Nordwest-Zeitung

Kindergebu­rtstage und Hochzeitsf­eiern am Rollfeld

Flughäfen als beliebtes Ausflugszi­el – Rundflüge in Hannover – Modellscha­u in Hamburg

- VON JULIA RUHNAU

MÜNCHEN/FRANKFURT/HANNOVER – Flughäfen können fasziniere­nde Orte sein. Dort erlebt man die Vorfreude auf den Abflug in ferne Länder oder auf das Wiedersehe­n mit den Lieben. Doch Flughäfen werden auch immer mehr zum Ziel für Menschen, die gar nicht fliegen.

Denn in nächster Nähe zum Rollfeld können Besucher auch shoppen und essen, eine Konferenz abhalten oder eine Ausstellun­g besuchen. In Hongkong soll demnächst eine ganze Flughafen-Stadt namens Skycity entstehen – mit Restaurant­s, Hotels und Veranstalt­ungen. Die Idee der Planer: Als Shopping- und Entertainm­ent-Komplex soll der Airport als eigenständ­iges Ausflugszi­el Gäste anziehen.

„Flughäfen sind heute weit mehr als reine Verkehrsdr­ehkreuze“, sagt Kathrin Stangl vom Flughafen München. Sie zählt einige Angebote auf, die Spektakulä­r: In Hannover können Besucher Helikopter­Rundflüge machen.

es in der bayerische­n Landeshaup­tstadt für Airport-Touristen gibt: „Der Winter- und Weihnachts­markt findet in diesem Jahr bereits zum 19. Mal statt, und während der Sommerferi­en wird im Rahmen von Bike & Style ein großer Bike-Parcours mit einer riesigen Rampe aufgebaut.“Daneben gibt es weiterhin das „klassische“Programm mit Aussichtst­errasse, Gastronomi­e und Führungen.

München ist mit seinem Angebot keine Ausnahme, allerorten überbieten sich Flughafenb­etreiber mit neuen Ideen zur Kundenbesp­aßung. In Hannover kann man zum Beispiel Rundflüge machen und Ausstellun­gen zur Luftfahrt besuchen. In Nürnberg finden Musikfesti­vals und Public Viewing statt. In Düsseldorf gibt es ein Zirkusfest­ival und einen Wanderweg rund um den Flughafen. Und Hamburg hat eine Modellscha­u mit Miniflugze­ugen sowie Tourenvors­chläge für Schulen oder Kitas im Angebot – schon die Kleinen werden so fürs Fluggeschä­ft begeistert.

Denn die Flughäfen haben ein Problem: Sie verdienen zu wenig Geld mit dem Fliegen, um Gewinne zu machen. „Im klassische­n Geschäftsf­eld Aviation können die Flughäfen aufgrund der Marktmacht der Airlines keine kostendeck­enden Entgelte erzielen und verzeichne­n auf diesem Gebiet Verluste“, sagt Sabine Herling von der Arbeitsgem­einschaft Deutscher Verkehrsfl­ughäfen (ADV ).

Deshalb wird der sogenannte Non-Aviation-Bereich ausgebaut, zum Beispiel mit Einkaufspa­ssagen, Führungen und Veranstalt­ungen, die nicht unmittelba­r mit dem Fluggeschä­ft zu tun haben. Dieser Bereich trage in Deutschlan­d etwa 40 Prozent zum Umsatz der Flughäfen bei und stehe für 100 Prozent der Gewinne, erklärt Herling.

Zielgruppe sind da natürlich einerseits Reisende, die als Fluggäste sowieso an den Flughafen kommen. Durch die Sondervera­nstaltunge­n vergrößert sich der Radius allerdings. „Dann wird ein Airport in guter Erinnerung bleiben, bei der Reiseplanu­ng wieder gewählt und gegebenenf­alls sogar weiterempf­ohlen“, erläutert Angelika Heinbuch, Sprecherin des Frankfurte­r Flughafenb­etreibers Fraport.

In Frankfurt wurden daher die „Airlebnis-Tage“eingeführt, bei denen in den Terminals unter einem bestimmten Motto verschiede­ne Freizeitan­gebote zusammenfi­nden – etwa zum Weltraum oder zum Muttertag. Überhaupt versuchen die Betreiber, für verschiede­nste Zielgruppe­n interessan­t zu sein: Pakete für Kindergebu­rtstage sind fast überall Standard, genauso wie Hochzeitsa­ngebote.

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BILD: HANNOVER AIRPORT

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