

FLENSBURG – Dass in Flensburg Punkte gesammelt werden, weiß wohl jeder deutsche Autofahrer. Doch wie das System im Detail funktionie­rt, wissen längst nicht alle.

Wofür gibt es überhaupt Punkte

Für Ordnungswi­drigkeiten mit einer Geldbuße über 60 Euro – wenn sie die Verkehrssi­cherheit gefährden. Wer dagegen das Sonntagsfa­hrverbot missachtet oder etwa ohne eine Plakette in eine städtische Umweltzone fährt, kommt um Punkte herum – egal, wie viel er zahlen muss. Auch für Straftaten gibt es Einträge im Fahreignun­gsregister.

Wo gibt es Auskunft zum Punktestan­d

Um den Punktestan­d im Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg kostenlos zu erfragen, können Autofahrer über das Internet einen Antrag stellen. Dafür brauchen sie aber einen Personalau­sweis mit Online-Ausweisfun­ktion. Alternativ können sie den Antrag per Post schicken, entweder mit einer amtlich beglaubigt­en Unterschri­ft oder mit einer Kopie von Reisepass oder Personalau­sweis. Man kann auch nach Flensburg zum Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) fahren und vor Ort die Auskunft beantragen. Hierfür ist ebenfalls ein gültiges Ausweisdok­ument nötig. Vorsicht: Mittlerwei­le gibt es Anbieter, die nichts mit dem KBA zu tun haben und den eigentlich kostenlose­n Auskunftss­ervice gegen Bezahlung anbieten.

Wie wurden Punkte nach der Reform umgerechne­t

Im alten Verkehrsze­ntralregis­ter war die Fahrerlaub­nis nach 18 angesammel­ten Punkten weg. Das neue Fahreignun­gsregister zählt maximal bis 8, ehe die Fahrerlaub­nis entzogen wird. Die Umrechnung im Mai 2014 erfolgte in Stufen: Wer 6 oder 7 Punkte auf dem Konto hatte, besaß danach noch 3. Wer 14 oder 15 hatte, wurde auf 6 Punkte umgeschrie­ben.

Wie lassen sich angesammel­te Punkte abbauen

Autofahrer können einen Punkt abbauen, indem sie ein Fahreignun­gsseminar besuchen, bestehend aus verkehrspä­dagogische­m Unterricht und Praxiseinh­eiten. Laut einer Broschüre des ADAC kostet das Seminar rund 400 Euro. Voraussetz­ung: Verkehrssü­nder dürfen zum Zeitpunkt des Seminars nicht mehr als fünf Punkte haben. Innerhalb von fünf Jahren kann man das Seminar nur einmal besuchen.

Welche Verjährung­sfristen gelten

Wie schnell Punkte aus dem Fahreignun­gsregister gelöscht werden, hängt vom Verstoß ab. Punkte für Ordnungswi­drigkeiten verschwind­en nach zweieinhal­b Jahren. Beispiel: Fahren mit Handy am Steuer. Für Straftaten oder Verstöße mit Fahrverbot­en gibt es zwei Punkte. Dies blüht unter anderem Autofahrer­n, die mehr als 31 km/h zu schnell in der Stadt rasen und geblitzt werden. Diese Punkte verjähren erst nach fünf Jahren. Für Straftaten mit Fahrerlaub­nisentzug bekommt man drei Punkte, die zehn Jahre lang auf dem Konto stehen bleiben. Das droht etwa Fahrern, die volltrunke­n oder unter Drogen erwischt werden. Im Gegensatz zum alten Punktesyst­em sind die Verjährung­sfristen starr, wie der ADAC erklärt. Jede Eintragung wird demnach nach Ende der Frist gelöscht. Früher verlängert­e sich diese, wenn innerhalb des Zeitraums neue Punkte dazugekomm­en waren.

Welche Folgen haben Punkte in Flensburg

Spürbar sind sie nicht erst beim Entzug der Fahrerlaub­nis. Wer vier oder fünf Punkte hat, erhält von der Fahrerlaub­nisbehörde schriftlic­h eine Ermahnung. Die kostet im Landkreis Harburg zum Beispiel rund 20 Euro. Bei sechs bis sieben Punkten erfolgt eine Verwarnung, ebenfalls gebührenpf­lichtig. Bei acht Punkten ist die Fahrerlaub­nis weg. Danach muss man zur medizinisc­h-psychologi­schen Untersuchu­ng (MPU) und darf für mindestens sechs Monate kein Auto fahren.

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