„Wir sind hier nicht bei Harry Potter“
Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer hegt große Zweifel an den Software-Updates
FRAGE: Showveranstaltung“, „Luftnummer“, „Politikversagen“– so die Reaktionen auf den Dieselgipfel. Wie bewerten Sie das Krisentreffen? DUDENHÖFFER: Der DieselGipfel war ein großer Herdenauftrieb, um vor der Bundestagswahl noch schöne Bilder zu bekommen und Krisenmanagement vorzutäuschen. Die Software-Updates bei den Dieselfahrzeugen, werden die Fahrverbote nicht verhindern. Auf deutschen Straßen fahren 15 Millionen Diesel-Autos. Für fünf Millionen Fahrzeuge soll es eine Änderung der Software geben. Dass damit der Ausstoß von Stickoxyden deutlich reduziert wird, ist
höchst zweifelhaft. FRAGE: Experten warnen davor, dass die Veränderung der Software zu Schäden am Motor und zu Leistungsabfall führen könnte. Sind die Updates dann kontraproduktiv? DUDENHÖFFER: Wir sind
nicht bei Harry Potter. Man kann die Dieselmotoren nicht mit einem Zauberstab wieder in Ordnung bringen. Wenn hier die Software geändert und damit bestimmte Werte korrigiert werden, werden auch andere Variablen mit betroffen. So einfach lassen sich die schmutzigen Diesel nicht sauberer machen. Kein Wunder, dass die Fahrzeughalter mit den freiwilligen SoftwareUpdates äußerst zögerlich umgehen werden. Die Motoren werden verändert. Das kann auch zu einem Wertverlust führen. Aber bisher fehlen konkrete Informationen über das geplante Verfahren und die technischen Details. Da herrscht noch viel Unsicherheit. FRAGE: VW lehnt technische Umrüstungen ab. Stiehlt sich die Industrie aus der Verantwortung? DUDENHÖFFER: Mit einer generellen Umrüstung der Motoren hätte man das Problem sauber lösen können. Die Autobauer würde das teuer zu stehen kommen. Eine komplette Umrüstung würde zehn bis 15 Milliarden Euro kosten. Die Autobauer sind rechtlich gesehen nicht in der Pflicht. Die Politik in Berlin und Brüssel hat die Gesetze gemacht, die das ermöglichen.