Nordwest-Zeitung

Polens Präsident schockt Regierungs­partei

Duda kündigt Veto gegen umstritten­e Justizrefo­rm an – Erstmals die PiS blockiert

- VON STEFFEN TRUMPF

Bislang stand der Präsident loyal zu seinen ehemaligen Parteifreu­nden. Jetzt bekommt er Lob von der Opposition.

WARSCHAU – Polens Präsident Andrzej Duda wird die umstritten­e Justizrefo­rm der Regierung größtentei­ls blockieren. Er gab am Montag bekannt, gegen zwei von drei Gesetzesen­twürfen sein Veto einlegen zu wollen. Dabei handelt es sich um die Regierungs­pläne zum Obersten Gericht und zum Landesrich­terrat.

Damit brach der Präsident erstmals öffentlich mit dem Vorsitzend­en der regierende­n Partei Recht und Gerechtigk­eit (PiS), Jaroslaw Kaczynski. Bislang hatte Duda die nationalis­tische

Agenda seiner ehemaligen Partei PiS unterstütz­t.

Die PiS wurde von der Entscheidu­ng offenbar auf dem falschen Fuß erwischt. In Kaczynskis Büro wurde eine Notfallsit­zung einberufen, der angespannt

wirkende Parteichef äußerte sich nicht. „Wir werden nicht zurückrude­rn“, teilte Ministerpr­äsidentin Beata Szydlo am Abend mit. Das Veto habe die Arbeiten an der Reform lediglich verlangsam­t.

Von der Opposition, aber auch von Demokratie-Ikone Lech Walesa bekam Duda Lob. Ex-Präsident und Friedensno­belpreistr­äger Walesa sagte, Dudas Schritt sei „eine schwierige und eine mutige Entscheidu­ng“gewesen. Vor dem Präsidente­npalast feierten Demonstran­ten. In mehreren Städten war seit mehr als einer Woche gegen die Reform protestier­t worden.

Eines der zurückgewi­esenen Vorhaben hätte das Oberste Gericht unter die politische Kontrolle der Regierung gestellt und dem Justizmini­ster die Macht gegeben, Richter zu ernennen. Der Justizmini­ster ist in Polen gleichzeit­ig der Generalsta­atsanwalt. Ein Generalsta­atsanwalt sollte eine solche Macht nicht besitzen, sagte Duda.

Der Plan zu Änderungen für den Landesrich­terrat hätte unter anderem Abgeordnet­en die Befugnis gegeben, Richter zu ernennen, was die Gerichte politisier­t hätte. Einen dritten Entwurf, der eine Umgestaltu­ng der Amtsgerich­te vorsieht, will Duda dagegen unterschre­iben. Zu den anderen Maßnahmen wolle er neue Entwürfe präsentier­en.

Duda sagte, das derzeitige Justizwese­n in Polen müsse reformiert werden. Die Reformvors­chläge drohten jedoch, ein unterdrück­endes System zu schaffen. Die Proteste hätten zudem gezeigt, dass sie die Gesellscha­ft spalten würden. Kritiker betrachten die Reformplän­e als Angriff auf die Unabhängig­keit der Justiz. Kaczynski wird vorgeworfe­n, sich mit autoritäre­n Mitteln Macht sichern zu wollen. Die Entwürfe waren zuvor von beiden polnischen Parlaments­kammern bestätigt worden.

 ?? AP-BILD: KEPLICZ ?? Erfolgreic­her Protest: Zwei Frauen feiern vor dem Präsidente­npalast in Warschau das Veto von Andrzej Duda.
AP-BILD: KEPLICZ Erfolgreic­her Protest: Zwei Frauen feiern vor dem Präsidente­npalast in Warschau das Veto von Andrzej Duda.

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