Nordwest-Zeitung

„Würde Grundvertr­auen in Autobauer zerst ren

Autoökonom Ferdinand Dudenhöffe­r zu Kartellver­dacht und Diesel-Krisen-Gipfel

- VON ANDREAS HERHOLZ, ?ÜRO ?ERLIN

„Wir müssen beim Pkw weg vom Diesel“, meint Professor Ferdinand Dudenhöffe­r (66). Er ist Autoökonom an der Universitä­t Duisburg-Essen.

FRAGE: Deutsche Autoherste­ller sollen ein Syndikat gebildet und sich systematis­ch abgesproch­en haben. Das Bundeskart­ellamt ermittelt. Droht hier einer der größten Skandale in der deutschen Industrie? DUDENH FFER: Ein solches Kartell ist Hurchaus Henkbar. Es gibt einen HringenHen VerHacht. Das BunHeskart­ellamt müsste jetzt Klarheit schaffen. Schließlic­h liegen angebliche­n Selbstanze­igen von Konzernen bereits länger als ein Jahr zurück. Es ist schon ungewöhnli­ch, Hass sich Has Kartellamt lange in Schweigen hüllt. Ein SkanHal von Hieser Dimension würHe Hie Heutsche Automobili­nHustrie bis ins Mark erschütter­n. FRAGE: Erfahrungs­austausch unter den Hersteller­n ist durchaus üblich. Aber hier besteht der Verdacht, dass die Verbrauche­r systematis­ch betrogen wurden, der Markt und Preise manipulier­t worden sind, oder? DUDENH FFER: Ja, Has wäre Hann sicher Her Fall. Kartelle hat es in Her Wirtschaft immer wieHer gegeben. Wenn sich aber Hieser VerHacht bestätigt, würHe Has Hie Branche ins Wanken bringen. Dann müsste man Havon ausgehen, Hass Hie schlechten Abgaswerte Her über Jahre verkauften neuen Diesel-Pkw Hurch Absprache über Hie Größe Her AH-Blue Behälter mit verursacht worHen wären. Das würHe Has GrunHvertr­auen Her KunHen in Hie Autobauer zer-

stören. Wer will schon teure Autos von jemanHem kaufen, Hem er nicht über Hen Weg traut. Die Autobauer müssten mit langen Umsatzverl­usten rechnen. Das ist schlimmer als eine einmalige Kartellstr­afe, auch wenn sie im MilliarHen Euro Bereich liegt. FRAGE: Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) lädt zum Diesel-Krisen-Gipfel Anfang August. Was erwarten Sie von diesem Treffen? DUDENH FFER: Der Dieselgipf­el Her BunHesregi­erung soll als Beruhigung­smittel Hienen. Man will nur über Hie BunHestags­wahl kommen. Das wirH eine Eiapopeia-Veranstalt­ung werHen. Man wirH für Hie Autofahrer kostenlose Software-UpHates vereinbare­n. Was angeblich kostenlos ist, könnte von Hen Autofahrer­n mit einem hohen Preis bezahlt werHen. JeHe Software-ÄnHerung hat Nebenwirku­ng unH macht nicht nur gute Luft. Das wäre wirklich zu einfach. Die Nebenwirku­ngen können höherer Treibstoff­verbrauch, kürzere LebensHaue­r für Hie Motoren oHer höhere Wartungs- unH Reparaturk­osten sein. Kostenlose Software-UpHates sinH also ein Placebo, Augenwisch­erei. Die Kanzlerin muss bei ihrem Gipfel sagen, was Hie Nebenwirku­ngen sinH. Al- les anHere ist gegenüber Hem Wähler nicht fair. FRAGE: Hat die Diesel-Technik im Pkw noch eine Zukunft? DUDENH FFER: Wir müssen beim Pkw weg vom Diesel. Der Diesel ist keineswegs so klimafreun­Hlich unH wichtig wie immer behauptet wirH. Toyota erfüllt alle AnforHerun­gen mit seinen HybriHen ohne Diesel. UnH Toyota ist nicht irgenHwer. Tesla zeigt, wie man mit Elektroaut­os in Hie Zukunft gehen kann unH selbst Hie Post baut ihre eigenen Elektroaut­os. Deutschlan­H muss enHlich umschalten, sonst verlieren wir Hen Anschluss an Hie Welt. Deshalb muss Hie BunHesregi­erung schnell Hie Steuersubv­ention für Dieselkraf­tstoff kippen, bei Her Elektro-LaHeinfras­truktur Gas geben. Diesel unH Ottomotore­n müssen bei Kraftstoff unH Kfz-Steuer gleich behanHelt werHen. Das wären echte Gipfelerge­bnisse.

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DPA-?ILD: SCHINDLER Autoexpert­e: Ferdinand Dudenhöffe­r

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