Hinweise zu mysteriösen Vermisstenfällen
Sonderkommissionen eingerichtet – Organisierte Kriminalität offenbar ein Ermittlungsansatz
Die Behörden bestätigen mittlerweile die Verbindung Rezan Cakicis zu den Hells Angels. Auch ein Kapitaldelikt werde nicht ausgeschlossen.
OLDENBURG – Von zwei Menschen fehlt jede Spur – beide Fälle erscheinen hoch mysteriös, in beiden Fällen hat die Polizei Oldenburg eine Sonderkommission (Soko) eingerichtet: Etwa 15 Beamte aus verschiedenen Fachkommissariaten ermitteln zu den Hintergründen, ausgeschlossen – so wird sowohl in der Akte Danuta Lysien als auch im Fall Rezan Cakici deutlich auf ÐNachfrage betont – werde „nichts“. Sprich: Vom Mord bis zum gesellschaftlichen Ausstieg und Neuanfang ist alles möglich. Geld könne eine Rolle gespielt haben – muss es aber nicht.
Polizeilich bekannt
Besonders interessant erscheint die Sachlage Cakici. Wie berichtet, hatte die Staatsanwaltschaft am Freitag eine Öffentlichkeitsfahndung nach dem 29-jährigen Bremer beantragt. Nicht wegen (s)eines strafrechtlichen Hintergrunds, sondern in erster Linie wegen des grundsätzlichen Verschwindens. Nun ist der Deutsch-Kurde Cakici aber durchaus polizeibekannt, wie am Montag bestätigt Rezan Cakici (29) aus Bremen
wurde. Er machte vor drei Jahren von sich reden, als er von den türkischen Hells Angels „Nomads Turkey Bielefeld“angeblich wegen politischer Äußerungen für „vogelfrei“erklärt wurde, wie Medien in Nordrhein-Westfalen berichtet hatten.
Anschließend veröffentlichte der 29-Jährige ein Video im Internet, das die offene Konfrontation in erheblichem Maße anfeuerte. Sollte diese gewissermaßen Mord-Androhung nun auch Auslöser der Vermisstensuche sein? Die hiesigen Behörden bestätigten derweil besagte Verbindung von Cakici und Rockergruppe. Weitere Gerüchte um Danuta Lysien (55) aus Krusenbusch
seine Person und Tätigkeiten ebben indes nicht ab, in der „Szene“sei der 29-Jährige „bekannt wie ein bunter Hund“, heißt es.
Dennoch wird wie schon am Freitagnachmittag betont, dass es sich für die Polizei um eine bloße Vermisstensuche handle. Querverbindungen zu etwaigen vorherigen Ermittlungen werden sicher in die Arbeit einfließen.
In der Soko Cakici ist neben der Polizeiinspektion Delmenhorst offenbar auch die ZKI, die Zentrale Kriminalinspektion der Polizei, involviert, wie die Ð in Erfahrung bringen konnte – letztere kommt vor allem bei organisierter
Kriminalität zum Zuge, so auch bei Schwerst- und Betäubungsmittelkriminalität.
Einige Hinweise zumindest auf Cakicis Verschwinden seien in den vergangenen Tagen eingegangen, denen werde nun nachgegangen, so Polizeisprecher Stephan Klatte. Verbindungen, Mitgliedschaften, Kontakte – all das werde von den Behörden überprüft. Ganz bestimmt auch mögliche Szenarien, die sich aufgrund von Cakicis bisherigem Lebenslauf und den Kreisen, in denen er sich bewegte, ergeben. Der in Bremen gemeldete 29-Jährige war immer wieder in Oldenburg (hier an der Nadorster Straße) anzutreffen, so auch am 3. Juli, als er in der Nacht aus der Shisha-Bar „Smokingz“plötzlich verschwand und entgegen seiner Ankündigung nicht wiederkehrte.
Polen ermitteln mit
„Ähnlich gelagert“sehe die Polizei indes den Fall der vermissten 55-jährigen Danuta Lysien aus Krusenbusch. Von ihr fehlt seit genau einem Monat jedes Lebenszeichen. Eine juristisch interessante Akte scheint es bei der Polin indes nicht zu geben, aber auch hier werde „in alle Richtungen“ermittelt. Flucht? Neuanfang? Gewalttat? Kapitalverbrechen? Die Behörden in Polen – hierhin führte die letzte lauwarme Spur – sind nun an der Suche beteiligt, „zahlreiche mögliche Adressen“würden vor Ort von den Kollegen überprüft und der hiesigen Soko „DaLy“wohl übermittelt. Die Fäden laufen im einen wie im anderen Fall bei der Polizei am Friedhofsweg zusammen. Wie die Vorfälle schlussendlich zu bewerten sind – mit welchen Konsequenzen –, müssen die Behörden herausfinden.