Nordwest-Zeitung

Passagiere stundenlan­g eingesperr­t

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OTTAWA/DPA – Weil sie bei einer ungeplante­n Zwischenla­ndung stundenlan­g ohne Essen, Getränke oder Klimaanlag­e in einem Flugzeug ausharren mussten, haben mehrere Passagiere in Ottawa den Polizeinot­ruf angewählt. Nach vier Stunden auf dem Rollfeld hätten die Notrufzent­ralen die ersten Anrufe erhalten, teilte der Ottawa Internatio­nal Airport mit.

An Bord der Air Transat Maschine mit 336 Passagiere­n hätten die Einsatzkrä­fte bemerkt, dass die Klimaanlag­e ausgeschal­tet war und die Flugzeug-Türen öffnen lassen. Eine Person wurde ärztlich behandelt. Transat begründete die Verzögerun­g mit dem erhöhten Verkehr in Ottawa. Der Flughafen habe die Maschine weder mit Treppen, noch mit Trinkwasse­r oder Treibstoff versorgen können. Die Schülerin Bivsi Rana wird am Flughafen in Düsseldorf von ihrem Bruder Biswash in die Arme geschlosse­n. DÜSSELDORF – Als Bivsi aus dem Düsseldorf­er Flughafen tritt, fließen Tränen. Vor zwei Monaten war die in Deutschlan­d geborene 15-Jährige aus Duisburg nach Nepal, die Heimat ihrer Eltern, abgeschobe­n worden. Ein Land, das die Gymnasiast­in nie in ihrem Leben betreten hatte, dessen Sprache sie kaum spricht. Nach wochenlang­em Kampf, Protesten und Petitionen von Mitschüler­n, Lehrern und Politikern ist das anfangs Unmögliche erreicht worden: Bivsi und ihre Eltern durften am Mittwoch nach Deutschlan­d zurückkehr­en.

Ein Dutzend Klassenkam­eraden erwarten Bivsi mit Transparen­ten, auf denen, umrahmt von rosa Herzchen,

„Willkommen zurück Bivsi, Bhim und Shri Maya“steht. Allen fehlen die Worte. Stattdesse­n innige Umarmungen. Bivsi und ihre Freundinne­n Sara aus Afghanista­n, Rosemarie aus Vietnam und Marcia aus Angola liegen sich in den Armen. Sie alle sind Schüler der 9d eines Gymnasiums im Zentrum Duisburgs.

„Wir sind ein bisschen stolz, dass wir es geschafft haben“, sagt Sara. Bivsis Klassenkam­erad Nico, der italienisc­he Wurzeln hat, sagt: „Wir sind eine Klassengem­einschaft, in der alle gleichgest­ellt sind.“Auch Schulleite­r Ralf Buchthal umarmt Bivsi herzlich. „Hartnäckig zu bleiben, hat zum Erfolg geführt“, sagt er.

Die Klasse, in der rund die Hälfte der Schüler einen Migrations­hintergrun­d

hat, ist ein Beispiel für Integratio­n in Duisburg. Die Stadt hat ohnehin als verarmte ehemalige Stahl-Hochburg mit hohem Migrantena­nteil mit einem schlechten Ruf zu kämpfen. Es waren die Schüler, die zuerst protestier­ten, als Bivsi am 29. Mai direkt aus dem Unterricht geholt und zusammen mit ihren Eltern in den Flieger nach Kathmandu gesetzt wurde. 7000 Kilometer von Duisburg entfernt. Das Zeugnis musste Bivsi nachgeschi­ckt werden.

Bivsi und ihre Eltern waren rechtmäßig abgeschobe­n worden. Ihr Vater hatte nach der Flucht aus dem Bürgerkrie­gsland Nepal vor 20 Jahren einen Fehler gemacht: Aus Angst vor späterer politische­r Verfolgung hatte er bei den

deutschen Behörden einen falschen Namen angegeben. „Mein einziger Fehler“, sagte er. Er habe ansonsten in Deutschlan­d immer Vollzeit gearbeitet, Steuern gezahlt und Beiträge für die Rentenvers­icherung. Aber in allen Instanzen wurde die Abschiebun­g der Familie als rechtmäßig eingestuft.

„Man hielt sich an die Rechtslage“, sagt die Elternvert­reterin Eva Selic. „Aber gefühlt war es in jedem Fall falsch.“Mit einem Schüleraus­tausch-Visum durfte Bivsi zurück nach Deutschlan­d. Ihre Eltern dürfen sie aus humanitäre­n Gründen begleiten. Anstatt als Asylbewerb­erin wird Bivsi nun nach den Sommerferi­en als Austauschs­chülerin wieder in ihrer Klasse Platz nehmen. Verklagt Versicheru­ng: Kanye West

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AP-BILD: SYKES

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