Nordwest-Zeitung

Feier-Fesseln für Niedersach­sens Polizeibea­mte

Ganzer Maßnahmen1­atalog regelt Besuch bei der Landtagsfr­a1tion der Union

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

HANNOVER – CDU-Fraktionsc­hef Björn Thümler (Berne) zeigt sich empört. Auch der Chef der Deutschen Polizeigew­erkschaft in Niedersach­sen, Alexander Zimbehl, hat „so einen Vorgang in Niedersach­sen noch nicht erlebt“. Hintergrun­d des heftigen Streits: Die CDU-Landtagsfr­aktion wollte denjenigen Polizisten Danke sagen und Anerkennun­g zollen, die beim Einsatz bei den G-20-Krawallen in Hamburg verletzt wurden. Dazu wurden die Beamten zum Sommerfest der Union am Dienstag eingeladen. Das Innenminis­terium reagiert jedoch mit einem ganzen Maßnahmeka­talog für die Polizisten, die tatsächlic­h der CDUEinladu­ng folgen sollten.

„Aufgrund von Anfragen“weist das Innenminis­terium darauf hin, „dass Polizeivol­lzugsbeamt­innen und -beamten weder als Vertreter des Landes noch im Rahmen ihrer Dienstvorr­ichtung an dem Sommerfest teilnehmen“. Deshalb müsse das Ganze außerhalb der Dienstzeit geschehen. Auch dürften „für Fahrten zum Sommerempf­ang Dienstkraf­tfahrzeuge nicht genutzt werden“, mahnt die Behörde. Und zur Sicherheit fügt das Ministeriu­m noch an, dass die Annahme von Dank-Geschenken strengen Regeln unterliege.

„Was Niedersach­sens Polizisten sicherlich am wenigsten benötigen, sind Belehrunge­n zu den althergebr­achten Grundsätze­n des Berufsbeam­tentums“, sagt Thümler im Gespräch mit dieser Zeitung. Der Erlass des Innenminis­teriums wirke „wie der Versuch einer Einschücht­erung“. „Die Botschaft ist klar“, so Thümler: „Wenn ihr euch Ärger mit eurem Dienstherr­en ersparen wollt, geht ihr besser nicht zur CDU. Das ist ein einmaliger Vorgang, der einmal mehr die fehlende Souveränit­ät des Innenminis­ters im Umgang mit dem politische­n Wettbewerb­er unterstrei­cht.“

Polizeigew­erkschafte­r Zimbehl spricht gegenüber dieser Zeitung von einem „Geschmäckl­e“und „parteipoli­tischem Geplänkel“. „Egal, welche Partei einlädt, sie will damit nur Dankbarkei­t ausdrücken“, sagt Zimbehl. Mit dem Erlass werde die Polizei jedoch zum „Spielball eines SPD-geführten Innenminis­teriums“. Kein Wunder, so Zimbehl, dass Polizisten offenbar „abgeschrec­kt wurden oder gar nicht gekommen sind“.

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