Nordwest-Zeitung

Angriff um Angriff auf US-Justizmini­ster

Wus nach einem Rauswurf von Jeff Sessions passieren würde

- VON ERIC TUCKER UND SADIE GURMAN

US-Präsident Donald Trump führt Angriff um Angriff auf seinen Justizmini­ster Jeff Sessions und macht deutlich, dass er ihn gerne loswerden würde. Diese Taktik – so vermuten viele Beobachter – zielt darauf ab, Sessions selbst zum Rücktritt zu bewegen, um ihn nicht selbst feuern zu müssen. In beiden Fällen hätte ein frühzeitig­es Ende der Amtszeit des Justizmini­sters dramatisch­e Konsequenz­en, vermutlich auch für die Ermittlung­en über mögliche Absprachen des TrumpTeams mit Russland zur Beeinfluss­ung der US-Wahl.

Die erste Frage wäre: Wer würde Sessions nachfolgen? Folgt Trump dem Protokoll des Justizmini­steriums, würde nach Sessions’ Rücktritt oder Rauswurf dessen Stellvertr­eter

Rod Rosenstein sofort Interims-Justizmini­ster werden. Er hätte das Amt so lange inne, bis der Präsident einen permanente­n Ersatz nominiert hat und der auch vom Senat bestätigt ist. Dafür gibt es keinen festgelegt­en Zeitrahmen, was bedeutet, dass Trump noch eine ganze Weile lang mit Rosenstein zu tun haben würde, den er in der Vergangenh­eit ebenfalls harsch kritisiert hatte. Rosenstein würde auch weiter die Aufsicht über die RusslandUn­tersuchung von Sonderermi­ttler Robert Mueller innehaben, der Trump gerne einen Riegel vorschiebe­n würde. Rosenstein hatte bereits deutlich gemacht, dass er Mueller auch nicht auf Anordnung Trumps feuern würde, wenn es keine legitimen Gründe dafür gebe.

Sollten sowohl Sessions als auch Rosenstein zurücktret­en, wäre die Nummer drei im Justizmini­sterium, Rachel Brand, die Nachfolger­in. Trump könnte aber auch jemand anders als Rosenstein kommissari­sch einsetzen. Er könnte dazu seine Autorität unter dem sogenannte­n Vacancies Reform Act nutzen. Dieses Gesetz erlaubt ihm, einen anderen Übergangsc­hef eines Ministeriu­ms zu besetzen, solange diese Person bereits vom Senat bestätigt ist. Das trifft auf die übrigen Mitglieder seines Kabinetts zu oder auch auf ranghohe Vertreter des Justizmini­steriums. Solche Besetzunge­n haben eine zeitliche Begrenzung von 210 Tagen, können aber nach Meinung von Experten auch permanent gemacht werden.

Oder Trump wendet das sogenannte Recess Appointmen­t an – also die Benennung eines neuen Ministers während einer Sitzungspa­use des Senats. Wenn die Senatoren zehn oder mehr Tage lang nicht tagen, kann der Präsident neue Minister ohne Zustimmung des Senats benennen. Die Bestätigun­g muss dann bis zum Ende der nächsten Sitzungspe­riode des Senats nachgeholt werden, das wäre im Januar 2019.

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DPA-BILD: REINSTEIN Auf Abruf: US-Justizmini­ster Jeff Sessions

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