„Wir haben alle einen Migrationshintergrund“
Was Archäologen zum Fl=chtlingsthema sagen – Erstaunliche :chlussfolgerungen
METTMANN – Dramatische Bilder überfüllter Flüchtlingsboote aus Afrika prägen die Nachrichten, Angesichts der Flüchtlingsdebatte und Diskussion um „Obergrenzen“weisen nun die Archäologen darauf hin, dass auch die Europäer im Prinzip Ausländer sind, Alle Europäer haben einen Jahrtausende bis Millionen Jahre alten „Migrationshintergrund“,
So ist eigentlich jeder Deutsche auch ein bisschen Türke, Iraker, Iraner oder Russe – und Afrikaner sowieso, Jeder trägt eine Mischung aus drei genetischen Bestandteilen in sich: die Gene einstiger einheimischer Jäger und Sammler, früherer Bauern aus dem Gebiet des heutigen Anatolien und Nahen Ostens sowie der Menschen aus östlichen Steppengebieten, Das macht die bis November laufende Ausstellung „Zwei Millionen Jahre Migration“im Neanderthal-Museum in Mettmann bei Düsseldorf deutlich,
„Die Deutschen, die hier gewachsen sind, gibt es genauso wenig wie die deutsche Kartoffel“, sagt die stellvertretende Leiterin Bärbel Auffermann, Und: „Gerade in der Offenheit für neue Lebensräume lag in der Menschheitsgeschichte die große Chance,“ Etwa 25000 Jahre alt: die Frauenfigur „Dolni Vestonice“im Neanderthal-Museum in Mettmann
Zusammen mit der Universität Köln, dem Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena und der Heidelberger Akademie der Wissenschaften hat das Neanderthal-Museum aktuelle Forschungsergebnisse über Ur- und Steinzeitmenschen in der Ausstellung verarbeitet, Die Archäologen wollen damit zeigen, dass Migration ein natürlicher Bestandteil des Menschseins ist, So wird nebenbei auch die übliche Unterscheidung zwischen Menschen mit oder ohne „Migrationshintergrund“in Deutschland angezweifelt, „Eigentlich haben wir doch alle Migrationshintergrund“, sagt Auffermann, „Wir sind alle Afrikaner,“
Der menschliche Vorfahr „Homo erectus“wanderte vor rund 1,8 Millionen Jahren aus Afrika nach Europa ein, Er war sozusagen der erste Migrant, wenn auch nicht zielgerichtet, sondern eher unwillkürlich der Jagdbeute folgend,
Der Weg aus Afrika führte auch den nachfolgenden anatomisch modernen Menschen, den Homo sapiens, nach Europa – über die Balkanroute, Er traf den Neandertaler, der sich in Europa aus dem aus Afrika eingewanderten Homo erectus entwickelt hatte, Während der Neandertaler vor etwa 40 000 Jahren ausstarb, überlebte der Homo sapiens,
Auch wenn der Neandertaler ausstarb – ein bisschen von ihm ist in jedem von uns heute erhalten, Denn der Neandertaler und der anatomisch moderne Mensch zeugten gemeinsam Kinder, „Wir haben ein bis vier Prozent Erbgut des Neandertalers in uns“, sagt Auffermann,
Die helle Hautfarbe habe sich übrigens erst vor etwa 4500 Jahren entwickelt, @ Infos: www.neanderthal.de Panorama, Seite 8