Nordwest-Zeitung

Dieselkris­e spaltet Rot/Grün

Weil (SPD) nennt Pläne sinnvoll – Wenzel (Grüne) enttäuscht von Treffen

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Fünf Millionen Fahrzeuge sollen mit besserer Software nachgerüst­et werden. Niedersach­sens Kraftfahrz­eug-Gewerbe sieht einen „Schritt in die richtige Richtung“.

HANNOVER/BERLIN – Der Berliner Gipfel zur Dieselkris­e spaltet Niedersach­sens rotgrüne Regierung. Während Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) die mit der Automobili­ndustrie vereinbart­e Nachrüstun­g von fünf Millionen Fahrzeugen mit besserer Software als „sinnvoll“begrüßte, nannte Vize-Ministerpr­äsident und Umweltmini­ster Stefan Wenzel (Grüne) das Treffen „enttäusche­nd“.

Für Weil zählt vor allem, dass künftig der Ausstoß von Stickoxide­n durch ältere Diesel-Fahrzeuge „um 25 bis 30 Prozent“sinken werde. Zugleich bleibe eine bessere Hardware und „eine effektive Modernisie­rung der Fahrzeugfl­otte notwendig“, betonte Weil. Er sei „vorsichtig optimistis­ch“, dass Deutschlan­d Automobill­and Nummer 1 bleibe – „mit sauberen Autos“, so der SPD-Politiker, der auch im VW-Aufsichtsr­at sitzt.

Umweltmini­ster Wenzel blickt dagegen pessimisti­sch voraus. „Ohne blaue Plakette und Hardware-Nachrüstun­g können die gesetzlich­en Grenzwerte nicht flächendec­kend eingehalte­n werden.“Die Verantwort­ungskultur der Autoindust­rie sei „erschrecke­nd“.

Der Niedersäch­sische Städteund Gemeindebu­nd (NSGB) sprach nach dem Gipfel lediglich von einem „Tropfen auf den heißen Stein“angesichts von nur 500 Millionen Euro für umweltfreu­ndliche Mobilität in Städten. Laut NSGB brauchen die Kommunen „viele Milliarden für eine umfassende Verkehrswe­nde“. Nur so gelinge ein „Einstieg in die E-Mobilität“mit einer „vernünftig­en Lade-Infrastruk­tur“.

Niedersach­sens Kraftfahrz­eug-Gewerbe sieht hingegen einen „Schritt in die richtige Richtung“. „Fahrverbot­e bleiben aber weiter im Raum stehen“, mahnt Verbandsch­ef Karl-Heinz Bley. Denn eine Garantie, so Bley, „dass die Dieselfahr­zeuge die Grenzwerte auf der Straße einhalten, gibt es nicht“.

Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) sieht Fahrverbot­e nach dem Gipfel weitgehend gebannt.

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