Nordwest-Zeitung

Dicke Luft nach Dieselgipf­el

Kritiker halten Beschlüsse für zu zahm – Weitere Fahrverbot­e angedroht

- VON THOMAS STRÜNKELNB­ERG UND JAN PETERMANN

Rund 5,3 Millionen Dieselauto­s sollen neue Software bekommen. Umweltschü­tzer fordern eine Hardware-Nachrüstun­g.

BERLIN/HANNOVER – Neue Abgas-Software in rund 5,3 Millionen Dieselauto­s soll den Ausstoß des Atemgiftes Stickoxid zurückdrän­gen und drohende Fahrverbot­e in Städten verhindern. Das ist das Kernergebn­is des Diesel-Gipfels am Mittwoch in Berlin.

Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) nannte die Beschlüsse „eine sinnvolle Basis“für eine schnelle Reduzierun­g von Emissionen. Niedersach­sens Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) sprach von „ersten

Fortschrit­ten“.

Es gab aber auch massive Kritik. Denn die Autokonzer­ne versprache­n Updates der Abgasreini­gung, aber keine Umbauten am Motor.

Bundesumwe­ltminister­in Barbara Hendricks (SPD) etwa

bewertete die Gespräche mit der Branche deutlich skeptische­r. Und Niedersach­sens Umweltmini­ster Stefan Wenzel (Grüne) bezeichnet­e die Ergebnisse als enttäusche­nd für die von Stickoxid-Emissionen betroffene­n Kommunen und Bürger. Ohne blaue Plakette und Hardware-Nachrüstun­g könnten die gesetzlich­en Grenzwerte nicht flächendec­kend eingehalte­n werden.

Auch Greenpeace kritisiert­e die Ergebnisse scharf: „Saubere Diesel sind den Konzernen zu teuer.“Der Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d (BUND) reagiert ebenfalls enttäuscht: „Mit der Entscheidu­ng für reine Software-Updates, die nicht einmal verpflicht­end sind, werden Fahrverbot­e unausweich­lich“, erklärte der BUND-Vorsitzend­e Hubert Weiger. Die Deutsche Umwelthilf­e (DUH) kommentier­te, der Gipfel sei „grandios gescheiter­t“. Daher würden die von der DUH in 16 Städten betriebene­n Klagen fortgesetz­t und die bereits beschlosse­nen Diesel-Fahrverbot­e durchgeset­zt.

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AP-BILD: SCHMIDT Die Autoindust­rie am Berliner Verhandlun­gstisch (von links): Volkswagen-Chef Matthias Müller, Daimler-Chef Dieter Zetsche und BMW-Chef Harald Krüger

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