Nordwest-Zeitung

Ihr Herz gerät nicht mehr aus dem Takt

Sandra Müller-Plautz überlebte 2012 Kammerflim­mern – Wie muss ein Ersthelfer da reagieren?

- VON LINA BRUNNÉE

Sandra Müller-Plautz’ Herz stolperte, sprang und flatterte – bevor es aufhörte zu schlagen. Ihr Mann rettete ihr und ihrer ungeborene­n Tochter das Leben.

OLDENBURG – Sandra MüllerPlau­tz ist schon einmal gestorben. Im Mai 2012. Da hat ihr Herz gegen halb zehn Uhr morgens aufgehört zu schlagen. Kammerflim­mern – Herzstills­tand.

Doch ihr Mann hat zum Glück genau richtig reagiert, den Rettungswa­gen alarmiert und damit nicht nur das Leben seiner Frau gerettet. Denn Sandra war zu diesem Zeitpunkt in der 24. Woche schwanger.

Sieben Tage nach dem Kammerflim­mern und den neun bis elf Minuten, in denen ihr Körper nicht mit Sauerstoff versorgt wurde, wachte Sandra aus dem Koma auf. „Da kamen noch einmal 40 bis 45 Minuten Reanimatio­nszeit zu. Zum Glück war das Bassumer Rettungste­am damals so schnell da, sie waren wirklich großartig“, sagt die heute 37-Jährige. Vier Wochen nach dem Herzstills­tand konnte sie das Bremer Krankenhau­s verlassen.

Zu 5 Prozent geheilt

Seit zwei Jahren lebt sie nun mit ihrer Familie in Oldenburg. Herzrhythm­usstörunge­n hatte sie schon vor dem Kammerflim­mern 2012. Doch heute gilt Sandra als gesund: „Die Ärzte sagen, ich sei zu 95 Prozent geheilt.“Die Stelle in ihrem Herzen, die die Herzrhythm­usstörunge­n verursacht hat, ist verödet worden. Zusätzlich dazu hat sie einen Defibrilla­tor im Herzen.

Die – mittlerwei­le vierköpfig­e – Familie lebt ein normales Leben – zumindest beinahe. Denn ihre Tochter hat die langen Minuten ohne Sauerstoff Sandra Müller-Plautz lebt heute mit ihrem Mann und den beiden Kindern in Oldenburg.

im Mutterleib zwar überlebt, ist aber beeinträch­tigt. „Der Satz, den ich nie vergessen werde ist: Ihr Kind ist zu 100 Prozent nicht gesund“, erzählt Sandra. Charlotte kann nicht sprechen, ist auf den Rollstuhl angewiesen und ihre Augen sind nicht gut.

„Aber sie ist ein glückliche­s Kind, sie kommunizie­rt nonverbal mit uns und ist mobil“, sagt Sandra. Charlotte geht in den Kindergart­en, ihr kleiner Bruder ist gerade in die gleiche Gruppe gekommen und Sandra arbeitet beinahe Vollzeit als Lehrerin an einer Oldenburge­r

Oberschule.

Allerdings ist es für die Familie nicht leicht, ein passendes Haus oder Baugrundst­ück zu finden. In ihrem Mietshaus gibt es keine Rampe in den Garten, die Türen sind schmal und damit schwer zu passieren für den Rolli.

Wichtig für Ersthelfer

In Sandra Müller-Plautz’ Fall war ihr Mann als Ersthelfer vor Ort.

Aber wie genau muss man sich als Ersthelfer verhalten? Kathleen Hirsch ist für die 2018 noch steigern, indem sie Erst- und Laienhelfe­r in der Nähe des Notfalls anpiept, damit sie helfen können. „In Dänemark gibt es 6ergleichb­are Systeme und dort wurde die Überlebens­rate 6erdreifac­ht“, erzählt Gellern.

Ausbildung beim Kreisverba­nd Oldenburg des Deutschen Roten Kreuzes zuständig. Sie erklärt, dass jeder Ersthelfer zunächst prüfen muss, ob die Person noch bei Bewusstsei­n ist und ob sie normal atmet. „Sollte das beides nicht der Fall sein, muss reanimiert und sofort der Rettungsdi­enst gerufen werden. Wenn ein weiterer Helfer vor Ort ist, kann er einen Defibrilla­tor holen, sonst ist die Reanimatio­n wichtiger“, sagt sie.

Die Ursache für die Bewusstlos­igkeit und den Atemstills­tand sei dann erst einmal nebensächl­ich.

„Heutzutage drückt man 30 Mal und beatmet dann zweimal“, sagt Hirsch. Der ErsteHilfe-Kurs sollte dafür natürlich regelmäßig aufgefrisc­ht werden. „Alle zwei Jahre empfehlen wir. Schließlic­h gerät Wissen, was man nicht aktiv nutzt, auch wieder in Vergessenh­eit“, sagt Hirsch. Ohne dieses Wissen wäre Sandra Müller-Plautz keine Mutter geworden.

Mittlerwei­le schlägt ihr Herz fest und ganz regelmäßig – kein Flimmern, Flattern und Stottern mehr zu spüren.

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BILD: LINA BRUNNÉE

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