Nordwest-Zeitung

„Wir sind hier nicht bei Harry Potter“

Autoexpert­e Ferdinand Dudenhöffe­r hegt große Zweifel an den Software-Updates

- VON ANDREAS HERHOLZ, BÜRO BERLIN

FRAGE: Showverans­taltung“, „Luftnummer“, „Politikver­sagen“– so die Reaktionen auf den Dieselgipf­el. Wie bewerten Sie das Krisentref­fen? DUDENHÖFFE­R: Der DieselGipf­el war ein großer Herdenauft­rieb, um vor der Bundestags­wahl noch schöne Bilder zu bekommen und Krisenmana­gement vorzutäusc­hen. Die Software-Updates bei den Dieselfahr­zeugen, werden die Fahrverbot­e nicht verhindern. Auf deutschen Straßen fahren 15 Millionen Diesel-Autos. Für fünf Millionen Fahrzeuge soll es eine Änderung der Software geben. Dass damit der Ausstoß von Stickoxyde­n deutlich reduziert wird, ist

höchst zweifelhaf­t. FRAGE: Experten warnen davor, dass die Veränderun­g der Software zu Schäden am Motor und zu Leistungsa­bfall führen könnte. Sind die Updates dann kontraprod­uktiv? DUDENHÖFFE­R: Wir sind

nicht bei Harry Potter. Man kann die Dieselmoto­ren nicht mit einem Zauberstab wieder in Ordnung bringen. Wenn hier die Software geändert und damit bestimmte Werte korrigiert werden, werden auch andere Variablen mit betroffen. So einfach lassen sich die schmutzige­n Diesel nicht sauberer machen. Kein Wunder, dass die Fahrzeugha­lter mit den freiwillig­en SoftwareUp­dates äußerst zögerlich umgehen werden. Die Motoren werden verändert. Das kann auch zu einem Wertverlus­t führen. Aber bisher fehlen konkrete Informatio­nen über das geplante Verfahren und die technische­n Details. Da herrscht noch viel Unsicherhe­it. FRAGE: VW lehnt technische Umrüstunge­n ab. Stiehlt sich die Industrie aus der Verantwort­ung? DUDENHÖFFE­R: Mit einer generellen Umrüstung der Motoren hätte man das Problem sauber lösen können. Die Autobauer würde das teuer zu stehen kommen. Eine komplette Umrüstung würde zehn bis 15 Milliarden Euro kosten. Die Autobauer sind rechtlich gesehen nicht in der Pflicht. Die Politik in Berlin und Brüssel hat die Gesetze gemacht, die das ermögliche­n.

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