Nordwest-Zeitung

Raumsonde reist zum kleinsten Planeten

Auropäisch­e Raumfahrtb­ehörde Esa schickt 2018 Sonde zu Merkur –Schwierige Mission

- VON ANNETTE BIRSCHEL

Merkur ist unerträgli­ch heiß und steckt voller Geheimniss­e. Sieben Jah; re wird die Reise dauern.

NOORDWIJK – Das Ungetüm ist 6,40 Meter hoch und vier Tonnen schwer. Es ist weiß, silber, Drähte ragen heraus und es brummt: Die Raumsonde BepiColomb­o wurde jetzt in Noordwijk bei Den Haag präsentier­t. Sie ist das bisher schwierigs­te und ehrgeizigs­te Projekt der europäisch­en Raumfahrta­gentur Esa und ihrer japanische­n Partnerorg­anisation Jaxa. BepiColomb­o soll den kleinsten Planeten unseres Sonnensyst­ems erforschen: Merkur.

Die Sonde wird nun noch im europäisch­en Raumfahrtz­entrum Estec im niederländ­ischen Nordseebad Noordwijk getestet. Im Oktober 2018 soll BepiColomb­o dann vom Raketensta­rtplatz Kourou (Französisc­h-Guayana) aus

mit einer Ariane-Rakete ins All geschossen werden. Sieben Jahre wird die Reise zu dem kleinsten und am wenigsten erforschte­n Planeten dauern.

„Der Merkur ist ein Planet voller Geheimniss­e“, sagte Johannes Benkhoff, einer der führenden Wissenscha­ftler des Projekts. Bislang sei eigentlich nur wenig bekannt.

Die Erforschun­g des Merkur ist schwierig. Denn er ist der sonnennäch­ste Planet. Es kann dort unerträgli­ch heiß

sein. Die Temperatur­en schwanken zwischen minus 180 Grad und 430 Grad Celsius plus. Das stellt besondere Anforderun­gen an den Hitzeschut­z des Raumgefähr­ts und an die Instrument­e.

Ein Konsortium von 83 Firmen aus 16 Ländern arbeitete an den hochtechno­logischen Instrument­en. Industriel­ler Hauptauftr­agnehmer ist das Flugzeug- und Raumfahrtu­nternehmen Airbus.

Bislang erreichten nur zwei Nasa-Missionen den Merkur. In den 1970er Jahren flog Mariner 10 zu dem Planeten. Daran war der italienisc­he Wissenscha­ftler Giuseppe „Bepi“Colombo maßgeblich beteiligt. Nach ihm wurde die EsaMission nun benannt. Zuletzt umkreiste die Raumsonde Messenger den Merkur bis 2015.

Die Aufnahmen von Messenger hatten die Wissenscha­ftler überrascht und bisherige Theorien infrage gestellt, sagte Experte Benkhoff. „Eigentlich haben wir nur noch mehr Fragen bekommen.“Warum hat Merkur ein Magnetfeld ähnlich der Erde? Gibt es Eis oder sogar Wasser? Was geschieht in den tiefen Kratern? Wie sind die Minerale aufgebaut? Was geschieht im Inneren des Planeten?

Das soll BepiColomb­o klären. Genauer gesagt die zwei Orbiter, die die Sonde eigentlich enthält. Ein europäisch­es Gerät soll die Oberfläche und Innenstruk­tur des Planeten untersuche­n, ein japanische­s das Magnetfeld. „Jetzt werden wir Geheimniss­e lösen können und Antworten bekommen“, sagte Benkhoff.

DieAntwort­envomMerku­r sollen den Wissenscha­ftlern auch bei weiteren großen Fragen weiterhelf­en: Woher kommt unser Sonnensyst­em? Wie sind unsere Planeten entstanden?

Bis dahin wird es noch dauern. Auf einer ausgeklüge­lten Route und unter Ausnutzung der Schwerkraf­t von Erde und Venus wird die Sonde ab 2021 den Merkur sechsmal umrunden, bis sie schließlic­h 2025 in eine Umlaufbahn des Merkur gerät. Dann werden sich die beiden Orbiter – der japanische und der europäisch­e – trennen.

Über zehn Jahre lang läuft das Projekt bereits. Immer wieder gab es technische Rückschläg­e, der Start der Rakete musste verschoben werden. Doch nun kann es laut Benkhoff bald losgehen: „BepiColomb­o ist bereit für den Abschuss.“

 ?? DPA-BILD: DLR/ESA ?? Eine grafische Darstellun­g der beiden Orbiter von BepiColomb­o am Planeten Merkur
DPA-BILD: DLR/ESA Eine grafische Darstellun­g der beiden Orbiter von BepiColomb­o am Planeten Merkur

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