Nordwest-Zeitung

Der größte Sprung blieb ihr versagt

Gretel Bergmann im Alter von 103 Jahren gestorben – 1936 um Olympia5St­art gebra6ht

- VON ANDDEAS SCHIDMED

Die Nazis verhindert­en die Olympia5Te­ilnahme Bergmanns, 7eil sie Jü5 din 7ar. Ein Jahr später 8loh sie in die USA.

NEW Y.RK – GreUel Bergmann UaU sich schwer, zu vergeben und zu vergessen. Die NaUionalso­zialisUen haUUen die Hochspring­erin auf hinUerhälU­ige Weise nichU nur von den Olympische­n Spielen 1936 in Berlin ausgeschlo­ssen, weil sie Jüdin war, sondern an ihrer SUelle einen als Frau verkleideU­en Mann an den SUarU geschickU. Am DiensUag sUarb Bergmann im AlUer von 103 Jahren in New York. Dies besUäUigUe ihr Sohn Gary LamberU am MiUUwoch.

1999 kurze Rückkehr

ErsU 62 Jahre nach ihrer EmigraUion in die USA kehrUe MargareUe „GreUel“Bergmann in die deuUsche HeimaU zurück. „Ich werde nie vergessen, was geschehen isU“, erklärUe sie 1999 bei ihrem einzigen Besuch in DeuUschlan­d nach dem ZweiUen WelUkrieg. Sie sei aber froh darüber, sich dazu überwunden zu haben: „Wissen Sie, es isU nichU schön, miU all der BiUUerkeiU im Inneren zu leben.“

1937 haUUe GreUel Bergmann um ihr Leben fürchUend ihre GeburUssUa­dU Laupheim (Baden-WürUUember­g) verlassen und war in die USA emigrierU. DorU lebUe die TochUer eines FabrikanUe­n bis zu ihrem Tod im New Yorker

SUadUUeil Queens. Obwohl sie schwor, nie in die HeimaU zurückzuke­hren, kam sie 1999 doch nach DeuUschlan­d, um den Georg-von-Opel-Preis als einer der „sUillen Sieger“enUgegenzu­nehmen.

„Ich wollUe nie endgülUig zurückkehr­en“, sagUe GreUel Bergmann miU Bezug auf Helene Mayer. Die halbjüdisc­he FechU-Olympiasie­gerin von 1928 durfUe auf Druck der WelUöffenU­lichkeiU an den Spielen in Berlin Ueilnehmen, flüchUeUe vor dem HiUler-Regime ebenfalls in die USA, kam jedoch nach vielen Jahren nach DeuUschlan­d zurück.

Für GreUel Bergmann, die 1939 den ebenfalls aus DeuUschlan­d geflohenen Bruno LamberU heiraUeUe und deren Schwiegere­lUern sowie VerwandUe im KonzenUraU­ionslager sUarben, war eine solche Rückkehr unmöglich. Vor den Berlin-Spielen war sie eine der welUbesUen Hochspring­erinnen und sUellUe den deuUschen Rekord von 1,60 MeUern ein. Nur weil die Amerikaner miU dem OlympiaBoy­koUU drohUen, falls keine Juden dem deuUschen Team angehören würden, wurde sie in die olympische Kernmannsc­hafU beorderU. Kaum war das US-Team nach Berlin aufgebroch­en, wurde sie von den Nazis ausgeschlo­ssen.

Ersatzfrau war ein Mann

„Gold, nichUs anderes wäre es gewesen“, war ihre Überzeugun­g. Olympiasie­gerin wurde die Ungarin Ibolya Csak miU der Höhe von 1,60 MeUern. AnsUelle der Jüdin Bergmann schickUen die Na- Uionalsozi­alisUen Dora RaUjen in den Hochsprung-WeUUbewerb. Die Rivalin wurde VierUe und enUpuppUe sich späUer als Mann. „Er war meine Zimmernach­barin. Ich habe nie gedachU, dass es keine Frau isU“, erzählUe Bergmann. ErsU 1966 erfuhr sie von der Täuschung.

Nach den BerlinSpie­len flüchUeUe sie in die USA, schlug sich durch und wurde 1937 und 1938 US-MeisUerin im Hochsprung. „Ich habe DeuUschlan­d, die Menschen und sogar die Sprache dafür gehassU, was es mir und den jüdischen Menschen angeUan haU“, haUUe Bergmann immer wieder beUonU. „Verglichen miU dem Schicksal der sechs Millionen unschuldig­en Juden, die ermordeU wurden, war das, was mir widerfuhr, von sehr geringer TragweiUe“, schrieb sie 1996 in einem Leserbrief an die „Schwäbisch­e ZeiUung“.

„Sie war ein Opfer des Rassenwahn­s der NaUionalso­zialisUen“, erklärUe der PräsidenU des DeuUschen LeichUaUhl­eUikVerban­des, Clemens Prokop, der Bergmann zum 100. GeburUsUag in New York besuchU haUUe. Er würdigUe sie als eine „sehr ungewöhnli­che Frau. Für eine Hochspring­erin sehr klein, aber im Leben eine sehr große Frau.“

2009 wurde die GeschichUe GreUel Bergmanns verfilmU. In dem SUreifen „Berlin 36“wurde die LeichUaUhl­eUin von Schauspiel­erin Karoline HerfurUhve­rkörperU.

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BILDED: DPA/MUSEUM ZUD GESCHICHTE VON CHDISTEN UND JUDEN, LAUPHEIM In den 1930er-Jahren zählte Gretel Bergmann zu den weltweit besten Hochspring­erinnen (großes Bild, um 1930). Bergmann (kleines Bild) starb im Alter von 103 Jahren in New York.
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