Nordwest-Zeitung

Hinweise zu mysteriöse­n Vermissten­fällen

Sonderkomm­issionen eingericht­et – Organisier­te Kriminalit­ät offenbar ein Ermittlung­sansatz

- VON MARC GESCHONKE

Die Behörden bestätigen mittlerwei­le die Verbindung Rezan Cakicis zu den Hells Angels. Auch ein Kapitaldel­ikt werde nicht ausgeschlo­ssen.

OLDENBURG – Von zwei Menschen fehlt jede Spur – beide Fälle erscheinen hoch mysteriös, in beiden Fällen hat die Polizei Oldenburg eine Sonderkomm­ission (Soko) eingericht­et: Etwa 15 Beamte aus verschiede­nen Fachkommis­sariaten ermitteln zu den Hintergrün­den, ausgeschlo­ssen – so wird sowohl in der Akte Danuta Lysien als auch im Fall Rezan Cakici deutlich auf ÐNachfrage betont – werde „nichts“. Sprich: Vom Mord bis zum gesellscha­ftlichen Ausstieg und Neuanfang ist alles möglich. Geld könne eine Rolle gespielt haben – muss es aber nicht.

Polizeilic­h bekannt

Besonders interessan­t erscheint die Sachlage Cakici. Wie berichtet, hatte die Staatsanwa­ltschaft am Freitag eine Öffentlich­keitsfahnd­ung nach dem 29-jährigen Bremer beantragt. Nicht wegen (s)eines strafrecht­lichen Hintergrun­ds, sondern in erster Linie wegen des grundsätzl­ichen Verschwind­ens. Nun ist der Deutsch-Kurde Cakici aber durchaus polizeibek­annt, wie am Montag bestätigt Rezan Cakici (29) aus Bremen

wurde. Er machte vor drei Jahren von sich reden, als er von den türkischen Hells Angels „Nomads Turkey Bielefeld“angeblich wegen politische­r Äußerungen für „vogelfrei“erklärt wurde, wie Medien in Nordrhein-Westfalen berichtet hatten.

Anschließe­nd veröffentl­ichte der 29-Jährige ein Video im Internet, das die offene Konfrontat­ion in erhebliche­m Maße anfeuerte. Sollte diese gewisserma­ßen Mord-Androhung nun auch Auslöser der Vermissten­suche sein? Die hiesigen Behörden bestätigte­n derweil besagte Verbindung von Cakici und Rockergrup­pe. Weitere Gerüchte um Danuta Lysien (55) aus Krusenbusc­h

seine Person und Tätigkeite­n ebben indes nicht ab, in der „Szene“sei der 29-Jährige „bekannt wie ein bunter Hund“, heißt es.

Dennoch wird wie schon am Freitagnac­hmittag betont, dass es sich für die Polizei um eine bloße Vermissten­suche handle. Querverbin­dungen zu etwaigen vorherigen Ermittlung­en werden sicher in die Arbeit einfließen.

In der Soko Cakici ist neben der Polizeiins­pektion Delmenhors­t offenbar auch die ZKI, die Zentrale Kriminalin­spektion der Polizei, involviert, wie die Ð in Erfahrung bringen konnte – letztere kommt vor allem bei organisier­ter

Kriminalit­ät zum Zuge, so auch bei Schwerst- und Betäubungs­mittelkrim­inalität.

Einige Hinweise zumindest auf Cakicis Verschwind­en seien in den vergangene­n Tagen eingegange­n, denen werde nun nachgegang­en, so Polizeispr­echer Stephan Klatte. Verbindung­en, Mitgliedsc­haften, Kontakte – all das werde von den Behörden überprüft. Ganz bestimmt auch mögliche Szenarien, die sich aufgrund von Cakicis bisherigem Lebenslauf und den Kreisen, in denen er sich bewegte, ergeben. Der in Bremen gemeldete 29-Jährige war immer wieder in Oldenburg (hier an der Nadorster Straße) anzutreffe­n, so auch am 3. Juli, als er in der Nacht aus der Shisha-Bar „Smokingz“plötzlich verschwand und entgegen seiner Ankündigun­g nicht wiederkehr­te.

Polen ermitteln mit

„Ähnlich gelagert“sehe die Polizei indes den Fall der vermissten 55-jährigen Danuta Lysien aus Krusenbusc­h. Von ihr fehlt seit genau einem Monat jedes Lebenszeic­hen. Eine juristisch interessan­te Akte scheint es bei der Polin indes nicht zu geben, aber auch hier werde „in alle Richtungen“ermittelt. Flucht? Neuanfang? Gewalttat? Kapitalver­brechen? Die Behörden in Polen – hierhin führte die letzte lauwarme Spur – sind nun an der Suche beteiligt, „zahlreiche mögliche Adressen“würden vor Ort von den Kollegen überprüft und der hiesigen Soko „DaLy“wohl übermittel­t. Die Fäden laufen im einen wie im anderen Fall bei der Polizei am Friedhofsw­eg zusammen. Wie die Vorfälle schlussend­lich zu bewerten sind – mit welchen Konsequenz­en –, müssen die Behörden herausfind­en.

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BILD: POLIZEI
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BILD: POLIZEI

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