Nordwest-Zeitung

Frau Tshomo träumt von Brot und Käse

Bhutanerin will mit Hatter Hilfe neue Lebensmitt­el in ihrer Heimat populär machen

- VON WERNER FADEMRECHT

Bei ihrem ersten Besuch lernte sie das Einkochen. Doch die junge Frau hat noch mehr Ideen.

HATTEN/WÜSTING/BHUTAN – Es gibt nur wenige Arbeitsplä­tze, die so lecker riechen. In der Backstube des Hofes Grummersor­t (Wüsting) duftet es nach frischen Brötchen. Knusprig frisch liegen sie dicht nebeneinan­der auf großen Blechen. Die schmale Tür des Steinofens steht noch offen, darin ist brennendes Holz zu sehen, mit dem der Backraum für die nächste Füllung auf Temperatur gebracht wird.

Tshering Tshomo (29) schaut aufmerksam zu, wie Bäcker Berthold Sander und Hauswirtsc­hafterin Akelei Klee Mehl und Öl präzise abwiegen. Die Frau aus Bhutan ist in einem Land aufgewachs­en, in dem es typischerw­eise zum Frühstück nur etwas gebratenen Reis gibt. Das will die junge Frau, die in ihrer Heimat als Tourismusm­anagerin arbeitet, jetzt ändern.

Einmachen erfolgreic­h

Tshomo schwärmt von „Schwarzbro­t, Körnerbröt­chen, Goudakäse“, seitdem sie diese bei ihrem ersten Aufenthalt in der Gemeinde Hatten im Dezember 2015 kennengele­rnt hat. Damals war die Bhutanerin auf Einladung des Fördervere­ins für das unabhängig­e Königreich Bhutan Maschinen zum Teigkneten wünscht sich Tshering Tshomo jetzt auch für ihr Dorf in Bhutan.

nach Norddeutsc­hland gekommen, um zu lernen, wie Lebensmitt­el haltbar gemacht werden können, auch wenn es Heiße Sache: Der Steinofen, in dem auf dem Hof Grummersor­t Brötchen und Brot gebacken werden, wird auf 300 Grad Celsius vorgeheizt.

keine Kühlschrän­ke und Gefriertru­hen gibt. Die altbewährt­e Methode des Einmachens hat Tshering Tshomo von erfahrenen Köchinnen gelernt. Der Fördervere­in, in dessen Vorstand der Munderlohe­r Gerold Heidler als 2. Vorsitzend­er wirkt, organisier­te nicht nur ihren Aufenthalt, sondern dank einer 20 000Euro-Spende der Bingo-Umweltstif­tung auch den Kauf und Transport sieben elektrisch­er Einkochtöp­fe und 3500 Einmachglä­ser ins 8900 km entfernte Chendebji – eine logistisch­e Mitarbeite­rin Akelei Klee erklärt Tshering Tshomo die Arbeitssch­ritte.

Meisterlei­stung.

Im vorigen Winter haben die Menschen in dem Dorf dank dieses Technologi­etransfers zum ersten Mal ausreichen­d Obst und Gemüse auch in der kalten Jahreszeit zur Verfügung gehabt. „Die Menschen in unserer Heimat sind sehr glücklich über diese Entwicklun­g“, sagt Khenpo P. Yeshi. Der gebürtige Bhutaner lebt seit mehr als zehn Jahren in Deutschlan­d und lenkt als 1. Vorsitzend­er gemeinsam mit Stellvertr­eter Heidler den Fördervere­in. Beide hoffen, dass ausgehend von Chendebji die Technik des Einkochens in Bhutan immer weitere Kreise zieht.

In Chendebji kommen die Menschen mit ihrem selbst geernteten Gemüse an festen Tagen zum 2015 errichtete­n zentralen Küchengebä­ude. Jede Familie kann hier ihre eigenen Vorräte von jungen Frauen einkochen lassen. Wer eine schlechte Ernte hat, kauft etwas von Erfolgreic­heren dazu – Handel sei so möglich geworden, erzählt Yeshi.

Die Idee, die Versorgung­slage

Bhutan wird weltoffene­r

„Fürs Käsemachen brauchen wir allerdings noch Töpfe und eine Maschine, die die Masse mindestens 45 Minuten gleichmäßi­g rührt“, erzählt Yeshi. Eine kleine Backstube einzuricht­en, sei kein Problem, ist er sich sicher. Ob die Dorfbewohn­er von den neuen Nahrungsmi­tteln erst überzeugt werden müssen? Tshering Tshomo und Khenpo P. Yeshi glauben das nicht. „Unsere Heimat verändert sich durch die neuen Medien. Die Menschen sind neugierig darauf, was in anderen Teilen der Welt gegessen wird“, ist Yeshi überzeugt.

Mit Schwarzbro­t, Brötchen und Käse soll noch lange nicht Schluss mit den Neuerungen sein, wenn es nach dem Willen Tshering Tschomos geht. Es gibt da noch zwei Dinge, die sie in den vergangene­n sechs Wochen lieben gelernt hat. „Joghurteis und Pommes frites“, sagt sie lächelnd.

Mehr Infos unter www.4bhutan.de

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BILD: WERNER FADEMRECHT

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